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Tuesday, March 5, 2024

LYRIK-Taschenkalender 2016 14. KW 05.03.2024

 



Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren  mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.


14. KW
Johann Wolfgang von Goethe: Nähe des Geliebten


Im Walde
Wenn alles schweigt im Walde
Und auch kein Bächlein gluckst
Dann schaue auf
Denn über Wipfeln
Steht voll der Mond

UnErreicht
    die un-
Erreichte
Liebe
So nah
Und
Doch
So fern
Als
Ob
Die Sonne
    Auf  
Ewig verSinke

Rauschen
    kein weißes
Rauschen
Singt
Der
Wind
In
Den
Bäumen
Oder
Die
Brandung
Am
Ufer
Ein Rauschen
    Immer
Wieder neu

Sterne funkeln – Karfunkel [1] – Karbunkel   
 

14. KW
Kommentar: Dirk von Petersdorff


„Wer hier männlich, wer hier weiblich ist“ -: und erst wer divers ist.

Das Liebchen, das Fräulein -: da zeigt schon das grammatische Geschlecht an, was dem biologischen Geschlecht zu angetan wurde.

Enjambement -: von la jambe das Bein, vielleicht auch das Einreiben des Beines mit einem Unguentum.

KontraFraktur – Contrecoup-Fraktur

„Wer hier männlich, wer hier weiblich ist“ -: ist auch im Hohelied schwierig, aber lösbar, wenn man sich vor Augen hält, daß es sich nicht um ein Lied sondern um eine LiedSammlung handelt.





(Links und) Anmerkung(en):
[1] „Schau den Karfunkel, der Sankt Markus' Augen / Verdunkeln würde – dieser Diamant, / Wie Lollie Paulina nie ih  hatte, ...“ ~ Ben Jonson, Volpone


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