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Friday, December 3, 2021

Tibetischer Buttertee

 


Meinen ersten tibetischen Buttertee (oder vielleicht besser Yakbuttertee) habe ich vor über 20 Jahren in einem kleinen Dachcafé mit Blick auf den Barkhor mit Jokhang getrunken. Der Tee schmeckte sauer und stechend und erinnerte mich an Ziegenkäse. Der Tee heißt im Tibetischen: gebutterter Tee (འབྲི་མར།  oder ཇ་སྲུབ་མ) und im Han-Chinesischen heißt er ebenso Buttertee (酥油茶) [1]. Neben Tibet wird Buttertee auch in Nepal, Bhutan, Ladakh, Sikkim und weiteren Orten getrunken.
 


Eine Freundin, die als Reiseleiterin tätig war, sagte mir einmal, nachdem sie in der Mongolei Kumys (fermentierte Stutenmilch) getrunken hatte, daß sie da erst Yakbuttertee zu schätzen gelernt hätte. Ich habe in Kirgistan Kumys getrunken und der hatte mir geschmeckt (und ich bekam auch nicht den angedrohten Durchfall). [2] Und auch vor 20 Jahren war ich vom Buttertee nicht entsetzt. Beim letzten Besuch hatte er mir sogar sehr zugesagt. Ich hatte ihn sowohl in Hotels als auch in ländlicher Gegend getrunken. Ich denke, es hat etwas mit der Qualität der Butter und einer allgemeinen Verbesserung der Hygiene zu tun.


Die großen, gelben Quader sind Yakbutter.

Yakmilch hat einen höheren Fettgehalt und liefert daher mehr Butter als Kuhmilch. Außerdem besteht Yakbutter zu einem höheren Anteil aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren als Kuhmilch. Dies und die früheren Lagerprobleme (kein Kühlschrank, Temperaturunterschied am Tag von Gefrieren bis brütende Hitze plus fehlende hygienische Behälter) lassen die Yakbutter innerhalb kurzer Zeit ranzig und sauer werden. Dies hat sich aber geändert. 

Tee in Shigatse

Normalerweise verwenden die Tibeter ein Butterfass, in die sie Tee, heißes Wasser, Salz und Butter geben. Historisch wurde Tee in Ziegeln nach Tibet transportiert. Der Brauch begann in der Tang-Dynastie. Man hatte grobe Blätter, Zweige, Staub mit Reismehl und Wasser in Ziegel gepresst und dann getrochnet, da so der langwierige Transport (Karawane) bewerkstelligt werden konnte. Es wurde besonders Pu Er Tee (普洱茶) verwendet. Es ist schon lange her, daß ich so einen Ziegel Tee hatte. Heute wird auch schwarzer Blatttee verwendet. Man kann zuerst ein Konzentrat kochen, das dann mit heißem Wasser vermischt wird. Bitte denken Sie daran, dass Wasser in den Höhenlagen Tibets bei niedrigeren Temperaturen kocht.

Eine Schale Buttertee in Ladakh

Wie kommt man im Westen auf den Geschmack von Buttertee? Einen Liter Wasser verwenden und zum Kochen bringen, abkühlen lassen, 2 Esslöffel schwarzen Tee wie Assam-/Ceylon-Tee oder sogar Pu Er Tee oder Ziegeltee dazugeben, die Teeblätter herausnehmen, wenn der Tee stark genug ist, 200 ml Milch, vorzugsweise Ziegenmilch, hinzufügen; dann alles zusammen mit Salz, zwei Esslöffel Butter und einem Teelöffel cremigen Ziegenkäse (es sei denn, man bekäme Yakbutter, die einer meiner Brüder vor ca. 1 ½ Jahren zufällig erstehen konnte) in einen Mixer geben. Gut mischen und sofort servieren (um ein heißes Getränk zu sich zu nehmen und bevor Ihre Gäste die Möglichkeit haben, von zu Hause zu fliehen). Nein, man bekommt ein wunderbares Getränk!

Buttertee während der Morgen-Zeremonie (Ladakh)

In Tibet hat Teetrinken auch etwas mit Ernährung zu tun. Geröstetes Gerstenmehl (Tsampa) wurde mit Tee gemischt und zu Kugel geformt und dann gegessen; aber das haben Sie sicherlich bei Alexandra David-Neel [3] gelesen.




Links und Anmerkungen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Butter_tea
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/09/yak-butter-tea.html
[3] Alexandra David-Neel: Leben in Tibet. Kulinarische und andere Traditionen aus dem Lande des Ewigen Schnees. Basel 1994. ISBN: 3859143247 – auch in anderen von ihren Büchern!

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