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Tuesday, September 25, 2018

Leitsymptom Schmerz auf dem Kongress der DGRh 2018 in Mannheim




In einer Session zum Thema Leitsymptom Schmerz sprach Prof. Dr. med. W. Eich zum Fibromyalgiesyndrom (FMS). Er unterschied zwischen lokalen und generalisierten Schmerzen.
Es gibt kaum Medikamente, die nach der S3 Leitlinie einsetzbar wären; Amitriptylin, Duloxetin und Pregabalin sind zeitlich befristet einsetzbar. SSRI können bei komorbiden Angststörungen und Depressionen eingesetzt werden. Für alle anderen Medikamente gilt eine negative Empfehlung.
Kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit aerobem Training soll eingesetzt werden [1]. Auch Entspannungsverfahren in Kombination mit aerobem Training soll eingesetzt werden.
Meditative Bewegungstherapien wie Tai-Chi oder Qigong werden empfohlen. Zeitlich befristete Empfehlung für Akupunktur [2]. Negative Empfehlung für achtsamkeitsbasierte Stressreduktion als Monotherapie, Homöopathie, Nahrungsergänzungsprodukte, Reiki, Tanztherapie.
Die Pathogenese somatoformer Störungen wurde mit Disposition, Auslösung und Aufrechterhaltung als bio-psycho-soziales Modell vorgestellt.
Überflüssig sind Pregabalin nach vier Wochen ohne Wirknachweis, Oriate, Cannabis, Benzodiazepine, Antipsychotika. Man soll das Entweder-Oder-Modell oder hierarchische Modelle zur Erklärung vermeiden.
Aktuell werden nach ICD-10 das Fibromyalgiesyndrom mit M79.70 und die somatoforme Schmerzstörung mit F45.41 verschlüsselt. Der ICD-11 wurde vorgestellt, bei dem dann das Fibromyalgiesyndrom mit MG30 also als chronischer Schmerz und die somatoforme Schmerzstörung mit 6C20 als „bodily distress disorder“ verschlüsselt werden sollen.

In seinem Vortrag Joints for joints berichtete Prof. Dr. med G. Pongratz über die Datenlage zu Cannabis in der Rheumatologie.
Cannabis hatte eine unkonventionelle Zulassung im medizinischen Bereich ohne Zulassungsstudien für spezielle Indikationen im Bereich z.B. des Bewegungsapparates. Kosten und Nutzen sind für viele Indikationen mangels Evidenz unklar.
Cannabis sativa wirkt anregend, jedoch wirkt Cannabis indica beruhigend. Es sind bis zu 545 Komponenten nachweisbar, z.B. Terpene, Phenole, Steroide, Fettsäuren etc. Salben, Tees, Zigaretten und Verdampfungsflüssigkeiten („liquids“) werden angeboten. Delta-9-THC (Tetrahydrocannabiol) wirkt psychotrop, CBD (Cannabidiol) wirkt nicht psychotrop und kann damit die THC-Wirkung modulieren.
Eine kontrollierte Studie (N=31 Cannabis, N=27 Placebo) zur rheumatoiden Arthritis zeigte zwar Effekte, aber auch eine hohe Nebenwirkungsrate (bis achtmal so hoch wie Placebo).
Zusammenfassend is Cannabis bei rheumatologische Indikationen unzureichend untersucht. Das Endocannabinoidsystem zu beeinflussen hat jedoch „großes Potential“. Als Drittlinientherapie bei neuropathischen Schmerzen einsetzbar.

 
Links:
[1] Das hatten wir am Rheinischen Rheuma Zentrum bereits in den späten 90iger Jahren etabliert: http://rheumatologe.blogspot.com/2010/11/fibromyalgia-multimodal-therapy-at.html
[2] Ich hatte die Möglichkeit chinesische Akupunkteure zu befragen, die aber Akupunktur bei FMS (纤维肌痛综合征) nicht einsetzten.






INTERDISZIPLINÄRE RHEUMATOLOGIE 2.1 Johann
Wenzel Stamitz
14:45 - 16:15 16 | Leitsymptom Schmerz
Vorsitz: Klaus Schmidt, Dortmund
Christoph G. O. Baerwald, Leipzig
14:45 16.01 | Fibromyalgie-Syndrom und somatoforme Schmerzstörungen
– Was gibt es Neues?
Wolfgang Eich, Heidelberg
15:05 16.02 | Joints for Joints? Datenlage zu Cannabis in der Rheumatologie
Georg Pongratz, Düsseldorf
15:25 16.03 | Evidenz-basierte Physikalische Therapie - Was wann einsetzen?
Joachim-Michael Engel, Bad Liebenwerda
15:45 16.04 | Rückenschmerz bei axialer Spondyloarthritis – Was tut weh
und wie behandeln?
Uwe Schwokowski, Ratzeburg

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