K. und der Baum

K. wurde ein kleiner Baum anvertraut und nichts wuchs sonst in dem Garten als dieser Baum. Da stand eine kleine Hütte, in die er sich abends zurückziehen konnte. Und in den ersten Jahren war auch nicht viel zu tun. Er pflegte den Baum, er begoß ihn, er düngte ihn und dann sprießen einige Blätter. K. schaute dem Wachsen zu und setzte sich vor die Hütte und dachte viel und schlief. Er war es so zufrieden. Und wenn die Blätter herabfielen, in dem Moment mußte er sie einsammeln und musste sie nummerieren und katalogisieren, Das ging einige Jahre so. Dann wurde das Archiv immer größer. Die Blätter, die er bereits gesammelt hatte, die mußte K. regelmäßig ansehen, wenden, von Schimmel befreien, pressen und wieder zurücklegen. Seine Aufgaben wuchsen Jahr um Jahr. Es wurden immer mehr Blätter. Keines durfte ihm entgehen. Und keines entging ihm. Jedes wurde katalogisiert nach Jahrgang. Es wurde eingeordnet. K. versuchte sogar, die Blätter nach Zweigen zu ordnen, aber das ging häufig schief. Aber da war man mit ihm sehr nachsichtig. Trotzdem, nach etwa 20 Jahren hatte er ein so großes Archiv von Blättern, daß er kaum noch wußte, wie er ohne weitere Hilfe das Archiv instand halten sollte, geschweige denn die Blätter sammeln. Er hatte auch kein Werkzeug, um die Äste zu kürzen. Und insgeheim wußte er sogar, daß er die Äste nicht kürzen sollte. Schon lange vor dem Rentenalter war die Hütte viel zu klein, um das gesamte Archiv zu beherbergen. Aber da standen Kisten und Kästen bereits außerhalb der Hütte. Und dann kam das Rentenalter und K. dachte, er wäre seiner Aufgabe enthoben. Aber er war es nicht. Weiter mußte er Blätter archivieren. Aber im Laufe der Jahre war er auch etwas schneller geworden, obwohl er nun in seinen Bewegungen langsamer wurde. Aber jedes Blatt hatte bereits, als es gefallen war, seinen Platz im Archiv. Und dann? Dann kam die Zeit kurz vor seinem Tod. K. überlegte, was nun aus dem Baum würde, was würde aus dem Blättern, was aus dem Archiv? Er wußte keine Antwort darauf. Dann wußte er es plötzlich! Aber da verstarb er und konnte es uns nicht mehr mitteilen.

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