Seiten / Pages

Saturday, December 25, 2021

Verkehrtes Asien – einige Aufreger


Ich suchte heute in alten Unterlagen ein bestimmtes Bild und in einer 30-35 Jahre alten Kladde fand ich einige Aufreger. Das waren sie damals schon, aber ich habe sie bislang noch nicht veröffentlicht.

Beim ersten Bild handelt es sich um asiatische Speisen; es könnte sich durchaus um ein chinesisches Gericht handeln, aber die Präsentation ist eher japanisch. Das Geschirr ist eindeutig chinesisch. Die Eßstäbchen sehen auch chinesisch aus, die Aufschrift ist nicht genügend gut zu erkennen, wirkt aber japanisch; die Präsentation wirkt weder chinesisch noch japanisch. Und die Schrift ist ein spiegelverkehrter japanischer Text (ein ist zu erkennen). Wahrscheinlich hat man den Fotografen mit einigen Utensilien alleine werkeln lassen.


Der nächste Fall ist eine Anzeige. Wie mag die Zahl 10 Millionen zustande gekommen sein? Ich denke, „klingt gut“ war ausschlaggebend, mancht es aber nicht wahrscheinlicher. Kommen wir zur Bildunterschrift: „Wer leistungsfähig bleiben will“ - aber so sieht die Dame unten rechts im Bild gar nicht aus. Und was für Japaner sind das denn? Es sind Chinesen und zwar in Hongkong. Ich meine, daß die Aufnahme in Wanchai, also auf Hongkong Island, gemacht wurde, so vor etwa 40 Jahren.


Beim nächsten Bild wird uns „eine Chinesin bei der Handarbeit“ gezeigt. Nein, die junge Dame klöppelt nicht, auch wenn sie Klöppel (oder Schlegel) in der Hand hält, denn sie spielt eine Kastenzither, wahrscheinlich anläßlich einer touristischen Vorführung.



Und dann sollen wir eine Werbung für Aspirin in Japan sehen. Erstens sehen wir eine Chinesin, zweitens sehen wir sie und die Zeichen spiegelverkehrt. Es handelt sich um ein sehr alte Werbung auf Chinesisch, denn Aspirin heißt auf Chinesisch 阿司匹林, damals wurde noch 阿司匹靈 benutzt. Das Bild dieser Frau mit der Tablette wird in einem chinesischen Text als Vater der chinesischen Werbung bezeichnet [1]. Japanisch wird das Fremdwort natürlich mit Katakana wiedergegeben: アスピリン.


Kommen wir nun zum „Feinsten Tee aus China“ - so jedenfalls die Überschrift, denn der erste Tee, der im Text erwähnt wird, ist ein japanischer Tee. Dann kommt auch ein chinesischer Tee, der um etwa 30% preiswerter ist. Und dann werden noch vier Teegärten in Darjeeling, Assam und Südindien erwähnt. Aber was ist mit dem Bild? Sieht schon chinesisch aus, wenn man davon absieht, daß die Kalligraphie auf dem Kopf steht.


Was lehrt uns das?
    - China und Japan sind zwei verschiedene Kulturen
    - ich bin leicht zu erregen
    - mich überraschen immer wieder solche Schludrigkeiten
    - wenn mit fremdländischen Zeichen beworben wird, sollte man beim Produkt besonders genau und kritisch hinschauen



Links und Anmerkungen:
[1] https://m.qudiandi.com/product/item/pid/10047494.html

.

No comments:

Post a Comment