Seiten / Pages

Friday, April 26, 2024

LYRIK-Taschenkalender 2016 19. KW 26.04.2024



Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren  mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.


19. KW
Wilhelm Müller: Der Lindenbaum


Und das von Dietrich Fischer-Dieskau [1] gesungen.

Hüte
    laßt uns
Wieder
Hüte
Tragen
Die
Uns
Der
Wind
EntReißen
Kann
Um unsere
    Richtung
Zu ändern

Die Hüte hüten. [2]

Jakob van Hoddis: „Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut“ [3]

Meine Schwägerin B. meinte, es sei warm draußen, ja bei 10° C ist es warm, würden nicht „die kalten Winde“ blasen.  

BaumRitzungen
Die alte RotBuche
So lange
Hatte sie das Herz mit dem Pfeil bewahrt
Und die Initialen
S.H. und F.B.
Jetzt liegt sie erschlagen


19. KW
Kommentar: Franz Josef Czernin


„Die Winterreise“ und „On the Road“ [4].

Es ist zum Heulen schön dieses Gedicht. Und nicht die TodesSehnsucht ist es, sondern das WeiterLeben, obwohl man Ruhe fände dort. Es ist der Mut, der einen am Baum vorbei treibt. Wenn man in einen dunklen Raum ist, schließt man meist die Augen, aber das ist zum Schutz, damit die Augen nicht ausTrocknen. Im Gedicht aber werden die Augen geschlossen, um nicht zu sehen. Kinder schließen die Augen, um nicht gesehen zu werden. Was ich nicht sehe, rührt mich nicht an. Hier aber rührt das nicht Gesehene, denn immer noch kann es einem zuraunen: „Du fändest Ruhe dort!“



Links und Anmerkungen:

[1] Dietrich Fischer-Dieskau (1925-2012) war ein deutscher Bariton), Rezitator, und weiteres mehr. Vollständig hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Fischer-Dieskau  
Und hier seine Interpretation von „Der Lindenbaum“:  https://www.youtube.com/watch?v=jyxMMg6bxrg  
[2] Der Stand einer Künstlerin auf dem Neumarkt in Köln anläßlich der Ausstellung „Westkunst 1981“ hatte den Titel: „Die Hüte hüten“. Auf dem Boden lagen Bowler-Hüte, wie sie die indigenen Frauen in den Anden tragen. Die Künstlerin saß inmitten der Hüte auf einem Stuhl oder Hocker, einen solchen Hut tragend. Leider ohne Hinweis im Internet.
[3] Anfangszeile aus seinem Gedicht „Weltende“ aus dem Jahr 1911. https://bilder.deutschlandfunk.de/FI/LE/_b/ec/FILE_bec0331b92a2e1128affda8a28d58d31/lyrix-u-materialien-juni12-vanhoddis-pdf-100.pdf   
[4] Jack Kerouac: On the Road. Modern Classics. Penguin Books, London 2000. ISBN: 978-0-141-18267-4.


.

No comments:

Post a Comment