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Monday, December 14, 2015

Monoklonale Antikörper nach dem Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Rheumatologie (ACR) in San Francisco (2015)


Ich habe in den letzten Wochen bereits ausführlich in Englisch über die wissenschaftlichen Erkenntnisse beim Jahreskongress des American College of Rheumatology 2015 in San Francisco berichtet. Der ACR 2015 der europäische Kongress EULAR 2015 sind die großen Kongresse in der Welt der Rheumatologie gewesen. Auf diesen Kongressen werden die neuesten Studien vorgestellt und mindestens als Zusammenfassung zugänglich gemacht.

Im folgenden Text sind die Links Verweise auf diesen Blog, aber auf die Artikel in Englisch.

Monoklonale Antikörper
Monoklonale Antikörper sind Biologika, d.h. sie werden in Zellkulturen hergestellt. Sie tragen die Enddung  „…mab“ im Substanznamen (also nicht im Namen des Präparates) und das steht für „monoclonal antibody“. Am Substanznamen kann man erkennen, welcher Herkunft das Protein ist, gegen das sich der Antikörper richtet: Antikörper von der Maus tragen die Endung –omab, von Primaten die Endung –imab, chimäre Antikörper (ein Teil des Antikörpers ist Mausprotein) die Endung –ximab, humanisierte Antikörper die Endung, humane Antikörper die Endung –umab. Beispiele aus der Rheumatologie sind: Adalimumab, Belimumab, Certolizumab, Golimumab, Infliximab, Rituximab, Tocilizumab, Secukinumab, Ustekinumab.  In der Entwicklung sind: Brodaluma, Mavrilimumab, Sirukumab und weitere mehr.

Mavrilimumab
Auf dem ACR 2015 wurden zwei Studien zu Mavrilimumab vorgestellt. Was fehlt noch für eine Zulassung? Es gibt noch keine Phase-3-Studie und noch keine Daten zur Hemmung der radiologischen Progression. Meine Vermutung ist, dass wir warten müssen, bis 104 Wochen Daten veröffentlicht werden. Aber ich war bereits skeptisch und im Laufe der Zeit bin ich noch skeptischer geworden. Wir haben auch nichts mehr von MOR103, einem anderen humanen, monoklonalen Antikörper gegen Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierender Faktor-Rezeptor-α (GM-CSFR-α) gehört. Ich hoffe allerdings immer noch, dass dieses Konzept aufgeht, da wir einen Mangel an Biologika mit alternativen Wirkweisen haben, aber überzeugt bin ich immer noch nicht. Ich hoffe, dass dies im nächsten Jahr ändern wird. Link zum Artikel auf Englisch: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/mavrilimumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html

Secukinumab
Es wurden mehr als 10 Publikationen über Secukinumab auf der Jahrestagung ACR 2015 in San Francisco vorgestellt. Secukinumab richtet sich gegen den Interleukin-17A-Rezeptor. Secukinumab stand bereits unter dem Namen Cosentyx in Deutschland für die Indikation von mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zur Verfügung. Nach dem Kongress und zwar seit dem 26.11.2015 ist Cosentyx in Deutschland auch in den Indikationen Psoriasis-Arthritis und Morbus Bechterew zugelassen. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/secukinumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.

Sarilumab
Es gab einige Veröffentlichungen zu Sarilumab auf dem ACR 2015 in San Francisco. Sarilumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen IL-6, einem Botenstoff (Zytokin). Ich denke, dass die Anzahl der Studien darauf hindeutet, dass Sanofi Sarilumab auf den Markt bringen will; aber es ist noch zu früh, um für eine Zulassung der FDA zu beantragen. Ich verfolge die Entwicklung rund um Sarilumab seit ein paar Jahren. Ich hoffe immer noch, dass das Medikament auf den Markt kommt. Aber ... brauchen wir Sarilumab? Was könnte Sarilumab uns geben, das wir nicht von Tocilizumab bekommen? Werde ich meine IL-6-Inhibitor-Patienten in zwei Gruppen aufteilen? Im Moment kann ich diese Fragen nicht beantworten. Und wir benötigen immer noch Daten über die radiologische Progression. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/sarilumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.

