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Monday, February 12, 2024

Zwei Bücher von und der Tod von Sylvia Plath

 



Meine Schwägerin meinte heute morgen, ich solle mal etwas aufmerksamer durchs Leben gehen. Anlass war, daß vorgestern eine Konstruktion aus drei dicken Baumstümpfen und einem Pfahl mit einem Dach in etwa zwei Metern Höhe als Schutz für Brennholz bei heftigem Regen zusammengebrochen war; diese Konstruktion hatte immerhin ca. 15 Jahren gehalten. Jetzt war plötzlich ein freier Raum im Garten entstanden. Den haben mein Bruder und meine Schwägerin gestern aufgeräumt und bepflanzt, außerdem eine Sitzgelegenheit hingestellt und Zwiebeln von Osterglocken eingesetzt. Sehr schön, aber was hat das mit Sylvia Plath [1] zu tun?

Ja, das will ich erzählen. Ich lese gerade die „Collective Poems“ [2]. Ich hatte Sylvia Plaths Gedichte früher nur in Anthologien gelesen. Natürlich ist sie mir auch durch das Buch „Die Glasglocke“ [3] ein Begriff. Und ich schaute mir grade (ewens nochens) das Buch an und sehe auf dem Titelblatt, daß ich genau am 12.02.2023 „Die Glasglocke“ gelesen hatte. Schon etwas erschüttert, aber mit Interesse hatte ich das Buch gelesen, so wie ich im Moment mit Interesse die gesamten Gedichte von Sylvia Plath lese. Immer etwas zu spät [4].

Silvia Plath war mit Ted Hughes verheiratet; von dem ich auch noch eine Gesamtausgabe sowie eine Ausgabe von Briefen habe, die ich beide noch nicht gelesen habe. Ich lese viel, aber ich schaffe  nicht alles, was ich lesen will, umgehend [5] zu lesen. Sylvia Plath hatte sich am 11. Februar 1963  das Leben genommen. Das war gestern vor 61 Jahren. Sylvia Plath ist so etwa in der Zeit geboren, in der auch meine Mutter geboren wurde. Sie hatte ihren Vater, eine Biologieprofessor früh verloren, ca. 1940. Um 1962 schreibt sie in dem Gedicht „Daddy“ [6]: „Daddy, I have had to kill you. /  You died before I had time–––“. Sterben ist ein zentrales Thema in ihrem Schreiben. 1953 hatte sie schon einmal einen Selbstmordversuch durchgeführt; „Die Glasglocke“ hat eine autobiographische Grundlage. Das Gedicht „Lady Lazarus“ [7] entsteht zwischen dem 23. und 29. Oktober 1962 und in ihm steht: „Dying / is an art, like everything else. / I do it exceptionally well.“  Ihr letztes Gedicht heißt „Edge“ [8] und beginnt so: „The Woman is perfected / Her dead // Body wears the smile of accomplishment, / The illusion over Greek neccessity“. Andererseits ist auch viel Naturlyrik zu finden; die liebe ich umso mehr. 20 Jahre nach ihrem Tod („posthum“) wurde ihr 1982 der Pulitzer-Preis für ihr lyrisches Gesamtwerk verliehen.

Im Wikipedia-Artikel finde ich diese Einschätzung: „Innerhalb weniger Monate vor dem Selbstmord der Autorin entstanden, erreichten diese lyrischen Experimente eine 'beängstigende Intensität' als äußerlich und innerlich vollkommener 'Ausdruck eines Zeitgefühls'.“ Dies ist eine Aussage, wie man sie aufgrund der Lebensgeschichte und des Suizids teeffen kann, aber sie beinhaltet eine Klimax, die mir übertrieben erscheint.

Wenn die Osterglocken (daffodils) bei Bruder und Schwägerin hervorkommen werden, dann werde ich vielleicht von Sylvia Plath das Gedicht „Tulips“ lesen oder besser noch von Ted Hughes „Daffodils“, in dem es heißt [9]:  „[...] I had not learned / What a fleeting glance of the everlasting / Daffodils are. [...]“.



Links und Anmerkungen:
[1] Sylvia Plath (1932-1963) war eine amerikanische Schriftstellerin. https://de.wikipedia.org/wiki/Sylvia_Plath
Mir lag außerdem ein Artikel von Petra Pluwatsch vor: „Ein Menschen mit vielen Masken. Literatur. Vor 50 Jahren starb die Schriftstellerin und Ikone der Frauenbewegung Sylvia Plath“. Wahrscheinlich im Kölner Stadt-Anzeiger am 11.02.2023 erschienen.
[2] Sylvia Plath: Collected Poems. Edited by Ted Hughes. faber and faber, London, Boston, 1989, ISBN 0-571-11838-0.
[3] Sylvia Plath: Die Glasglocke. Dt. Übersetzung von Reinhard Kaiser. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2022. ISBN 978-3-518-45676-7.
[4] So ähnlich wie Kevin Johnson es in seinem Lied „Rock and Roll“ besang: „That I was always, just one step behind you“. https://de.wikipedia.org/wiki/Kevin_Johnson_(S%C3%A4nger)
[5] Puh, noch mal gut gegangen, fast hätte ich das mir verhaßte Wort „zeitnah“ verwendet.
[6] Siehe [2], p. 222
[7] Siehe [2], p. 245
[8] Siehe [2], p. 272
[9] https://www.lrb.co.uk/the-paper/v06/n04/ted-hughes/daffodils


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