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Sunday, June 16, 2024

Altargesteck für den 15./16.06.2024 3. Sonntag nach Trinitatis

 


Der heutige Sonntag ist der dritte Sonntag nach dem Trinitatis-Fest [1]. Die Kernaussage für diesen Sonntag ist: „Wagt umzukehren! Ihr könnt zurück, wenn ihr nur wollt.“ Der Wochenspruch lautet: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. [2]

Das Evangelium für den dritten Sonntag nach Trinitatis steht im 15. Kapitel des Lukasevangeliums. Es geht in diesem Kapitel um das Verlorene; das verlorene Schaf, der verlorene Groschen oder auch der verlorene Sohn. In dem Teil, der aktuell nicht zur Lesung gehört, heißt es: „Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“ [3] Und vorher im 5. Kapitel lesen wir: „Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ [4] Was uns im Evangeliumstext erwartet, geht über das Verlieren und Wiederfinden des Alltags weit hinaus.

Es geht also um die Geschichte vom verlorenen Sohn [5]. Der jüngere Sohn läßt sich das Erbe auszahlen und verliert das Erbe in einem fernen Land. Während einer Hungersnot dort hat es sich, tiefer kann man in der jüdischen Antike nicht sinken, bei einem Schweinezüchter als Hirte anstellen lassen und wollte gerne vom Futter der Schweine essen, doch niemand gab es ihm. Er bedenkt seine Situation und sagt zu sich: „ Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße“ [6]. So kehrt er zurück und wird vom Vater freudig empfangen, der das gemästete Kalb schlachten  und ein Fest feiern läßt. Der ältere Sohn kommt vom Feld und ärgert sich, daß der Vater für den Bruder ein Fest ausgerichtet hat. Dem Vater gegenüber kann er den Bruder nur als „deinen Sohn, der das Erbe mit Huren verprasst hat“ bezeichnen. Ich weiß, daß Lukas die Geschichte anders erzählt hat; bitte selbst nachlesen. Der jüngere Sohn kommt sehr schlecht weg in der Geschichte, vielleicht sogar zu schlecht. Man kann  heutzutage verschiedene Übersetzungen aufrufen und das habe ich für den Vers 13b getan. Da ist u.a. von „Saus und Braus“ die Rede, von Prassen und „liederlichem Leben“ die Rede [7]. All das hängt an einem Adverb, nämlich ἀσώτως (asōtōs), übersetzt: verschwenderisch [8]. In Vers 30 sagt der ältere Sohn: „Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.“ Rechtlich gesehen war es nicht mehr das Gut des Vaters, denn es war möglich, das Erbe schon früher zu erhalten. Es war das Gut des jüngeren Sohnes, das er leichtfertig (? auch das wäre schon eine Interpretation) verschwendet hat. Stellen wir uns die Situation einmal vor. Da kommt der ältere Sohn vom Feld, fragt warum da ein Fest gefeiert wird und „weiß“, daß der jüngere Bruder sein Erbe mit Huren durchgebracht hat. Hier spielen Neid und Mißgunst eine Rolle. Der Titel hätte anstatt „Vom verlorenen Sohn“ auch lauten können: „Von den verlorenen Söhnen“. Der Vater hat beide Söhne zu sich, zu seinem Fest der Freude eingeladen, so daß auch die Titel „Die Freude des Vaters“ oder „Die Liebe des Vaters“ hätten gewählt werden können. Der Vater vergibt beiden, so daß ein neuer Anfang möglich ist.

„And Now for Something Completely Different“ [9]: der Gottesdienst in der Versöhnungskirche wurde von den KonfirmandInnen und dem Jugendchor „Singaholics“ mitgestaltet. Unter den Titeln:
    ● Herzstärkung [10]
    ● Herzklopfen
    ● Fass dir ein Herz
    ● Herzschmerz
gab es Stationen, an denen die GottesdienstteilnehmerInnen ihre Anliegen ausschreiben konnten. Zurück ging dies auf eine ökumenische Aktion am letzten Wochenende bei „Holweide zeigt sich!“ [11]


Das Altargesteck war in Köln wie in Kall von rötlichen bis violetten Tönen geprägt. In der Versöhnungskirche paßte es zu aktuellen Bild hinter dem Altar. In Kall bestach es durch Formvollendung.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/3-sonntag-nach-trinitatis/   
[2] Lk 19,10
[3] https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas15 Lk 15,7
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas5 Lk 5,31.32
[5] Lk 15,1–3.11b–32
[6] Bevor ich mich hinsetzte, um diesen Text zu schreiben, las ich in Georg Cornelissen: Kleine Sprachgeschichte von Nordrhein Westfalen. Greven Verlag Köln 2015. ISBN: 978-3-7743-0654-7. Ich las bis S. 63 und unterbrach meine Lektüre, denn da steht: „Vahder, ik hab Kwodts gedohn in den Himmel on vöer die: ik bönn niet meer wert, dat ik din Sohn hiet.“ Das wurde 1806/1808 in Wesel im örtlichen Dialekt aufgezeichnet.
[7] „und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen.“ Luther 2017
„und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen.“ Luther 1912
„vnd daselbs bracht er sein Gut vmb mit brassen.“ Luther 1545
„indem er ausschweifend lebte.“ Elberfelder 1905
„und dort verschleuderte er sein Vermögen mit liederlichem Leben.“  Schlachter 1951
„Dort lebte er in Saus und Braus und brachte sein Vermögen durch.“ Neue Genfer Übersetzung
„Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.“  Einheitsübersetzung 2016
„Dort lebte er in Saus und Braus und verjubelte alles.“ Gute Nachricht Bibel 2018
„Dort lebte er in Saus und Braus und verschleuderte sein Vermögen.“ Zürcher Bibel
[8] https://biblehub.com/luke/15-13.htm#lexicon
[9] Der Film „And Now for Something Completely Different“ zeigt in Deutschland unter dem Titel „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“ eine Auswahl der besten Sketche von Monty Python’s Flying Circus.
https://en.wikipedia.org/wiki/And_Now_for_Something_Completely_Different
[10] Vorsicht Abschweifung! Von Thomas Kling gibt es ein Gedicht „erprobung herzstärkender mittel“, aber das hat mit unserer Herzstärkung nichts zu tun. Thomas Kling: erprobung herzstärkender mittel / geschmacksverstärker / brennstabm / nacht. sicht. gerät: Ausgewählte Gedichte 1981-1993. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1994. ISBN: 9783518406205. S. 7.
[11] Holweide zeigt sich! https://www.holweide-bv.de/ und https://evangelisch-in-koeln-dellbrueck-holweide.de/termin/holweide-zeigt-sich-stadtteilfest-im-sommer/ nach
https://rheumatologe.blogspot.com/2024/06/altargesteck-fur-den-09062024-2-sonntag.html
 
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