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Das Sudoku im Hintergrund ist ein unbeabsichtigtes foreshadowing
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Wer im Titel eine Anspielung zu Marcel Prousts epochalem Werk „À la recherche du temps perdu“ [1] gesehen hat, der liegt richtig. Aber eigentlich schreibe ich diametral entgegengesetzt, denn Proust beschrieb viele schöne Dinge, komplexe Beziehungen und das luxuriöse Leben. Nun, wir verwenden eher nicht den Begriff Portefeuille, der uns mittlerweile mehr als Portfolio im Wertpapiergeschäft begegnet, sondern Portemonnaie.
Gehen wir dem Wort Portemonnaie und seinen Synonymen Geldbörse oder Geldbeutel einmal auf den Grund. Der Begriff Portemonnaie stammt auch aus dem Französischen und wird dort ebenfalls benutzt. Geldbörse klingt edel, nach Reichtum, Geld an der Börse, wird aber wenig benutzt. Der Geldbeutel klingt sehr nach Münzgeld. Dann haben wir noch die Brieftasche. Ich habe noch zwei oder drei von meinem Vater, aber die hat man früher für größere Geldscheine benutzt, als größere Beträge noch bar bezahlt wurden.
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Getrenntes Fach für Geldscheine und (ausklappbar) Fächer für sehr viele Karten
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Wir nähern uns langsam dem Thema. Das Portemonnaie benötige ich für ein paar Geldscheine, vielleicht die Bankkarte und wenig Kleingeld. Man kann es in die Gesäßtasche stecken oder wie ich aus Sicherheitsbedenken (bei Reisen angewöhnt) in der Hosentasche vorne. Da haben die ganzen Karten (Personalausweis, Kundenkarten, Krankenversicherungskarte, Führerschein usw.), die wir normalerweise mit uns führen, nach meinem Dafürhalten nichts zu suchen.
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Mit einem unbeabsichtigtem, nicht geschnittenem Cameo-Auftritt |
So denke ich schon lange und so suche ich schon lange. Ich suche seit ca. 30 Jahren. Aktuell sah ich einen Stand mit Geldbörsen, aber alle waren zu kompliziert, enthielten zu viele Fächer für all die Karten, die wir mit uns schleppen sollen. Es war keine dabei, die meinen Ansprüchen auf Schlichtheit entsprach: ein Fach für Geldscheine, eine Einsteckmöglichkeit für EINE Bankkarte, und eine Tasche für etwas Kleingeld. 1997 bin ich auf Cuba fündig geworden und benutze seither dieses Portemonnaie. Ich mußte es bereits flicken. Es ist abgewetzt, aber ich finde einfach keine neue Geldbörse in dieser Art. Vielleicht schwappt irgendwann einmal das japanische Konzept des Wabi-Sabi [2] über zu uns. Dann könnte es vielleicht klappen.
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Abgewetzt bis zum Wabi-Sabi
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Links und Anmerkungen:
[1] Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (Originaltitel: À la recherche du temps perdu). Das Werk erschien zwischen 1913 und 1927, teilweise posthum. Es gibt z.B. die Frankfurter Ausgabe in drei Bänden von 2017, Übersetzung von Eva Rechel-Mertens; ISBN: 978-3518468302. Das sind dann 5200 Seiten. Ich lese momentan in der Mitte des Werkes (Sodom und Gomorra). Da sich dieser Blogpost mit Schlichheit beschäftigt, hier auch ein (sehr, sehr) schlichter Einstieg in das Werk: https://docplayer.org/53942558-Auf-der-suche-nach-der-verlorenen-zeit.html
[2] Wabi-Sabi (侘寂) ist ein japanisches ästhetisches Konzept. "Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste, sondern die verhüllte, nicht der unmittelbare Glanz der Sonne, sondern der gebrochene des Mondes. Der bemooste Fels, das grasbewachsene Strohdach, die knorrige Kiefer, der leicht berostete Teekessel [bei Wabi-Sbi ist etwas berostet, nicht angerostet]", oder mein abgewetztes Portemonnaie. https://de.wikipedia.org/wiki/Wabi-Sabi Eng verbunden damit ist auch Kintsugi (金継ぎ), also diese mit goldhaltigem Lack geflickte Keramik. https://de.wikipedia.org/wiki/Kintsugi Für etwas über etwas über 4.000 € bekommt man schon eine schöne, geflickte Schale der Momoyama-Periode (1568-1600): https://www.etsy.com/de/listing/528066411/karatsu-schale-6084k-momoyama-periode?click_key=82fa9ca0c4bb6ffe1d20ba3468b0809154b7f954%3A528066411&click_sum=5e02879c&external=1&rec_type=cs&ref=pla_similar_listing_top-6
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