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Sunday, July 10, 2022

Die Pfarrkirche St. Michael in Losheim (Hellenthal)

 



Vor etwa sechs Monaten habe ich die Pfarrkirche St. Michael in Losheim, der Ortstheil gehört zu Hellenthal, besucht, komme aber erst jetzt dazu darüber zu schreiben. Es ist so ähnlich, wie es Albert Camus in Der Fremde beschrieben hat, daß man nur einen einzigen Tag gelebt haben muß, um mühelos hundert Jahre Stoff für Gedanken zu haben. Spricht der Zeitraum zwischen Besuch und Bericht gegen St. Michael? Keineswegs, denn das Erlebnis des Wintertages hält bereits bis in diesen Sommer an.

Die Kirche liegt nur etwa 150-200 m von der Grenze zu Belgien. Das war insofern interessant, da Losheim 1919 kurzfristig belgisch war und 1921 wieder deutsch wurde. Heute ist das weniger von Interesse. Bereits 1486 gab es in Losheim eine Kapelle [2]. Die aktuelle Kirche wurde 1912 geplant. 1920 wurde dann, Losheim war belgisch, die alte Kirche abgerissen. Der Neubau erfolgte zwischen 1923 und 1924, wobei ich nicht gefunden habe, wie der Kirchbauverein das Geld für den Bau über die administrativen Wechsel und die Inflation gerettet hat. Die Kirche wurde erst 1928 konsekriert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche sehr stark beschädigt. Reste des Westwall können ganz in der Nähe besichtigt werden [3]. Bereits 1948/1949 wurde die Pfarrkirche St. Michael wiederaufgebaut.


Die Orgel wurde von der Hellenthaler Firma Weimbs Orgelbau im Jahr 1954 gebaut. Die Firma sieht sich in der 600 Jahre langen Tradition des Orgelbaus in der Eifel, nicht zuletzt von Balthasar König. Ich habe bereits mehrere Orgeln, auch restaurierte, dieser Firma anhören können. Die Firma ist mittlerweile international tätig, zu meiner Verwunderung auch in Japan [4]. Die Firma Weimbs Aoyama baute die Orgel für die Kapelle der Gakuin Junior Highschool in Shibuya (Tokyo). Auf meiner ersten Japanreise 1975 wohnte ich drei Tage in Shibuya. Weimbs Orgelbau schreibt: „Die an der Westseite des Bahnhofs gelegene Kreuzung von Bahnhofsstraße und Center-gai ist eine Alle-Gehen-Kreuzung und wird zu abendlichen Spitzenzeiten pro Ampelphase von bis zu 15.000 Menschen überquert.“ [5]

Die Fenster sind etwa 1955 entstanden, allerdings wurde der Künstler nicht ermittelt [6]. Es sind symbolische Abbildungen zu sehen. Das Symbol „Pelikan, der seine Jungen füttert“ ist sehr alt und steht für den Opfertod Jesu Christi.



Interessant fand ich ein eine gerahmte Darstellung vom Turiner Grabtuch [7], an dessen Echtheit der Aushängende nicht zweifelte, er schrieb sogar von einer „echten Photocopy“. Das Grabtuch ist übrigens keine Reliquie sondern wird von der römisch-katholischen Kirche als Ikone eingestuft. Der Wikipedia-Artikel dazu ist interessant. Jetzt könnte man überlegen, was diese Abbildung in der Kirche St. Michael soll. Die Ausstellung des Turiner Grabtuches paßt, denn im Chorraum ist ein Mosaik von Elisabeth Hoffmann-Lacher und ihrem Mann Georg Hoffmann aus dem Jahr 1959. Leider war es innen nicht so hell wie in der winterlichen Landschaft.


Wenn man die Bundesstraße 265 von Hellenthal nach Prüm fährt, dann lohnt sich der Stopp in Losheim, um sich die Pfarrkirche St. Michael anzusehen.


Links und Anmerkungen:
[1] Albert Camus: Der Fremde. Deutsch von Uli Aumüller.  https://fdokument.com/document/albert-camus-der-fremde.html?page=1 S.91
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Michael_(Losheim)   
[3] Die Eifelspur Westwall am Hollerather Knie z.B.: https://www.eifel.info/wandern/wanderwege/a-eifelspur-westwall
[4] https://weimbs.de/2020/04/05/tokyo/  
[5] Von der Kirche zum Orgelbau und dann zur Straßenüberquerung – kann man sich hier ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=Od6EeCWytZo
[6] http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2829/b2829.shtml
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Turiner_Grabtuch


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