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Wednesday, September 11, 2024

LYRIK-Taschenkalender 2016 31. und 32. KW 11.09.2024


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren  mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.


31. KW
Jürgen Theobaldy: Blüten, Stiele, Blumen


Ich mag die Welt die Welt in Farben
Denn alle Blumen darben
Wenn Grau in Grau sie stehen
Muss ihre Pracht vergehen

Die alten, grauen Bilder
Die Düsternis wird milder
Wenn man sie malt in Farben
So muss denn niemand darben

Ginster
    im Herbst
Der
GinsterBusch
HinsterBusch
Kein
Gelb
Mehr
Trägt
Die
Samen
VerStreut
Was n
Nun?
Ruft er
    Dem
Winter zu

Da wiegten sich die Wellen.
Da schob der Wind die Wogen.
Da warf das Boot sich hin und her.
Ein wilder Tanz am Ende der 1960er Jahre.

Malen oder SpitzenKlöppeln liegen nicht so weit aus...Einander.  


31. KW
Kommentar: Michael Braun


WolkenDecke
    diese graue
WolkenDecke
Schiebt
Sich
Plötzlich
Über
Die
Stadt
Und
Wir
Leben
Weiter
Wie
In
Einem
KofferRaum
Oder besser
    GeSagt
Wir vegetieren


32. KW
Marina Zwetalewa: ohne Titel


Ich baute kein Haus, denn wir bauten auch nicht die Höhlen, die wir bewohnten. Im Rauch des LagerFeuers verSchwanden Gedanken und die BeGrabenen spuckte die Erde auch nicht wieder aus.

UnBeDacht
    kein Dach
Über
Dem
Kopf
Und
Doch
Die
Ganze
SternenPracht
Zu
Wenig Glut
    Noch
Vor dem Ende

Es gab einmal eine Zeit, da mußte StrohRum von Reisen mitGebracht werden, um dann einen entSetzlichen Grog zu trinken. Oder spielte das auf einem fiktiven Planeten?

Und wenn er/sie nur ein PuppenHaus baut?


32. KW
Kommentar: Katharina Schultens


Ob man „Das Haus vom Nikolaus“ setzen kann? Ich fand nur dies: 
Aber wie zeichnet man das Haus, das Nikolaus nicht baut?

Auf den Punkt kommen. Kürze. Dichten / verDichten. Oder die 1970er Jahre mit EndlosGedichten, also epischer Breite.

Isa -: die einfach im Freien schlief [1], der Gipfel der Unbehaustheit. Oder wie die Frau, die 12 Jahre ohne Pass oder Geld durch Europa gezogen ist und unter Brettern in der Schweiz gefunden wurde [2].

Ich muss endlich das Buch lesen, in dem Elke Erb über die Übersetzungen von Marina Zwetajewa [3] schreibt.  



Links und Anmerkungen:
[1] Das zu wissen, wäre wirklich schwer. Zu dinden in: Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe. Ein unvollendeter Roman. Hrsg. von Marcus Gärtner und Kathrin Passig. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2014. ISBN: 978-3-87134-791-7.
[2] Das wußte ich aktuell auch nur noch unscharf. „Vermisste nach zwölf Jahren im Wald gefunden“. dpa-Meldung in: https://www.welt.de/vermischtes/article3057396/Vermisste-nach-zwoelf-Jahren-im-Wald-gefunden.html  
[3] Marina Zwetajewa: Das Haus am Alten Pimen. Eine Auswahl. Übersetzt und herausgegeben von Elke Erb. Reclam, Leipzig 1989. ISBN: 978-3-37900-302-5.

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