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Thursday, December 9, 2021

Tee und Salz

Buttertee - da gehört Salz hinein

 

Ich habe wieder einmal gelesen, ganz zufällig einen Artikel von GALA gelesen, den ich im Internet ca. 1-2 Stunden nach der Veröffentlichung sah [1]. Unter „Ein Tipp für Teegenießer - Warum Sie Salz in Ihren Tee geben sollten“ hätte ich nun irgendeinen Hinweis auf geschmackliche Qualitäten erwartet, aber da stand z.B.: „An eine Zutat haben wir dabei vermutlich noch nicht gedacht: Salz. Dabei kann das Mineral einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben.“ Upps, dabei wird doch vor zu viel Salz gewarnt. Ja, dann kommt auch die Warnung vor dem Salz und man solle den Tee nicht täglich trinken. Und dann noch dies: „Laut der "Teebibel", dem ersten Handbuch über diese spezielle Trinkkultur, gehört zu der perfekten Zubereitung von Tee unbedingt eine Prise Salz.“


Tatsächlich, Lu Yu (陸羽) schreibt: 初沸則水合量,調之以鹽味,謂棄其啜餘,無乃而鍾其一味乎?[Nehmen sie nicht zu viel Salz, sondern der Wassermenge angemessen, sonst bleibt nur der Salzgeschmack übrig.] Er beschreibt in diesem Abschnitt, wie Teeziegel erst geröstet und dann pulverisiert werden, um dann, wie in der japanischen Tee-Zeremonie (Cha-no-yu 茶の湯), mit einem Bambusbesen zu einem schaumigen Getränk geschlagen zu werden. Prinzipiell ist es richtig – Lu Yu spricht sich für die Zugabe von Salz aus.




Die beiden Bilder zeigen Pilger vor und im Jokhang-Tempel in Lhasa.
Der Buttertee wird vor dem Eingang verkauft bzw. mitgebracht.
Wenn man sich die Mund-Nase-Masken ansieht, könnte man meinen,
es handele sich um aktuelle Bilder - diese hier stammen aus dem Jahr 2009.


Salz wurde also historisch und auch heute im Tee verwendet. Wir kennen das vom Tibetischen Buttertee, so wie ich es auch erwähnt habe [2]. Oder wie ich es in einem Gespräch mit Dr. Wilayat Khan in Gulmit (Hunza, Pakistan) erfuhr, denn er berichtete, daß sein Hauptproblem Gefäßerkrankungen durch hohen Salzkonsum wäre [3]. Ich muss zugeben, daß ich damals meine Zweifel hatte, denn Befürworter des Salz-Reduktion und ihrer Gegner konnte für jede Seite Studien vorlegen. Das aber hat sich mittlerweile geändert.

Dr. Wilayat Khan steht in der Mitte [8]


Professor Andreas Zeiher berichtete über eine Studie, die beim ESC-Kongress vorgestellt worden ist [4]. Professor Zeiher faßte zusammen: „Wenn immer es geht, möglichst wenig Salz verwenden.“ Hintergrund ist die SSaSS-Studie (Salt Substitute and Stroke Study), über die der Hauptautor Bruce Neal auf dem Kongress berichtet hat.


In der SsaSS-Studie [5] wurde ein Teil von NaCl (Kochsalz, Natriumchlorid) durch KCl (Kaliumchlorid) ersetzt. Man kann nur einen Teil ersetzen, da KCl zusätzlich bitter schmeckt. Die Autoren: „Bei Personen, die einen Schlaganfall in der Vorgeschichte hatten oder 60 Jahre oder älter waren und Bluthochdruck hatten, waren die Schlaganfälle, schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle jeglicher Ursache mit dem Salzersatz niedriger als mit normalem Salz.“ Das Schöne an Studien aus China ist ihre hohe Zahl an Teilnehmern (hier N=20.995), so daß die Ergebnisse auch statistisch stabil sind. Ich weiß nicht wie viel Fertigprodukte in China verwendet werden, denn die sind bei uns für etwa 70-75% der Kochsalzzufuhr verantwortlich. Aber auf jeden Fall zeigt die Studie, daß es sich lohnt, Salz einzusparen. Es gibt darüber hinaus noch weitere Studien und Metaanalysen [6], die ähnliche Ergebnisse aufweisen.


