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Monday, May 27, 2024

Altargesteck für den 25./26.05.2024 Trinitatis

 



Der heutige Sonntag heißt Trinitatis [1]. Es ist das Fest der Dreieinigkeit Gottes – ein Gott in drei Personen –, einer theologischen Idee, die für uns schwer verständlich ist und doch viel über das Wesen Gottes aussagt. Die katholischen Schwestern und Brüder feiern den Dreifaltigkeitssonntag, aber das macht die Erklärung auch nicht einfacher [2]. Allerdings mußte ich mich damit abfinden, daß der Begriff Dreifaltigkeit schon im Althochdeutschen vorhanden war [3]. Die Einfalt ist dem heute sprachlich nah, aber etymologisch verschieden, denn es geht auf „gotisch ainfalþs, althochdeutsch einfalti“ zurück „und bedeutete ursprünglich Einfachheit im Sinne von Eingestaltigkeit“ [4]. Luther sprach übrigens vom „einfältigen Volk“ und meinte damit den Pöbel. Ab heute werden im Kirchenjahr viele Sonntage mit einer Ordinalzahl und Sonntag nach Trinitatis bezeichnet – fast ein halbes Jahr bis zum Ewigkeitssonntag. Ich hatte mich bislang wenig mit der Trinität beschäftigt, das letzte Altargesteck zu Trinitatis hatte ich 2018 als Anlaß für einen Blogpost genommen [5].

Die Trinität ist ein Aufrege-Thema, denn die Mormonen (meist bekannter als Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, obwohl dies nur einen Teil der Mormonen ausmacht, allerdings den größten Teil) berufen sich darauf, daß die Trinität erst theologisches Dogma des Christentums nach dem Nicänischen Konzils wurde. Dem steht entgegen, daß es die Mormonen mit dem namensstiftenden Buch Mormon eine neuen Offenbarung folgen, über die ich hier nicht herziehen will. Aber gab es den Gedanken der Trinität nicht schon vorher? Immerhin grüßt Paulus im zweiten Brief an die Korinther: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ [6] Der Geist Gottes ist bereits im Alten Testament nachweisbar, z.B. im Buch der Richter, im Psalter oder bei Jesaja [7].

Der nächste Aufreger ist: Gott – DER Vater, Jesus Christus – DER Sohn – DER Heilige Geist. Dreimal männliches Geschlecht. Ist es nur ein Zeichen einer patriarchalischen Gesellschaft vor 2000 Jahren [8]? Die jüdische Zugehörigkeit wird übrigens matrilinear vererbt. Beim Heiligen Geist könnte man immerhin argumentieren, daß der hebräische Begriff Ruach weiblich ist. Um es zu komplizieren, ist der altgriechische Begriff pneuma (πνεῦμα) geschlechtsneutral.

In beiden Gottesdiensten (Versöhnungskirche Köln-Holweide und Trinitatisgemeinde Kall) wurde visuell gearbeitet. In der Versöhnungskirche mit einem Triptychon von Bernd Zimmer mit dem Namen „trinity“ von 2009 [9]. Das hat mich nun gar nicht überzeugen können. Meine erste Assoziation war E.T. [10]. Mein zweite Assoziation waren immer noch graue Aliens, wie man sie als Modelle kaufen kann. Ud dann kamen immerhin schon Geister. Ich mag mich gerade als Kunstbanause beautet haben, aber ich will auch bei der Wahrheit bleiben. In Kall wurde mit zwei Bildern von Jutta Blühberger und ihrem „Mehr-Jahres-Projekt Trinity“ gearbeitet [11]. Wir betrachteten das Modell für ein Triptychon aus dem Jahr 2013 und das Pentaptychon aus 2021/2022, das schließlich daraus wurde. Für die Trinität hätte ich ein Triptychon gewählt. Das Pentaptychon zeigt drei Einheiten in einem Farbbogen von Rot nach Blau. Der Regenbogen nach dem Gottesdienst sah allerdings besser aus. Andererseits zeigt dies die große Spannbreite Gottes bzw. der Trinität; „meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt“ [12]. Das Modell halte ich für unsere Zwecke für sinnvoller, denn es zeigt die Trinität als kommunikative Dreiheit, wobei die Kommunikation ad intra gegenüber derjenigen ad extra leider dominiert. Trotzdem ein besserer Einstieg in die Diskussion über die Trinität.



Wir beschäftigten uns auch mit dem aronitischen Segen:
„Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ [13]
Interessant für mich ist vor jeglicher inhaltlicher Näherung ide Triade [14].


