Eine Patientin brachte eine Packung
mit Weihrauch Spezial 3000 mit. Was ich davon halten würde.
„Weihrauch Spezial 3000“ steht auf
der Packung und „mit den wertvollen Boswelliasäuren“ sowie „mit Piperin“.
Piperin? Piperin kommt im schwarzen Pfeffer vor und fördert die Speichelbildung
und den Stoffwechsel – das machen allerdings alle scharfen Speisen! Im Magen
kann Formaldehyd abgespalten werden, so dass größere Mengen schädlich sind. Es
kann die Bioverfügbarkeit z.B. von Curcuma fördern, Weihrauch. Na, sehen wir
später einmal nochmals dahin.
Wieso der Zusatz wertvoll? Wertvolles Aspirin? Wertvolles Ravicti (Jahreskosten:
ca. 800.000 US-$)? Es ist einer der
werbewirksamen Begriffe, andere sind z.B.: wahrer Schatz, geradezu
Unglaubliches, besondere Inhaltstoffe, allerhöchste Konzentration, hochwertig, jahrtausendealtes
Wissen, Schatz der Natur, Geschenk der Natur usw. – positiv belegte Begriffe
sollen den Verkauf eines Produktes fördern. Solche Begriffe sind auch nicht
justiziabel.
Und wieso 3000? Das klingt besser als 2000. Es hat nach den
Inhaltsstoffen keine Bedeutung. Spezial kann ich noch durchgehen lassen, da
außer Weihrauch noch anderen Stoffe dem Präparat beigegeben wurde. Aber wenn
Boswelliasäuren / Weihrauch sooo wirksam und wertvoll sind, warum dann noch ca.
zehn weitere Bestandteile hinzumengen?
Schauen wir genau hin, was sich noch
alles in diesen Kapseln befindet. Gelatine als Kapselhülle – alle Achtung, das
wird sonst nicht erwähnt. Wenn Gelatine so wichtig wäre, dann könnte man auch
ein Gummibärchen essen.
Myrrhe! Weihrauch … und … Myrrhe … und ein goldener Schriftzug sowie
Gold als Hintergrund. Die Weisen aus dem Morgenlande „fanden das Kindlein mit
Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre
Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe (Matth. 2.11). Myrrhe
ist auch zum Räuchern benutzt worden und hat auch medizinische Eigenschaften,
z.B. bei der Colitis ulcerosa wurden erste Untersuchungen durchgeführt. Es sind
keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu Gelenkerkrankungen in PubMed zu
finden.
Manganmangel wird kaum gesehen. Mangan ist ein Schwermetall. Der menschliche
Körper benötigt es als Spurenelement. In Lebensmitteln wie Erdbeeren, Vollkornprodukten,
Keimlingen, Nüssen, Milch z.B. ist viel Mangan enthalten. Bei zu viel Mangan
kann sich der sogenannte Manganismus entwickeln, ein Krankheitsbild, das dem
Parkinsonismus ähnelt.
Und dann ist auch noch Vitamin D3 (Cholecalciferol) enthalten – bei der
Tagesdosis nimmt man 1,5 µg zu sich, was 7,5% des Tagesbedarfs ausmacht.
Curcuma ist überdies enthalten. 100 mg pro Kapsel und 20 mg Extrakt.
Ein gestrichener Teelöffel Curcuma Pulver enthält die 30fache Menge! Es gibt
eine Metaanalyse zum Thema[1]. Man hatte über 10.000 Studien analysiert, wovon
acht Studien übrig blieben, die in die Anforderungen passten. Eine definitive
Empfehlung als Medikament ließen die Studien nicht zu, aber sie rechtfertigen
die Empfehlung als diätetischen Zusatz. Die benutzten Mengen unterschieden sich
jedoch – es wurden in den Studien meistens 1000 mg Curcumin täglich benutzt. In
einer Bachelorarbeit schreibt Sunita Chhatwal [2]: „Als allererstes fällt auf, dass
durch die Einnahme von dem Gewürz Curcuma, in dem nur 2–5% Curcumin enthalten
ist, keine medizinischen Heilwirkungen erzielt werden können. Die geringe
Konzentration verbunden mit der niedrigen Bioverfügbarkeit wird keinen Effekt
auf den Körper ausüben. Laien, die in Zeitschriften auf die Wirksamkeit von
Curcuma aufmerksam gemacht und durch den täglichen Verzehr in den Glauben
versetzt werden, etwas Gutes für ihre Gesundheit getan zu haben, werden
getäuscht.“
Was kostet der Spaß? Etwa 180 € im
Jahr. Tja, überflüssig ist überflüssig, aber ich habe schon schlimmere Abzocke
gesehen.
Links:
[1] https://www.liebertpub.com/doi/pdf/10.1089/jmf.2016.3705 „In conclusion,
although the studies used in this meta-analysis do not have sufficient number
of subjects to permit a definitive recommendation for the use of curcumin as a
treatment for arthritis, they do provide a compelling justification for its use
as a dietary adjunct to conventional therapy.“
.
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