Was machen Hersteller von Fertigprodukten im Lebensmittelbereich? Sie fügen u.a. Salz und Zucker bei, um den Geschmack zu verbessern. Deshalb sollten wir auch mehr frische Nahrungsmittel selbst verarbeiten. Dann können wir auch die Menge Salz, die wir zu uns nehmen, selbst bestimmen.

Sehen Sie hier Salz - na also!


Wenn Sie nun dann und wann Salz beifügen – warum nicht? Wenn Sie aber den puren Teegeschmack haben wollen und zudem der Gesundheit etwas Gutes tun wollen, dann lassen sie es weg [7].


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.gala.de/lifestyle/food/tee--warum-sie-ihn-oefter-mal-mit-salz-aufpeppen-sollten-22561116.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/12/tibetischer-buttertee.html
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2013/01/kritische-bemerkungen-zum-himalaya-salz.html
[4] ESC – European Society of Cardiology. Studie – Böses Salz: Studie liefert endlich Beweis – jetzt gilt „wenn immer es geht, weniger Salz verwenden“ – dann lebt man länger – Medscape – 13. Sep 2021. https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4909913_print
[5] Neal B, Wu Y, Feng X, Zhang R, Zhang Y, Shi J, Zhang J, Tian M, Huang L, Li Z, Yu Y, Zhao Y, Zhou B, Sun J, Liu Y, Yin X, Hao Z, Yu J, Li KC, Zhang X, Duan P, Wang F, Ma B, Shi W, Di Tanna GL, Stepien S, Shan S, Pearson SA, Li N, Yan LL, Labarthe D, Elliott P. Effect of Salt Substitution on Cardiovascular Events and Death. N Engl J Med. 2021 Sep 16;385(12):1067-1077. doi: 10.1056/NEJMoa2105675. Epub 2021 Aug 29. PMID: 34459569.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34459569/
[6] Hier sind zwei dieser Studien:
[6a] Zhang JY, Zhang B, Tang J, Gao C, Dong J, Ren J, Guo X, Xu A. [Deaths and life expectancy losses attributed to high-salt diet in Shandong province]. Zhonghua Liu Xing Bing Xue Za Zhi. 2021 Mar 10;42(3):527-530. Chinese. doi: 10.3760/cma.j.cn112338-20200306-00268. PMID: 34814424.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34814424/
Es handelt sich um das „Shandong-Ministry of Health Action on Salt and Hypertension Project (SMASH)“, bei der 32.987 Todesfälle bei einer Diät mit hohem Salzkonsum untersucht wurden. U.a. fand man eine Reduktion der Lebenserwartung von 0,58 Jahren aufgrund der salzreichen Ernährung.
[6b] He FJ, Campbell NRC, Woodward M, MacGregor GA. Salt reduction to prevent hypertension: the reasons of the controversy. Eur Heart J. 2021 Jul 1;42(25):2501-2505. doi: 10.1093/eurheartj/ehab274. PMID: 34117487.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34117487/
Die Autoren fassen zusammen: „Selbst eine bescheidene Reduktion der Salzaufnahme in der gesamten Bevölkerung wird zu einer erheblichen Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und zu enormen Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen.“
[7] „Die WHO empfiehlt eine Salzzufuhr von weniger als 5 g pro Tag (entsprechend etwa einem Teelöffel Salz täglich), um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.“ https://www.euro.who.int/de/health-topics/disease-prevention/nutrition/news/news/2011/10/reducing-salt-intake/frequently-asked-questions-about-salt-in-the-who-european-region
[8] Das Bild stammt aus dem Jahr 2005. OT: Links neben Dr. Khan steht der Fahrer des Krankenwagens, der im Hintergrund steh. Ich habe leider seinen Namen vergessen, aber er fuhr den verletzten Fahrer (LWK-Franktur) eines Unfalls die 130 km nach Gilgit. Der Verletzte war auch Unfallverursacher. Er war einen Wirtschaftsweg hinunter gefahren, ohne den Motor einzuschalten; Traktor und Anhänger kippten einen Hang hinunter. Auf dem Hänger waren Betonteile und ... Kinder. Eines davon starb noch an der Unfallstelle.

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