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Sunday, January 23, 2022

Altargesteck am 23.01.2022 – 3. Sonntag nach Epiphanias

 



Eigentlich sollte heute ein ökumenischer Gottesdienst mit einem Treffen im Anschluß stattfinden, aber Omikron bzw. die Pandemie machten eine Verschiebung des Zeitpunkts notwendig. Die Bibel wurde in knapp 2.500 Sprachen übersetzt [1], so daß die christliche Botschaft die Ökumene, also den gesamten Erdkreis [2], umfaßt. Der Wochenspruch lautet: "Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes." [3]

Wir haben uns heute mit der Frage nach Heimat beschäftigt. Ist Heimat so etwas wir das Paradies? Adam und Eva mußten es verlassen. Oder ist Shangri-La nur eine Umschreibung für Heimat [4]? Lot und seine Familie mußten Sodom verlassen, denn eine Katastrophe bahnte sich an. Ich mußte gerade an Tonga denken, das gerade von einer existentiellen Naturkatastrophe heimgesucht wurde [5]. Dabei geht es um den Verlust von Heimat.

Die Formation wird als Lots Frau bezeichnet

Kommen wir zu Lot und Sodom zurück: „Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war. Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.“ [6] In diesem Fall ist die Heimat für immer verloren und man muss anderswo Wurzeln schlagen. Deshalb ist der Blick zurück auch so schädlich.

Das Tote Meer unterhalb des Felsens

Über diese Wurzeln sang Gloria Estefan: „La tierra donde naciste / No la puedes olvidar / Porque tiene tus raíces /  Y lo que dejas atrás“ [7]. Gloria Estefan stammt aus Havanna, aber ob sie noch eigene Erinnerungen hat, ist fraglich. Die Familie hatte neue Wurzeln in Miami geschlagen.

Heimat hat mehr mit dem Ort unserer Vernetzungen, Beziehungen, Sprache oder Kultur als mit dem Geburtsort zu tun. Und wenn es paßt, kommen die Privatgeschichten, das Erinnern an gemeinsame Erlebnisse dazu. Dann allerdings müssen wir uns auch wieder einmal umdrehen.

Ich war heute in Buchforst, dem Vorort von Köln, in dem ich aufgewachsen bin. Ich war in der Bank und traf einen Freund, den ich schon sehr, sehr lange kenne. Trude Herr stammte aus Buchforst und erwähnte das Quietschen und Krachen vom Rangierbahnhof Köln-Nord [8]. Man hört das nach einer Weile nicht mehr, aber wenn man hinhört, dann ist es das Geräusch der Heimat. Das habe ich immer gemacht, wenn ich längere Zeit von Buchforst entfernt war.

Die Auferstehungskirche in Buchforst zur blauen Stunde

So viel anders als letzte Woche sieht das Altargesteck nicht aus. Weiß ist immer noch die liturgische Farbe.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1021  
[2] „(von Ökumene, griech. oikoumene, „Erdkreis, die ganze bewohnte Erde“)” https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kumenische_Bewegung
[3] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/LUK.13/Lukas-13 Lk 13,29
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/11/morgen-in-diefenbach-shangri-la.html Insbesondere der Hinweis auf den Song der Kinks.
[5] Der Ausbruch des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Meer von Tonga
https://rheumatologe.blogspot.com/2022/01/tonga-from-my-old-travelogue.html
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/GEN.19/1.-Mose-19  Der Untergang von Sodom und Gomorra. Lots Errettung, insbesondere 1. Mose 19,24-26
[7] „Das Land, in dem du geboren wurdest, / Du kannst es nicht vergessen, / Denn es hält deine Wurzeln / Und was du zurück gelassen hast“. Aus dem Song Mi Tierra, das man in Kuba (früher?) nicht singen durfte.
[8] „Einfach war ihr Start ins Leben nicht, am 4. Mai vor 80 Jahren, als sie im Kölner Arbeiterviertel Buchforst geboren wurde, eine kölsche Proletarierin.“  https://www.deutschlandfunkkultur.de/koelsche-proletarierin-mit-ambitionen-102.html Leider weiß ich nicht mehr, wann und wo Trude Herr das über Buchforst gesagt hat.

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