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Saturday, February 3, 2024

Erlebnis Deutschland – Das Heimatkundemuseum in Hagenow


Der Besuch des Heimatkundemuseums von Hagenow [2] kam für mich überraschend, aber als ich in der Alten Synagoge war, erklärte man mir, daß am Sonntag der Eintritt auch für das Heimatkundemuseum gelte. Von dem Museum hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nichts gewußt. Und genauso blöd, wie ich mich angestellt hatte, die Alte Synagoge zu finden, so blöd stellte ich Tor mich auch an, das Heimatmuseum zu finden. Wieder mußte ich zweimal fragen und dann habe ich es endlich gefunden. Das Museum heißt korrekt „Museum für Alltagskultur der Griesen Gegend“, denn Hagenow gilt als Tor zu Griesen Gegend. Es ist als Museum mit der Alten Synagoge organisatorisch verbunden. Ich lebe in der Gegend, in der auch Heimatkunde-Dorf Kommen liegt. Dort sind viele Gebäude wieder aufgebaut worden und es finden auch Veranstaltungen mit Showcharakter statt. Aber so ein Heimatkundemuseum habe ich schon lange nicht mehr besucht.  

Zunächst interessierte mich die Griese Gegend, die ich nun auch nachrecherchiert habe; Wikipedia läßt einen da nicht im Stich [3]. Man erfährt, um welches Gebiet es sich handelt, und daß es sich im Südwesten Mecklenburgs befindet. Die Herkunft des Namens bleibt unklar. Ein Deutungsversuch ist die graue (=griese) Farbe des Sandes; der als Flugsand früher Dörfer zuwehte – da denke ich wieder einmal an „Die Frau in den Dünen“ [4]. Eine andere Deutung besteht in der grauen Leinenkleidung der Tagelöhner. Die Gegend war schlecht für Ackerbau geeignet. Und wahrscheinlich konnte sich die wendische Bevölkerung deshalb dort länger als sonst in Mecklenburg halten. Als Literaturhinweis finden sich ein Buch aus dem Jahr 1914 und ein Link auf die Landesbibliographie MV [5].




Das Museum bietet neben Darstellung des historischen Alltagslebens in Stadt und Land, auch Funde aus der Steinzeit oder aus den Hagenower Fürstengräbern. Vom Hof des Museums bzw. der verschiedenen Gebäude kann man die Stadtkirche sehen. Der Gebäudekomplex umfaßt das 1828 erbaute Jesselsche Gehöft (Wohn-, Brau- und Brennhaus sowie Speicher- und Stallgebäude) sowie „zwei kleine Zwerchgiebelhäuser, die dem Ratsdiener Rick und dem Hutmacher Brandt gehörten“. In den kleinen Häusern scheint die Zeit zwischen 1920 und 1940 stehen geblieben zu sein. Manche Einrichtungsgegenstände erinnerten mich an die Küche der Großeltern. Ein Schankraum wurde wiederhergestellt und szenisch eingerichtet. Ähnlich kann man man die Werkstatt eines Schuhmachers ansehen. Dazu kommt die vollständige Werkstatt der Landmaschinenschlosserei „Fischer & Havemann“. Mehr noch interessierten mich die Vitrinen mit der Waldglas-Sammlung. Im Raum für die Dampfmaschine von 1902 des Sägewerks Hildebrandt wird noch gearbeitet, aber man kann die imposante Maschine besichtigen. Die würde ich mir, auch wenn vom Akzent her unpassend, vom Professor Bömmel erklären lassen: „Aha, heut hammer de Dampmaschin. Wat is en Dampmaschin? Da stelle mer uns ma janz dumm un sage: ...“ [6].

Ich bin froh, daß ich mir Hagenow mit den Museen ansehen konnte, aber bei mehr Planung hätte ich mir auch mehr Zeit nehmen können; der Ort hätte es verdient.



Links und Anmerkungen:
[1] Die Einleitung zu dieser Serie von Blogposts findet sich unter: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/01/erlebnis-deutschland-einleitung-und.html
[2] https://museum-hagenow.de/wordpress/museumshof-und-seine-gebaeeud/ und https://www.treffpunkt-ostsee.de/ostsee/sehenswertes/museen/museum-hagenow.php  
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Griese_Gegend
[4]
砂の女 (Suna no Onna), Film von Hiroshi Teshigahara 勅使河原宏 (1964), bzw. das Buch von Abe Kobo (安部公房), z.B.: Kobo Abe: Die Frau in den Dünen. Unionsverlag, Zürich 2018. ISBN: 978-3-293-20809-4.
[5] „Becker, Joachim: Aus „de grise Gegend“ von Mecklenburg-Schwerin, Verl. Bodenkultur, 1914“ und: https://www.landesbibliographie-mv.de/REL?PPN=241318696
[6] Paul Henckels (1885 bis 1967) als Professor Bömmel in „Die Feuerzangenbowle“. Der Text, auf den ich anspielte, steht im Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Henckels.

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