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Monday, August 23, 2021

Altargesteck am 22.08.2021 – 12. Sonntag nach Trinitatis

 



Der Wochenspruch lautete: "Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." (Jes 42,3) [1] Text der Lesung und Predigtext waren identisch, nämlich “Die Heilung eines Tauben” mi Markusevangelium [2].

Ich las gerade nochmals den Text, und es war mir, als ich ihn im Gottesdienst vorlas, nicht aufgefallen, daß sich die Übersetzung geändert hatte. Ich las den Text der Luther-Übersetzung von 2017 vor: “ … legte ihm die Finger in die Ohren und spuckte aus und berührte seine Zunge … ”. Aber ich hatte die Luther-Übersetzung von 1984 in Erinnerung: “ … legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel … “ Das ist doch völlig anders! Die Einheits-übersetzung von 2016 hat: “ … legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel” [3]. Und dann forschte ich weiter und fand eine Texterklärung für den griechischen Text und mußte erkennen, daß der Originaltext so uneindeutig wie die Luther-Übersetzung von 2017 ist [4]. Weshalb war mir das so wichtig? Weil man damals andere Vorstellungen von Hygiene und Heilmitteln hatte. Gerade Spucken hat in verschiedenen Kulturen unterschiedlich Bedeutung.

Ich erinnere mich an eine Szene in der Dune-Verfilmung von 2000 [5], in der Uwe Ochsenknecht als Stilgar vor Herzog Leto Atreides ausspuckt. Die Gesellschaft ist konsterniert, aber Paul Atreides rettet die Situation, in dem er Stilgar für die Gabe seines Wassers dankt. Oder ich denke an die ersten Kontakte der westlichen Politik in das China Maos, wo es üblich war, Spucknäpfe zu benutzen. Und wir könnten noch mit Filmen weitermachen, z.B. als John Wayne einen Spucknapf umwirft ... [7]

Während der Pandemie hinter Masken kann man sich heute die biblische Situation kaum vorstellen. Der Text geht weiter: “ … und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf!” Und das gilt dann auch für uns.

Wagen wir noch einen Blick auf das Altargesteck. Die liturgische Farbe das Zeit nach Trinitatis ist Grün. Man muß schon sehr genau hinsehen, um etwas Grün zu sehen. Wenn ich mir die vielen Grünnuancen ansehe, die Willy Puchner gefunden hat [6], dann wundert es mich, daß er noch kein Trinitatis-Grün entdeckt hat.

Nicht Trinitatis-Grün, aber immerhin Grün



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links etc.:

[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#986
[2] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.7/Markus-7
[3] https://bibel.github.io/EUe/nt/Mk_7.html und in der Fußnote dazu (19) liest man: “Speichel galt damals als Heilmittel.”
[4] https://biblehub.com/mark/7-33.htm Dort gibt es auch eine Erklärung Wort für Wort für den griechischen Text (ἔβαλεν τοὺς δακτύλους αὐτοῦ εἰς τὰ ὦτα αὐτοῦ καὶ πτύσας ἥψατο τῆς γλώσσης αὐτοῦ), sehr wichtig, da ich weder Griechisch noch Alt-Griechisch beherrsche.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Dune_%E2%80%93_Der_W%C3%BCstenplanet  
[6] Willy Puchner: Willy Puchners Welt der Farben. G&G Verlagsges., 2011. ISBN: 3-707450-99-6
[7] Rio Bravo von Howard Hawks https://de.wikipedia.org/wiki/Rio_Bravo John Wayne spielt Sheriff John T. Chance, der nicht will, daß Dude (exzellente Besetzung mit Dean Martin) sich erniedrigt und einen Silberdollar aus dem Spucknapf holt, und deslb den Spucknapf umtritt. Wer hätte gedacht, daß wir von der der Heilung eines Tauben zu John Wayne kämen?
 

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