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Thursday, January 13, 2022

St. Brictius in Berk


Über die römisch-katholische Pfarrkirche St. Brictius in Berk (Ortsteil der Gemeinde Dahlem) wollte ich bereits vor über einem Jahr schreiben, habe es aber irgendwie verpaßt und bin gerade nochmals da gewesen … und sie hat mir noch besser gefallen.


Schon die Architektur ist interessant, da der moderne zum alten Teil paßt. Und auch die Trauerhalle, die Gedenkkapelle für die Kriegstoten, der Friedhof sind zusammen mit der Kirche zu einer Einheit verschmolzen. Es gefällt hoffentlich auch dem Auge Gottes. Und mir möge man verzeihen, daß mich die Trauerhalle gegenüber des Eingangs an die Architektur der Hobbits erinnert.

Reliquiar der Vierzehn Nothelfer


Berk ist mit 450 Einwohnern ein kleiner Ort in der Eifel und gehört zu Dahlem [1]. Berk liegt kurz vor der Grenze zu Rheinland-Pfalz im Südwesten von Nordrheinwestfalen und die Kreisstadt Euskirchen liegt etwa 50 km entfernt. Der Ort ist unter dem früheren Namen Berchheim für das 12. Jahrhundert urkundlich belegt. Berk ist seit 1768 Wallfahrtsort. Die Wallfahrt führt zu den Vierzehn Nothelfern, und ich lasse mich jetzt nicht verführen, dies weiter auszuführen. Allenfalls noch dies: ich sah ein fotokopiertes Blättchen mit einer Novene zu den Vierzehn Nothelfern, das ich  bedauerlicherweise liegen gelassen habe – andererseits hätten dann natürlich die Vierzehn Nothelfern diesen Blogpost gesprengt.



Und im 12. Jahrhundert bestand bereits die erste Kirche, von der wesentliche Bauteile des Glockenturms noch heute bestehen [2]. Die dazugehörige „Saalkirche wurde 1516 um einen gotischen, dreiseitig geschlossenen Chor und eine Sakristei erweitert“. Die weitere Geschichte steht im zitierten Wikipedia-Artikel. Man plante 1934 einen Erweiterungsbau, der aber erst 20 Jahre später verwirklicht werden konnte. Tragischerweise brannte dieser Teil ab, aber Chor und Turm überstanden das Feuer. Zwei Jahre später konnte ein neues Kirchenschiff errichtet werden. Die im Wikipedia-Artikel erwähnten Aachener Architekten Fritz Jäncke und Erich Heyne wollte ich schon streichen, aber wenn ich mir die Bilder mit der herrlichen Architektur ansehe, finde ich, daß ich sie doch erwähnen sollte.



Mich interessieren besonders die Fenster. Die Fenster im Chor stammen aus dem Jahr 1954, und zwar von Wilhelm de Graaff, der auch für die Abtei Maria Laach gearbeitet hatte, allerdings gefielen mir die 40 Jahre später entstandenen Fenster des Kirchenschiffs von Hubert Spierling besser. Das hatte mich etwas verwundert, da ich dazu neige, die älteren Fenster zu bevorzugen. Die „Freie Komposition“ des Fensters am Treppenaufgang und der „Siebenarmige Leuchter“ haben mir besonders gefallen [3].



Über Brictius von Tours, den Namenspatron, habe ich bei Wikipedia nachgelesen [4]. Den gesamten Artikel möchte ich nicht nacherzählen, denn dazu ist er viel zu gut gelungen; bitte selbst dort nachlesen. Ich habe mich allerdings gefragt, warum es dieser temperamentsvolle Brictius nicht z.B. in Hans Conrad Zanders „Gottes unbequeme Freunde“ geschafft hat [5]. Der heilige Brictius von Tours lebte von ca. 370 bis 444, wobei er 397 Bischof in Tours wurde, nachdem der Heilige Martin (in Kölle „d'r hellije Zinter Mätes“ [6]) verstorben war. 30 Jahre später soll er eine Nonne geschwängert haben. Obwohl er sich einem Gottesurteil stellte und dies seine Unschuld bestätigte, mußte er die Stadt verlassen, um nicht gesteinigt zu werden. In den nächsten sieben Jahren reiste er nach Rom und wurde vom Papst vollständig rehabilitiert. Anders als die Märtyrer ist er 444 sanft entschlafen.


Da ich evangelisch bin, könnte mir das egal sein - ist es aber nicht.
Corona zwingt uns, den Glauben anders zu leben, als wir uns das wünschen.


Also wer es bislang nicht nach Berk geschafft hat, der sollte sich schleunigst auf den Weg machen.




Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Berk_(Dahlem)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Brictius_(Berk)
[3] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2786/b2786.shtml hier kann man sich alle Fenster anschauen.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Brictius_von_Tours
[5] Hans Conrad Zander: Gottes unbequeme Freunde. Heilige für unsere Zeit. Gruner und Jahr (Stern Buch), Hamburg 1982. ISBN: 3-570-04724-5. Oder auch: Die emanzipierte Nonne und andere Porträts von heiligen Individualisten. Kreuz, Stuttgart 1990. ISBN: 3-7831-1024-6.
[6] Zum Heiligen Martin gibt es auch allerlei zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_von_Tours Ihm werden auf dem Totenbett diese Worte zugeschrieben: „mortem non timeo, vivere autem non recuso (den Tod fürchte ich nicht, weiter zu leben lehne ich aber nicht ab)“.

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