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Monday, July 23, 2018

Sütterlin=Schrift



Wer kennt denn noch die Sütterlin=Schrift? Ich glaube, ich war in einem der letzten Jahrgänge, in dem mit Füller (also nicht Patronenfüller!) geschrieben wurde und dann auch noch die Sütterlin=Schrift gelehrt wurde. Wir mussten das in der Grundschule lernen.

Heute erinnert Google an Ludwig Sütterlin (1865-1917), der die Schrift 1911 entwickelt hatte. Die Idee dahinter war die Ablösung einer Schrift, die für den Gänsekiel geeignet war, sich aber nicht an die Entwicklung neuer Schreibwerkzeuge angepasst hatte.

Die Schrift wurde in der Weimarer Republik eingeführt. Bei den Nazis galt sie zunächst als Urdeutsch. Später verboten sie per Erlass sowohl die Fraktur- wie auch die Sütterlin=Schrift. Antisemitische Begründungen, historisch falsch, wurden nachgeliefert. Wahrscheinlicher ist ein praktischer Grund – Anweisungen in besetzten Gebieten sollten lesbar sein.

Ich habe als Arzt natürlich den Vorteil einer Geheimschrift, die nur Ärzte und Apotheker und manchmal auch Krankenschwestern lesen können. Aber ich habe in den letzten Jahren häufiger Notizen in Sütterlin=Schrift gemacht und musste feststellen, dass die jüngeren Kollegen das nicht lesen können.

Wer alte Briefe lesen will, kommt nicht umhin, sich mit der Sütterlin=Schrift auseinanderzusetzen. Wenn man sie lesen will, sollte man sie auch schreiben können.


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