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Thursday, August 31, 2017

Rheuma-Kur als Abzocke


Einer unserer Patientinnen wurde von einem Orthopäden eine Rheuma-Kur mit 10 Infusion zu je 25 € empfohlen. In den Infusionen sollten „Discus, Zeel, Traumeel und Cartilago“ sein, also homöopathische Präparate.

„Die Rheuma-Kur – das kann sie bewirken
·         Reduziert Gelenkschmerzen
·         Stärkung und Vitalisierung der Gelenke
·         Gesteigerte Mobilität
·         Freude an den täglichen Aufgaben
·         Spaß am Leben durch mehr Bewegung“
Eine Reduktion von Gelenkschmerzen könnte man in einer randomisierten, Doppelblindstudie messen; hat man aber nicht. Was versteht man unter Stärkung und Vitalisierung? Alles und nichts! Das ist Verkaufs-/Werbelyrik. Was ist mit Mobilität gemeint? Vielleicht „die Bereitschaft und Fähigkeit, seinen Wohnort zu wechseln, wenn die Wahl des Arbeitsplatzes oder Interessen der Firma dies notwendig machen“? Spaß und Freude? Wie gemessen? Natürlich überhaupt nicht.

„Schulmedizinsche Ansätze lassen sich gut mit homöopathischen / naturheilkundlichen Therapieansätzen kombinieren.“ Lese ich auf einer orthopädischen Seite. Nein! Schulmedizin ist das eine und Homöopathie ist etwas anderes. Die Kombination ist unredlich.

Zeel comp N Ampullen enthalten: „Ampullen zu 2,0 ml (= 2,0 g) enthaltend 10 mg Rhus toxicodendron Dil.D 4, 2 mg Arnica montana Dil.D 4, 1 mg Solanum dulcamara Dil.D 4, 1 mg Sanguinaria canadensis Dil.D 4 und 3 mg Sulfur Dil.D 10.“
Auf der orthopädischen Internet-Seite lese ich u.a.: „Die Biokatalysatoren (vitaminartige Substanzen und andere am Zellstoffwechsel beteiligte Stoffe) sollen die Zellfunktion anregen und die Regenerationsfähigkeit des geschädigten Knorpels verbessern.“ Sind es nun Vitamine oder nicht? Was wird katalysiert? Das wurde ziemlich sicher nicht analysiert. „Sollen“ heißt nicht, dass sie es auch tun; das ist lediglich ein Wunsch.
Und: „Die Organauszüge sollen den Knorpel anregen sich zu festigen und bieten ihm dafür die notwendigen Bausteine an.“ Wieder „sollen“. Die Angabe „notwendige Bausteine“ setzt voraus, dass auch eine entsprechende Menge vorhanden ist. Das ist bei Verdünnungen von 1:10.000 bis 1:10.000.000.000 nicht der Fall.  
„Die pflanzlichen Bestandteile sollen die Gleitfähigkeit des Gelenkknorpels verbessern und so die Beschwerden mindern.“ SOLLEN!

Es gibt eine Zellstudie aus dem Jahr 2004 mit wohlgemerkt den Ausgangssubstanzen des homöopathischen Präparates aus einem Labor der Vitaplant AG [1]. Das Ergebnis führt nicht weiter. Die zweite Arbeit, die in Pubmed gelistet wird, ist ein Diskussionspapier aus dem Jahr 2007 [2]. Man kommt zu dem Ergebnis, dass man [„die Notwendigkeit weiterer Studien zur Klärung der Rolle der Verbindung im antiarthritischen Armamentarium der Komplementärmedizin erörtert“]. Da ist man in den letzten zehn Jahren offensichtlich nicht zu gekommen.

Ich halte eine solche Rheuma-Kur für Abzocke.

Links:

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