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Saturday, December 5, 2015

Infusionen mit Biologika in Arztpraxen


Die Zeit berichtete über eine Praxis für Kinder- und Jugendrheumatologie, in der um 3000 Infusionen pro Jahr durchgeführt werden. Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob es in seinem Einzugsgebiet überhaupt so viele Kinder mit entsprechend schweren Verläufen gibt, also ob es nicht zu Fehldiagnosen gekommen ist. 
Mich interessiert ein anderer Aspekt. Wenn die Praxis 3000 Infusionen pro Jahr durchführt, müssen für jeden Arbeitstag 12-14 Infusionen angesetzt werden. Ich meine, dass dies nicht zu verantworten ist.

Biologika oder  Biopharmazeutika sind Arzneistoffe, die mit Mitteln der Biotechnologie in gentechnisch veränderten Organismen (also Zellkulturen) hergestellt werden. Es handelt sich bei den Wirkstoffen, die in der Rheumatologie eingesetzt werden, meistens um monoklonale Antikörper oder Fusionsproteine. Das sind Stoffe, die im Körper allergische Reaktionen und auch Zytokin vermittelte Reaktionen auslösen können. Und solche Reaktionen können von leichtgradig bis lebensbedrohlich ausfallen. Die muss man behandeln können. Das Negativbeispiel ist immer noch TGN1412; da kam es bei sechs Probanden im Rahmen einer Phase 1 Studie zu einem Multiorgan-versagen.
Die meisten Praxen scheuen deshalb gleichzeitig mehrere Infusionen durchzuführen. Die Logistik einer Praxis gestattet das in der Regel nicht. Anders ist das an einem Rheuma Zentrum / Krankenhaus. Da arbeite ich nämlich. Ich könnte im Notfall auf 10 Rheumatologen (also Internisten, die für Notfälle ausgebildet sind) sowie 2-3 Anästhesisten (die das ebenso können) zurückgreifen. Dazu kommt natürlich ausgebildetes Fachpersonal – und für diese Notfälle hat das Krankenpflegepersonal die sinnvollere Ausbildung als die Medizinschen Fachangestellten. Wir haben in der letzten Woche 40 Infusionen durchgeführt. Das entspricht in etwa 2/3 der Anzahl, die in der Arztpraxis in Schleswig-Holstein durchgeführt werden.

Wenn alles gut geht, ist die Infusionstherapie eine einfache Angelegenheit. Da aber Notfälle möglich sind, muss man diese Situationen auch für jeden anvertrauten Patienten beherrschen können. Wir können das an unserem Zentrum. Und ich bin mir sicher, dass dies für 1-2 Patienten gleichzeitig von rheumatologischen Praxen geleistet werden kann. Genauso sicher bin ich mir, dass 3000 Infusionen in einer Praxis (auch mit vier Ärzten) zu viel sind.

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