Der Gottesdienst in Köln-Holweide hatte (wie die nächsten) das 500. Jubiläum des evangelischen Gesangbuches, das natürlich in anderer Form 1524 erstmals erschienen ist. Wir sangen in Köln Lieder aus sechs Jahrhunderten, wobei das 21. Jahrhundert schlecht abgeschnitten hat. Wir sangen als Gloria „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, das in der Trinitatisgemeinde regelmäßig als Gloria gesungen wird und aus dem 16. Jahrhundert stammt. Das EG gibt Nikolaus Decius als Autor und Komponisten an. Das Gesangbuch aus dem 18. Jahrhundert, aus dem ich das Lied abfotografiert habe, hat Johann Spangenberg angegeben [15]. Es sind umfangreiche Texte von Johann Spangenberg auf Latein im Internet verfügbar. Aber er hat auch auf Deutsch geschrieben. Er sammelte Lieder für die evangelische Gemeinde und hat auch Gesänge ins Deutsche übertragen. Wikipedia nennt ihn explizit als Überlieferer des Liedes „O Lamm GOttes unschuldig!“ von Nikolaus Decius [16]. Dieses Lied wird in meinem alten Gesangbuch auch Nikolaus Decius zugeordnet, warum dann nicht auch „Allein Gott in der Höh sei Ehr“? [17] Ich habe es nicht herausfinden können, aber ein netter Exkurs, wenn nicht gar eine Abschweifung, war es schon.


Das Altargesteck in der Versöhnungskirche war nicht ausgetauscht und weiterhin pfingstlich rot. In der Kirche von Kall war das Gesteck umgestaltet mit viel Weiß. Interessanterweise ist die liturgische Farbe für Trinitatis Weiß, danach aber folgen viele Sonntag in Grün. Das Parament in der Versöhnungskirche scheint sich mit der Kirchwand verbinden zu wollen. So habe ich es das erste Mal gesehen.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/trinitatis/  
[2] Ein Diakon der katholischen Kirche erklärte mir, daß dies doch viel moderner sei. Aber im Missale Romanum hieß der Sonntag Anfang der 1960iger Jahre FESTUM SANCTISSIMÆ TRINITATIS, siehe: https://media.musicasacra.com/pdf/romanmissal_classical.pdf S. 519. Ja, auch die evangelische Kirche kann Traditionen bewahren.
[3] „[...] althochdeutsch thrifalt („dreifaltig“, „dreifach“; 8. Jahrhundert)“ - https://de.wiktionary.org/wiki/Dreifaltigkeit  
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Einfalt  
[5] Ich sollte ihn gar nicht zitieren, denn so einfältig kommt er mir heute vor. https://rheumatologe.blogspot.com/2018/05/altargesteck-trinitatis.html  
[6] https://www.bibleserver.com/LUT/2.Korinther13 2. Kor 13,13
[7] Aller guten Dinge sind drei: Ri 3,10 – Ps 139,7 – Jes 11,2
[8] Und heute?
[9] Das kann ich hier nicht reproduzieren, aber man kann es sich im Internet anschauen: https://www.berndzimmer.com/malerei-2009/
[10] „E.T. – Der Außerirdische ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1982.“ https://de.wikipedia.org/wiki/E.T._%E2%80%93_Der_Au%C3%9Ferirdische  
[11] Auch diese Bilder kann ich nicht zeigen, aber sie sind ebenso einsehbar: https://www.juttabluehberger.at/de/fotogalerien/strukturbilder/ 
[12] 1. Mose 9,13
[13] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/NUM.6 4. Mose 6,22–27 insbesondere die Verse 24-26
[14] China und die Triaden wären eine wirklichkeitsfremde Abschweifung.
[15] Johann Spangenberg (1484-1550) war ein deutscher evangelischer Theologe und Reformator. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Spangenberg_(Theologe)
[16] Nikolaus Decius(ca. 1485 bis nach 1546) war deutscher Mönch, Seelsorger, Kantor, Kirchenliederdichter und preußischer Reformator.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Decius  
[17] Ich habe allerdings noch ein weiteres altes Gesangbuch und da ist „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ als Nr. 100 aufgeführt und hat die Angabe: „D. Nic. Selneccer“, also Doktor Nikolaus Selnecker. Neuer Anhang zum Greifswaldischen Gesang=Buch. J.E. Röhl, Altermann der Buchbinder, Greifswald 1781.
„Nikolaus Selnecker (auch: Sellenecker, Nicolaus Selneccer; * 6. Dezember 1530 in Hersbruck; † 24. Mai 1592 in Leipzig) war ein deutscher evangelischer Theologe, Reformator, Kirchenliederdichter und -komponist.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Selnecker Hilft uns das weiter? Unter den Liedern, die im Wikipedia-Artikel ihm zugeornet sind, findet sich „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ nicht.


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