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Monday, October 10, 2022

Altargesteck am 09.10.2022 – 17. Sonntag nach Trinitatis

 



Das wird jetzt kompliziert. Letzte Woche war Erntedank und das Altargesteck in der Versöhnungskirche ließ überhaupt nicht an das Erntedankfest denken. Diesen Sonntag sieht das Altargesteck in der Pauluskirche klar nach Erntedank aus, aber es ist eine Woche später. Die Versöhnungskirche hatte wegen der KiTa die Inhalte der beiden Gottesdienste getauscht, so daß noch kein Altargesteck mit dem Thema Erntedank auf dem Altar stand. Wir wechseln die Gestecke nicht wöchentlich, so daß in der Pauluskirche weiterhin das Altargesteck mit dem Thema Erntedank zu sehen war. Ich erlebte also zweimal, ohne daß ich vom Murmeltier gegrüßt wurde, den 17. Sonntag nach Trinitatis – jedenfalls inhaltsmäßig [1].

Der Wochenspruch lautet: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ [2]

Die Predigtexte waren nicht identisch. Der erste Predigttext ist beim Propheten Jesaja nachlesbar [3]. Das sagt sich so leicht. Es wird wieder kompliziert. Das Buch Jesaja hat wahrscheinlich drei Teile, die man Protojesaja, Deuterojesaja und Tritojesaja nennt – das kann man bei Wikipedia vertiefen [4]. Die Kapitel mit den Gottesknechtliedern gehören zu dem Teil Deuterojesaja, der 200 Jahre später als der Protojesaja zu datieren ist [5]. Für die Menschen damals hatte der Text eine ganz andere Bedeutung als für Christen heute. Wichtig ist meines Erachtens der letzte Vers dieser Stelle, denn der lautet: „ […] Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht, dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.“ Somit wird der Anspruch Jahwes auf das Heil aller Menschen bereits hier verkündet.

Der zweite Predigttext steht im Markusevangelium und bezieht sich auf  Heilung eines besessenen Knaben [6]. Interessanterweise haben die Verfasser der Perikopenordnung [7] den Abschnitt in der Bibel um zwei Verse gekürzt. Ich gebe zu, daß der Text lang ist, doch trotzdem … betreiben wir doch ein wenig investigative Exegese. Der Vater des besessenen Sohnes sagte in Vers 19b: „Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten’s nicht.“ Das fragt man sich natürlich, warum? Die beiden ausgelassenen Verse (28 und 29) klären dies und lauten: „Und als er ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.“ [8] Das ist eine ziemlich lahme Erklärung, als könnten die Jünger weder Beten noch Fasten. Gut, ein Nebenschauplatz! Kern ist der Aufschrei des Vaters des Kindes: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Paulus führt dazu im Römerbrief (aktuelle Epistellesung) aus: „Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig.“ [9] Glaube, Zweifel und alle Grautöne dazwischen sind möglich und da sind diese Worte hilfreich.

Die Altargestecke habe ich zusammengeführt und den Kontrast hervorzuheben.




Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1065
[2] 1. Joh 5,4c
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/ISA.49/Jesaja-49 Jes 49,1–6
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Deuterojesaja und dann auch https://de.wikipedia.org/wiki/Deuterojesaja#Gottesknechtlieder     
[5] Protojesaja 740-701, Deuterojesaja durch die Nennung von Kyros I. 539 v. Chr.
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.9/Markus-9 Mk 9,17–27
[7] „Zusammenstellung von Bibelabschnitten, den Perikopen, die zur gottesdienstlichen Lesung bzw. Auslegung in der Predigt im Laufe des Kirchenjahres vorgesehen sind.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Perikopenordnung
[8] Die revidierte Fassung von 1984 merkt noch an: „In der späteren Überlieferung finden sich zusätzlich die Worte: „und Fasten“. Die Bibel, nach der Übersetzung Martin Luthers. Revidierte Fassung von 1984. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1985. ISBN 10: 3-438-01562-5. S. 55 Das Neue Testament.
[9] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/ROM.10/R%C3%B6mer-10 Röm 10,9–17(18), insbesondere die Verse 9 und 10.

 

Und als Zugabe - das Grabmal von Kyros I.


 

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