„Nicht rosten, sondern rasten!“
~ Donald Duck [1]
In der letzten Woche war ich in Deutschland unterwegs, ich fuhr zunächst über Hollenstedt nach Hamburg, dann von Hamburg über Talkau und Hagenow nach Berlin und dort über Hadmersleben in den Harz und danach über Corvey und den Stau bei Leverkusen nach Köln und zurück in die Eifel. Irgendwann auf der Reise, ich meine kurz nach Hadmersleben, kam mir der Gedanke zu „Erlebnis Deutschland“.
Ich hatte mir früher gedacht, erst die fernen Ziele anvisieren und dann die näheren, die auch noch im Alter möglich sind. Nachdem ich jetzt mehr zufällig an wirklich sehr schönen Orten gewesen bin, denke ich anders darüber. Meine Eltern sind früher einmal im Jahr mit ihren alten Freunden, die über Deutschland verteilt lebten,verreist. Diese Freundestreffen dauerten so eine gute Woche und fanden immer anderswo statt. Das haben sie über eine lange Zeit gemacht. Ich meine, daß sie diese Zeit gut investiert war. Ich hatte eine Nenn-Oma in Bensberg und die ist im Alter viel gereist, nur in Deutschland und hatte über sehr schöne Erlebnisse zu berichten.
Als ersten Platz zur Rast hatte ich das Pestruper Gräberfeld gefunden und ich gebe zu, daß mich das alleine noch nicht überzeugt hätte, aber schön war es auf jeden Fall. Ich nehme an, daß Sie wie ich noch nie vom Pestruper Gräberfeld gehört hatten, aber das braucht man auch nicht, denn dafür gibt es die braunen Tafeln – ich komme auf der Fahrt von Köln z.B. an so einem Schild vorbei, auf dem auf das Kloster Steinfeld hingewiesen wird, an dem ich dann vorbei komme [2] – am Rand der Autobahnen und auch an manchen Bundesstraßen [3]. Es gibt immerhin 3600 dieser braunen Unterrichtungstafeln, wie es in der Behördensprache heißt.
Das Pestruper Gräberfeld und die Alte Synagoge in Hagenow habe ich durch diese Hinweisschild gefunden. Eigentlich wurde ich nur darauf hingewiesen, am Ort selber muß man dann doch noch suchen oder es sind Richtungshinweise mit dem Nahmen vorhanden. In Hagenow hatte ich dann auch noch das Heimatmuseum besucht. Als ich nach Hadmersleben kam, sah ich von Ferne bereits die schönen Türme der Klosterkirche, so daß ich dort von ihnen geleitet wurde. Zu Corvey schreibt der ADAC: „Gelegentlich werden Vorschläge auch abgelehnt. Zum Beispiel, weil die Sehenswürdigkeit nicht relevant genug ist, weil das Motiv nicht angemessen ist oder es aus praktischen Gründen nicht an der Autobahn aufgestellt werden darf. So wurden Pläne für eine Tafel auf das Höxteraner Weltkulturerbe Corvey an der A33 in Nordrhein-Westfalen aus Platzgründen (u.a. kurze Abfolge von Ausfahrten, Lärmschutzwände, viele weitere notwendige Verkehrszeichen) auf Eis gelegt.“ Ich bin aber gar nicht über die A33 gekommen, sondern ließ mich vom NAVI über Land leiten und landete überraschend dort. Vor einigen Monaten hatte ich die Freunde in Talkau bereits schon einmal besucht und wir hatten uns abends eine Sendung auf ARTE zu Corvey [4] angeschaut. Ich dachte damals noch, wie kompliziert es sein müßte, einmal dorthin zu kommen, aber das erledigte sich sozusagen von selbst.
Das Pestruper Gräberfeld [5] liegt ca. 2,5 km südsüdöstlich von Wildeshausen. Die Heidefläche steht unter Natur- und Denkmalschutz und gehört zum Naturpark Wildeshauser Geest. Wikipedia klärte mich darüber auf, daß dies „mit über 530 größeren und kleineren Grabhügeln die größte bronze- und eisenzeitliche Nekropole des nördlichen Mitteleuropas“ darstellt. Die Heidschnucken waren zu sehen, aber ich bin dann doch nicht näher herangegangen, insbesondere da man den Hütehunden nicht zu nahe kommen soll. Die Zucht geht auf Dietrich Schwarting, der um 1938 diese Wirtschaftsform hier wiederbelebte. Das war ziemlich sicher kein zufälliger Zeitpukt, da 1938 das gebiet unter Naturschutz gestellt worden war. Wikipedia: „In der Zeit des Nationalsozialismus erwartete man schon aufgrund der Größe des Gräberfeldes Aufschlüsse über zahlreiche Fragen der „germanischen“ Kultur, bevor die ersten systematischen Grabungen erfolgt waren.“ Das Gebiet kann man auch ohne diese Geschichte genießen. Ein wenig mehr kann man sich bei „Faszination Archäologie“ [6] informieren, auch wenn der Artikel mit „Wer kennt es nicht, das Pestruper Gräberfeld?“ beginnt.
Ich hoffe, daß ich anregen kann, aufmerksamer durch Deutschland oder die angrenzenden Länder zu fahren und nicht nur das Ziel sehen und so schnell wie möglich zu erreichen suchen, sondern das eine oder andere Zwischenziel zu besuchen. Wer langsamer fährt, fährt sicherer und hat auch mehr von der Fahrt.
Links und Anmerkungen:
[1] Das konnte ich sogar nachweisen. Donald Duck soll ein Hotel in Bad Sauerbrunn für Onkel Dagobert rentabel machen und schreibt auf ein Hinweisschild: „Nicht rosten, sondern rasten. / Im Bad-Hotel / Sauerbrunn / Abzweigung hier". WDC 206 MM 29 1958 S04. Mit Bild! https://www.alleswisser.org/Wiki/index.php/Ortsverzeichnis
[2] Über das Kloster Steineld habe ich häufig genug geschrieben, hier z.B.: Erhebung der Gebeine des heiligen Hermann Josef in der Basilika Kloster Steinfeld https://rheumatologe.blogspot.com/2019/06/erhebung-der-gebeine-des-heiligen.html
[3] Der ADAC berichtete darüber: https://www.adac.de/reise-freizeit/reiseplanung/inspirationen/deutschland/touristische-unterrichtungstafeln/ und hier sind noch Listen: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Listen_der_Unterrichtungstafeln_in_Deutschland und https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Unterrichtungstafeln_in_Deutschland_an_Bundesstra%C3%9Fen
[4] Nichts, was man nicht im Internet finden könnte, also nicht nur die wichtigen Dinge wie Donald Duck, sondern die Sendung zu Corvey kann aktuell [18.01.2024] über die Mediathek der ARD noch eingesehen werden: Corvey (Deutschland) - Zwischen Himmel und Erde
09.04.2023 ∙ alpha-doku ∙ ARD alpha - ließ sich leider nicht verlinken - unter https://www.ardmediathek.de/ in der Suchfunktion oben rechts "Corvey - Zwischen Himmel und Erde" eingeben klappt aber.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Pestruper_Gr%C3%A4berfeld
[6] http://steinzeitreise.de/pestrup.php
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