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Thursday, July 21, 2022

Über das Unterstreichen und Kommentieren in Büchern

 


Eigentlich sind es nur drei Striche in einem Buch (siehe oben) gewesen, die den Ausschlag gaben, mich dem Thema geordneter als z.B. im Sammelsurium zu nähern. Warum markieren Leser etwas in einem Buch?

Ich hatte einen Geschichtslehrer, den Dr. Flink, der meinte, man müsse immer mit einem Bleistift das gelesene markieren. Immerhin lasen wir so bei ihm „Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa“ als Raubdruck [1]. Und wer hätte nicht in Caesars De Bello Gallico die Vokabeln dünn mit spitzem Bleistift hineingeschrieben. Aber dazu später mehr.

Zunächst geht es um das Verunstalten von Büchern. Das Buch, in dem es mir gerade aufgefallen war, ist von Martin Buber [2]. Es ist sehr schön gestaltet. Die drei Striche sind völlig überflüssig, denn das Buch enthält nur etwas mehr als 100 Seiten, es ist die einzige Markierung und es hat auch noch ein Lesebändchen. Die Striche sind mit der Stärke eines Griffels auf der Schiefertafel geführt, so daß sie sich noch in die folgenden Blätter durchdrücken. Wenn jetzt noch eine Ecke umgeknickt worden wäre, anstatt das Lesebändchen zu benutzen, ...


In einem Kompakt-Wissen Band Spanisch [3] sind nur einige Seiten markiert; die im Kapitel „Los jóvenes“ mit rosa Herzchen und die im Kapitel „La inmigración“, wie im Bild gezeigt. „Wichtig für Klausur“ werte ich an eine Art Anruf der Bildungsgöttin: Sieh her, ich habe gearbeitet, hilf mir, die Klausur zu bestehen.


Ein weiteres Buch, bei dem ich mir den Luxus gestatte, es zu behalten, ist von Arno Schmidt [4].  Aus dem Leben eines Fauns habe ich in verschiedenen Versionen und dieses Buch hatte ich einmal auf einer Reise dabei. Das Buch zeigt erhebliche Gebrauchsspuren und die stammen von der Abiturientin, die es mit wechselnder Intensität gelesen hat. Ein Teil ist fettdurchtränkt. Einige Seiten sind durch Umknicken von Ecken gekennzeichnet (OMG!). Man erfährt aber auch, was für Wörter nachgeschlagen werden mußten, z.B. ist Antiquriar („Altbuchhändler“) nicht mehr geläufig – ich hätte ohne Antiquariat in dem Alter nicht existieren können, aber heute sucht man sie vergebens. Beim Bild hat mich verwundert, daß sie den Hinweis auf die Farbordnung der Gothaer am Rand niedergeschrieben hat, denn Schmidt erläutert sie doch im Text. Und noch ein Zitat, das sie angestrichen hat: „Eine alte Frau, auf ein Fahrrad gestülpt, unsicherte durch Schulkinder.“ Wenn ich nicht gerade ein anderes Buch angefangen hätte, würde ich es sofort wieder lesen.


Und dann sind da noch die Kritzeleien von Matthias, die ich schon einmal erwähnt habe [5]. Ich hatte damals dazu geschrieben: „Lieber Matthias - gewöhnlich bin ich gegen das Bekritzeln von Büchern, in diesem Ausnahmefall hast Du aber klug gehandelt“.

Zusammenfassend kann man vielleicht in den eigenen Schulbüchern Anmerkungen durchgehen lassen, aber in gehobenen Ausgaben oder entliehenen Büchern haben Kritzeleien nichts zu suchen.


Links und Amerkungen:
[1]  RAF Kollektiv: Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa. [Wagenbach, Berlin 1971]
[2] Martin Buber und Cornelia Muth: Heilende chassidische Geschichten. Martin Buber für Gestalttherapeutinnen und Gestalttherapeuten. Peter Hammer Verlag, Köln 2007. ISBN: 978-3-7795-0157-2.
[3] Kirsten Impekoven: Kompakt-Wissen Gymnasium / Spanisch - Wortschatz Oberstufe. Stark Verlag, o.O. 2009. ISBN: 978-3-8666-8065-4. NB: ist ziemlich gut zur Vorbereitung auf das Abitur geeignet (nicht nur Vokabeln, sondern auch Beispielssätze dazu).
[4] Arno Schmidt: Aus dem Leben eines Fauns. Kurzroman. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main 1973 bzw. November 1997.  ISBN: 3-596-29112-7.
[5] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/05/die-geistigen-heilkrafte-der-edelsteine_19.html Buchbesprechung. Wally und Jenny Richardson: Die geistigen Heilkräfte der Edelsteine. Übermittelt durch Lenora Huett. Aquamarin Verlag, Grafing 1987. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Susanne Harrington.  

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