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Thursday, June 9, 2022

LYRIK-Taschenkalender 2015 24. KW 08.06.2022

 




Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020/2021.


24. KW
Hendrik Rost: Requiem


„Ich nickte“ -: das machen viele Menschen am Telefon. Ich sah einmal jemanden mit Handy, der sich neben eine alte, nicht mehr funktionierende TelefonZelle stellte (Madrid?).

„woher er die Nummer hatte“ -: wenn man ein Telefon hat, wird man auch gestört. Ich gebe zu, manche Menschen stören nicht und bei manchen freut man sich sogar, wenn sie stören.

„die verstehen mich nicht“ -: später einmal erläuterte er Zuhörern, daß dies [Gedicht] Kunst sei und deshalb nicht der AlltagsSprache folge. [1]

„Was hatte er gesagt? Nimm deine Zunge und geh.“ -: Geh aus mein Herz und … [2]. Auch ich weiß nicht mehr genau, was Thomas Kling gesagt hat, als ich ihn einmal am Telefon hatte.

„zweiter Hinterhof“ -: Meine GroßEltern mütterlicherseits wohnten im HinterHof SchönebergerStraße in Berlin-Steglitz. War das schön ruhig da, nachdem der FlugHafen Tegel aufgemacht hatte.

„skandierte mit Verve“ -: so habe ich ihn auch im Stollwerck in Erinnerung [3]. Ich hatte mit der Schauspielerin/Sängerin/Entertainerin Maria Liedhegener Chinesisch geübt, denn sie sollte auf Chinesisch singen, aber dann wurde das Programm geändert. Das erinnert mich daran, daß ich in Taiwan/China einmal einer chinesischen Opernsängerin geholfen hatte, eine deutsche Arie einzustudieren. Teilweise notierte sie die Laute in (japanischen) Katakana.

Monolog
    wer sagt
Denn
Daß
Telefonieren
Immer
Dialog
Sein
Muß?
Und
Warum
Sollten
Monolog
Und
Innerer Monolog
    Nicht
Dialog sein


24. KW
Kommentar: Henning Ziebritzki


„lebendig begraben“ in Berlin -: da galt dem Sprecher Hendrik Rost. Wirklich begraben ist jedoch Thomas Kling in Neuss. Ich war auf seiner Beerdigung. Ich denke noch an die einsame Trommel.

„Nimm dein Grab und geh“ -: das sollte dem Werk von Thomas Kling gelingen. Dann auch noch: Nimm dein Bett und geh [4].

Sand
    beFreie den
Sand
Aus
Der
SandUhr
Lasse
Ihn
Gleiten
In
Das Meer
Der
Zeit
Die da-
    Nach noch
Kommt

EntDecken
    im Labyrinth
Der
Sprache
Die
Nischen
EntDecken
In
Denen
Einsame
Kerzen
Langsam
Brennen
Damit
Nicht alle
    Stimmen [5]
VerGehen




Links und Anmerkungen:
[1] Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, es wäre die Vorstellung von „Zinnen“ gewesen, ca. 2002 in Wevelinghoven. Monotypien Ute Langanky und einem Poem von Thomas Kling.
[2] Geh aus, mein Herz, und suche Freud von Paul Gerhardt (1607–1676). Oder: Geh aus, mein Herz, Krimi von Åke Edwardson, den manche schwach fanden – ich nicht.  
[3] 6./7. November 1984
[4] „Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Joh 5,8 https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes5
[5] Hubert Winkels: Der Stimmen Ordnung / über Thomas Kling. Dumont, Köln 2005. ISBN: 3832179410


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