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Sunday, October 20, 2024

Wieder ein Kreuz mehr am Straßenrand

 


Ich fuhr gestern wieder einmal nach Köln. Jeder hat da so seine Strecke, bis er auf der Autobahn (A1) nach Köln ist. Einer meiner Brüder fährt am liebsten über Wahlen. Meine Schwägerin würde die Strecke über Kall wählen, aber ich fahre am liebsten über Steinfeld, dann auf der L204 durchs Gillesbachtal nach Bahrhaus und dann auf die Verbindungsstraße nach Nettersheim, die dort Steinfelder Straße heißt, und da kommt man auf die L205. Mir gefällt die Strecke am besten, aber meine Schwägerin wendet ein, daß man durch eine gefährtliche Allee und an Wäldern vorbei kommt; aber diese Allee macht auch einen Teil der Schönheit aus. Die Strecke wird auch vom SEV genutzt, allerdings aktuell nicht, da die Ortdurchfahrt in Urft gesperrt ist. Bei dieser Fahrt fiel mir auf, daß es dort einen Unfall gegeben hat. Die Markierungen der Polizei waren noch zu sehen. Hier war ein PKW mit einem Baum kollidiert. Und es war bereits ein Kreuz aufgerichtet. Ich las den Namen Phil, der aus Kall stammte.

Ich glaube kaum, daß ich bin Phil jemals begegnet bin. Ich habe sofort angehalten, als ich diese Stelle sah. Phil feierte vor einigen Monaten seinen 18. Geburtstag.

Als ich abends aus Köln zurückkehrte, sah ich ein Auto etwas von der Stelle entfernt geparkt, dessen Scheinwerfer jedoch eingeschaltet waren. Jemand – ich nehme an der Vater – war an der Unfallstelle. Ich kann es verstehen, aber gefährlich ist es doch.

Noch am Abend habe ich nachgeforscht, was denn da eigentlich passiert war. Drei Tage zuvor war ein 18jähriger junger Mann gegen diesen Baum gefahren. Diese Nachricht, die ich sah, war von Radio Euskirchen [1] und man sprach von einer lebensgefährlichen Verletzung. Ich las danach einen Artikel vom Kölner StadtAnzeiger [2], der berichtete, daß der junge Mann im Krankenhaus verstorben war. Über die Unfallursache selbst wurde nichts erzählt. In solchen Artikeln geht es mehr um die Einklemmung, daß er gegen den Baum gefahren war und daß 35 Einsatzkräfte dort schweres hydraulisches Gerät eingesetzt hatten, daß die Straße abgesperrt war, aber nun wieder frei war. Auf einem Bild der Feuerwehr, das in dem Artikel benutzt wurde, konnte man das Auto sehen. Über die Unfallursache kann man spekulieren. Was klar ist: der Wagen fuhr auf der Gegenseite über die Grasnabe, um dann in einer Kurve auf den Baum zu fahren. Meine Schwägerin hat schon recht, ohne den Baum dort wäre er auf den Acker oder die Wiese gefahren.  


Ich erinnerte mich, daß ich schon häufiger zwischen den umliegenden Orten an einsameren Stellen Kreuze aufgesucht habe. Meist waren es junge Menschen, die dort verstorben waren. Was die Zeitungs- oder Internetberichte kaum zum Thema haben, sind die Folgen des Todes. Der Tod dieser jungen Menschen betrifft auch deren Familien und  Freundeskreis. Da bin ich auch selber betroffen. Eine meiner Cousinen ist im Alter von 18 Jahren bei einem Verkehrsunfall in den Alpen ums Leben gekommen. Ich habe gesehen, wie noch 20 Jahre später nur die Erwähnung der Cousine Tränen in die Augen meiner Tante und meines Onkels getrieben hat. Was also ist mit diesen jungen Leuten? Ich habe hier einmal ein paar Bilder von solchen Stätten zusammengesetzt. Ich dand eine interessant, denn man hatte einen Stern nach einem dieser Opfer benennen lassen. Es geht darum, wie wir mit dem Tod umgehen, der einen unserer Lieben aus unserer Mitte gerissen hat. Da können neben einem Grab solche Kreuze an der Unfallstelle hilfreich sein.

Wie wird biblisch oder kirchlich damit umgegangen? Da wird häufig Hiob zitiert: „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“ [3] Aber was ist das nur für ein Zitat? Es ist ein Zitat des sich dem Schicksal Ergebens. Aber ist das Zitat aus dem Römerbrief des Paulus, das wir zum Beispiel im Gottesdienst lesen, wenn wir der Verstorbenen gedenken, so viel geigneter? „Leben wir, so leben wir dem HERRN; sterben wir, so sterben wir dem HERRN. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des HERRN.“ [4] Ich meine Ja, denn es ist hoffnungsvoller. Aber erreicht es auch diejenigen die nicht mehr Glauben oder einen ganz anderen Glauben haben?

Ich habe auf meiner kürzlichen Reise durch den Kaukasus jemanden kennen gelernt, der ehrenamtlich in der Notfallseelsorge tätig war, aber der keiner Kirche angehörte. Ich habe nachgesehen: eine konfessionelle Bindung ist nicht notwendig [5]. Für mich ist das eine sehr hoffnungsvolle Botschaft, daß Menschen in ihrer Not mit und ohne Bibel geholfen werden kann. Und in diesem Sinne hoffe ich, daß die Angehörigen und Freunde von Phil und all den anderen, die im Straßenverkehr umgekommen sind, ihren Frieden finden.

Ich überlegte noch, was man tun kann, um diese Unfälle zu verhindern. Ich meine, daß alle klugen Ratschläge bereits geben wurden. Aber ich möchte nicht versäumen, mehr Tempolimits anzuregen, am beste wäre ein generelles  Tempolimit.


Das hat prinzipiell nichts mit dem Thema zu tun, aber dies sah ich heute
in der Kirche vor dem Gottesdienst, nachdem mir zuvor
meine Fotos angeschaut hatte. Das P und das schwarze Kreuz
mußte ich einfach in Beziehung zum Thema setzen.



Links und Anmerkungen:
[1] https://www.radioeuskirchen.de/artikel/schwerer-unfall-in-nettersheim-2132279.html
[2] https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/nettersheim/nettersheim-18-jaehriger-nach-unfall-im-krankenhaus-gestorben-880848  
[3] https://www.bibleserver.com/LUT/Hiob1 Hiob 1,21
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/R%C3%B6mer14 Röm 14,8
[5] Ehrenamtlich in der Notfallseelsorge!
https://www.zentrum-seelsorge.de/damfiles/default/zentrum-seelsorge/zentrum-seelsorge/arbeitsbereiche/notfallseelsorge/angebote_2019/flyer_nfs_ehrenamt_web.pdf-30fa4be845e140c8daec73b581a147e3.pdf
 
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