Tregalizumab
Es hat war eine Veröffentlichung zu Tregalizumab auf dem ACR 2015 in San Francisco gegeben. Tregalizumab (BT-061) ist ein humanisierter, anti-CD4-mAb und induziert selektiv Treg-Aktivierung in vitro.  Es scheint ein interessantes Konzept zu sein; die Autoren der Studie weisen darauf hin: "In früheren Studien wurde vorgeschlagen, die Wirksamkeit bei RA in Dosen ≥25 mg subkutan (SC).“ Aber lassen Sie uns zu den düsteren Wahrheiten der Studie kommen. Die Autoren schlussfolgerten aus ihren Daten: "Keine der getesteten Dosen von Tregalizumab zeigte eine signifikante Wirksamkeit in Hinsicht auf die Verbesserung von Zeichen und Symptomen einer aktiven rheumatoiden Arthritis in Woche 12 und 24 (basierend auf ACR20) ...“. Bedeutet das nun, dass Tregalizumab aufgegeben werden sollte? Ich meine nicht. Wahrscheinlich wird das Team um Ronald van Vollenhoven eine neue Idee vorstellen, wie das Konzept doch funktionieren kann; vielleicht in Form einer Kombination.

Sirukumab
Es hat eine Veröffentlichung zu Sirukumab auf dem ACR 2015 in San Francisco gegeben. Sirukumab ist ein humaner MAB, der IL-6 bindet und für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis entwickelt wurde. Also würde Sirukumab sich mit Tocilizumab und Sarilumab sich messen müssen. Dem Sponsor scheint aufgefallen zu sein, dass er der dritte Hersteller sein würde, der einen Anteil vom Tortenstück IL-6 bekommen will. Ich sehe einen Mangel an Engagement. Und tatsächlich sehe ich auch keinen medizinischen Grund, einen weiteren IL-6-Hemmer zu bekommen. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/sirukumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.

Brodalumab
Es hat eine Veröffentlichung zu Brodalumab auf dem ACR 2015 gegeben. Brodalumab ist ein anti-IL-17-Rezeptor MAB, ein viel versprechendes neues Prinzip am Horizont gegen Psoriasisarthritis wird der MAB schön geredet. Aber dann nur eine Studie! Die Auswertung der klinischen Daten der Phase-2-Studie ist nicht sehr überzeugend. Wo ist Daten über die radiologische Progression nach zwei Jahren? Der Sponsor scheint nicht die Agenda voranzutreiben. Ich sehe keinen Grund, warum nicht für eine Phase-3-Studie Patienten rekrutiert werden. Es sei denn, man wartet darauf, wie erfolgreich Secukinumab ist. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/11/brodalumab-at-acr-2015-meeting-in-san.html.

Certolizumab
Es gab 14 Publikationen zu Certolizumab auf der Jahrestagung ACR 2015 in San Francisco. Ich zitiere im englischen Text zwei Studien. Am 20. November bekam UCB eine positive Stellungnahme vom CHMP (Ausschuss für Humanarzneimittel) der EMA (European Medicines Agency) für Certolizumab Pegol (Cimzia) bei schwerer, aktiver und progressiver rheumatoider Arthritis DMARD-naive Patienten zu behandeln. D.h. man kann das Präparat sehr viel früher einsetzen. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/12/certolizumab-part-1-at-acr-2015-meeting.html.

Tanezumab
Es hat eine Veröffentlichung zu Tanezumab bei Arthrose(!!!) auf der Jahrestagung ACR 2015 in San Francisco gegeben. Nach 2013 haben wir nicht viel über Tanezumab gehört, weil die FDA einen teilweisen klinischen Stopp der Studien außerhalb von Krebserkrankungen aufgrund von unerwarteten Nebenwirkungen dem Hersteller auferlegt hatte. Pfizer kündigte Anfang dieses Jahres an, die Phase 3 Studien zu chronischen Schmerzen für Tanezumab wieder aufzunehmen. Tanezumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der selektiv auf den Nervenwachstumsfaktor (NGF), einem Regulator der Schmerzverarbeitung und Empfindlichkeit, gerichtet ist. Ich habe meine Probleme mit dem Wiedererscheinen von Tanezumab in der Behandlung von Arthrose-Schmerzen. Die Studien dauerten nicht lange genug an, um die langfristige Sicherheit zu bewerten. Die Auswertung der alten Daten sagt uns nicht, ob Tanezumab besser als Naproxen, Celecoxib oder Oxycodon ist. Sie sagt uns, dass Tanezumab besser als Placebo ist. Hurra! Aber mal sehen, ob das Phase-3-Programm belastbare Daten bringt. Link: http://rheumatologe.blogspot.de/2015/12/tanezumab-in-osteoarthritis-at-acr-2015.html.

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