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Thursday, December 16, 2021

Der merkwürdige Besuch In der Kirche St. Lambertus in Tondorf


Schon lange hatte ich geplant, mir die Pfarrkirche St. Lambertus in Tondorf anzuschauen, schon in der Zeit, als ich noch ein Haus in der Eifel suchte und eines in Tondorf angeboten wurde … mit 13 Parkplätzen. Nun daraus wurde damals nichts und ich hatte auch nicht die Zeit für St. Lambertus. Immer kam etwas dazwischen. Nicht so gestern.

 

Tondorf gehört zur Gemeinde Nettersheim und St. Lambertus gehört zur Gemeinschaft der Gemeinden Hl. Hermann-Josef Steinfeld [1]. Der Kirchturm ist weithin sichtbar. Aber kommen wir zunächst zu Tondorf. Tondorf wird bereits 898 erwähnt und man schließt aus dem Hinweis auf mehrere Kirchen, daß es damals bereits eine Pfarrkirche gab. 1510 ist diese (?) Kirche baufällig und 1580 wurde ein Neubau begonnen. „Im Jahre 1812 wurde die Kirche wieder durch einen Neubau ersetzt, der am 8. August 1833 geweiht wurde.“[2] Breite und Länge des Hallenbaus werde im Wikipedia-Artikel erwähnt, aber die Höhe des Turmes, die mich interessiert hätte, wird auch sonst nirgendwo (im Internet zugänglich) erwähnt. Interessant ist noch die Ausrichtung der Kirche: nicht nach Osten sondern nach Nordnordwesten [1], wobei Osten ungenau ist, denn Kirchen sind eher zum Sonnenaufgang ausgerichtet, das wäre hier Südosten [3]. Auch wenn das Ostungsprinzip im 15. Jahrhundert endete, bleibt es doch ungewöhnlich.



Ich schaute mir die Kirche von außen und insbesondere den schönen Turm an und betrat dann, schnell den Mund-Nase-Schutz übergezogen, den Vorraum im Turm. Dort kann man Kerzen bzw. Teelichter aufstellen; man stellt heutzutage Teelichter auf, denn die rußen weniger. Und dann ist die Zwischentür verschlossen. Wie ärgerlich! dachte ich. Dann machte ich durch die Glastür einige Fotos, die aber nichts wurden, außer daß sie ein Memento Pandemi ist, weil besonders gut läßt sich der Desinfektionsspender fotografieren. Ich versuchte etwas von der Glasmalerei zu erkennen, viel sah ich nicht und auch von außen betrachtet, dachte ich, nicht viel zu verpassen. Da irrte ich jedoch gewaltig.


Zu Hause rief ich die Seite  die Seite der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. (Leitung Dr. phil. Dipl.-Ing. Annette Jansen-Winkeln) auf, und da wurde ich auch wieder einmal mehr fündig [4]. Die Halbkreis-Ornamente zeigen eine Art Mosaik und stammen etwa aus dem Jahr 1950. Gestaltet wurden sie von Maria Katzgrau (1912-1998). Sie war eine der ersten Frauen, die als selbständig Glasmalerinnen bedeutende Aufträge realisieren konnten [5]. Hingewiesen wurde auch auf die Darstellung der Schöpfungsgeschichte im Franziskushospital in Köln-Ehrenfeld (1959). Wer nun mehr über Maria Katzgrau wissen will, kann den Katalog der Ausstelung noch erwerben [6].


Beim Namenspatron handelt es um Lambert von Lüttich (ca. 635 bis ca. 705). Er „war Bischof von Tongern-Maastricht und Märtyrer.“ [7] Lambert stand im Streit mit der weltlichen Macht. Als der fränkische Hausmeier Ebroin 675 an die Macht gelangte, setzte er Lambert als Bischof ab und verbannte ihn in das Kloster Stablo, der dort bis zu Tode Ebroins im Jahr 682 verblieb. Bischof Lambert verteidigte konsequent die Immunitätsrechte der Kirche gegenüber der Staatsgewalt, so daß es mich beim Lesen gewundert hat, daß man ihn „erst“ etwa 705 erschlagen hat.


Alles in allem eine interessante Kirche, von der ich hoffe, doch einmal das Innere sehen zu dürfen.

Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Lambertus_(Tondorf)
[2] Im Wikipedia-Artikel [1] mit Hinweis auf die Quelle: Hans Peter Schiffer: Kirchen und Kapellen in der Gemeinde Nettersheim. Geschichte – Bauart – Ausstattung. Kall 2004, S. 138.
[3] Der Fachbegriff ist Ostung, verwandt mit Orientierung. https://de.wikipedia.org/wiki/Ostung
[4] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2897/b2897.shtml
[5] Maria Katzgrau. Eine Retrospektive. Glasmalereien, Gemälde, Skulpturen, Entwurfkartons und Zeichnungen. 18. Oktober 2008 - 1. März 2009. https://www.glasmalerei-museum.de/ausstellungen/sonderausstellungen/maria-katzgrau-eine-retrospektive  
[6] Myriam Wierschowski (Hrsg.), mit Texten von Maria Engels, Adam C. Oellers, Dirk Tölke Myriam Wierschowski und Zeitzeugen. Maria Katzgrau. Katalog zur Ausstellung im Deutschen Glasmalerei-Museum Linnich vom 18. Oktober 2008 – 1. März 2009. Linnich 2008. ISBN 978-3-9810046-4-9
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Lambert_von_L%C3%BCttich

 


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