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Sunday, February 11, 2024

Altargesteck am 11.02.2024 Estomihi



Heute ist der letzte Sonntag vor der Passionszeit wird auch Estomihi [1] genannt. Estomihi kommt von „Esto mihi in Deum protectorem, et in locum refugii, ut salvum me facias.“ („Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet.“ [2]. Es ist dies der Beginn von Psalm 31. Der Wochenspruch lautet: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ [3] Es ist dies die dritte Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung, denn in einigen Tagen beginnt nach den ausgelassenen Tagen [4] des Karnevals die Fastenzeit. Die Lesung aus dem Evangelium nach Markus behandelt die erste Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung [5]. Ich finde den 33. Vers besonders interessant: „Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ Wie schnell ist man doch auf dem falschen Gleis und in der falschen Richtung unterwegs! Und daran schließt sich an „Über die Nachfolge“, die aber im Evangelium nach Matthäus lautet: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ [6] Ich gebe zu, hier hat mich der Konjunktiv II abgelenkt und erfreut.

Die Lesung steht im 1. Brief an die Korinther [7] und beginnt so: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ Und endet: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Aber auch der Mittelteil („Äh, wie war das noch im Mittelteil?“ [8]) ist lesenswert. Dieser Text – „Das Hohelied der Liebe“ –   wird häufig zitiert und ist vielen Menschen bekannt und es ist ein in sich schöner Text. Endlich versteht man Paulus einmal, wahrscheinlich versteht man ihn aber falsch. Paulus sorgte sich um die Gemeinde in Korinth, in der ein Wettstreit tobte – heutzutage wäre das „Korinth sucht den Superapostel“. Gaben (Charismata) wurden zur Selbsterhöhung anstatt zum Dienst an der Gemeinde eingesetzt. Und es bildeten sich Kreise, innere Kreise, die andere ausschließen. Dagegen ist der Text zu lesen.

Der Predigttext steht beim Propheten Amos, der vom Selbstverständnis überhaupt kein Prophet war, und mir gefällt der Text besonders in der Lutherübersetzung wegen „des Geplärrs deiner Lieder“ [9]. Der 24. Vers lautet: „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ Nun ist sie heraus – die ForuM-Studie [10]. In den Presbyterien sind die Studie und der Umgang mit den Ergebnissen bereits besprochen worden. Besonders erschreckend ist die Dauer bis sexualisierte Gewalt zum Thema wurde. „Zu viel Harmonie, zu wenig Kontrolle“ lautet die Überschrift zu einem Artikel in „chrismon“, den ich hiermit empfehle [11]. Es ist nicht tröstlich, daß auch vor ca. 2750 Jahren die Menschen versagten, es ist stimmt mich betrüblich, daß wir immer noch versagen. „Die Wahrheit hat keine Stunde. Ihre Zeit ist immer und gerade dann, wenn sie am unzeitgemäßesten scheint.“ sagte Albert Schweitzer, und weiter: „Wagen wir, die Dinge zu sehen, wie sie sind.“ [12] Die Worte des Propheten Amos sind so aktuell wie vor 2750 Jahren. Wir können das Vergangene nicht ändern, aber wir können uns ändern, damit „Recht ströme wie Wasser“

Die liturgische Farbe ist Grün. Die Altargestecke zeigen dies auch – das macht eben fast jedes Gesteck, man muss fast schon anstrengen, damit kein Grün enthalten ist – und sind prächtig ausgeführt worden. Und wer will, der darf auch Weiß und Violett in diesen Gestecken entdecken. Violett paßt mir noch am besten in die Vorpassionszeit. Außerdem sind sie beide für die Karnevalszeit geeignet. Mir hat das Gesteck in Kall besser gefallen. Interessanterweise wirkt der Zweig links unten wie eine einladende Hand auf mich, aber fühlen auch Sie sich eingeladen, an einem Gottesdienst in Ihrer Nähe wieder einmal teilzunehmen.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1298
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/02/altargesteck-am-27022022-letzter.html
[3]  Lk 18,31
[4] Ausgelassen ist hier doppeldeutig gemeint, denn ich lasse – wie viele andere auch – den Karneval aus.
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.8/Markus-8 Mk 8,31–38
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MAT.16/Matth%C3%A4us-16  Mt 16,26
[7] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Korinther13 1. Kor 13,1–13
[8] Na gut, ich löse auf: „Äh, wie war das noch mal im Mittelteil?“ stammt aus dem Film: „Ein Fisch namens Wanda“ – https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Fisch_namens_Wanda.
[9] https://www.bibleserver.com/LUT/Amos5 Amos 5,21–24
[10] Forschungsverbund „ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“. Die Studie kann man sich herunterladen: https://www.forum-studie.de/
[11] https://chrismon.de/artikel/55295/forum-studie-warum-sich-die-ekd-schwer-tut-mit-der-aufarbeitung-von-missbrauch
[12] Albert Schweitzer (1875-1965) war ein französisch-deutscher Theologe (Elsaß-Lothringen), Organist, Arzt und vieles mehr. „1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis für das Jahr 1952 zuerkannt, den er 1954 entgegennahm.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Schweitzer  

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