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Thursday, August 3, 2017

Superfood kolloidales Silber




Vor einem halben Jahr etwa hatte ich mich schon einmal mit kolloidalem Silber beschäftigt [1]. Ich las in einem Artikel von Tony Caldecotts zu Superfoods (Are superfoods bullshit?) über kolloidales Silber und dachte, ich sollte das Thema nochmals aufgreifen. Vielleicht ist der Besuch eines Supermarktes gestern Abend als Vorbereitung für diese Entscheidung zu werten, da ich gesehen habe, was man alles überteuert an den Kunden bringen will.  

Chrysiasis ist ein Folge der Behandlung mit Gold, wie sie früher bei der rheumatoiden Arthritis üblich war; dabei lagert sich Gold in der Haut ab, so dass z.B. das Gesicht einen metallischen Ton annimmt. Die Veränderungen gehen nicht wieder weg.
Die Argyrose oder Argyrie ist eine ähnliche Erkrankung, dabei wird allerdings Silber in die Haut eingelagert. Ich behandelte einmal eine Frau mit einem metallisch-blauen Gesicht, als würde sie vom Mars kommen. Sie hatte sich jahrelang mit Rollkuren selbst behandelt, wobei sie es noch tat, als das Medikament (Silbernitrat) schon aus dem Handel gezogen worden war.

Was ist kolloidales Silber? 
Kolloidales Silber ist eine Suspension von Silbernano-partikeln von weniger als 0,1 Mikrometer. Auf Wikipedia kann man nachlesen, dass kolloidales Silber zur Infektionsbekämpfung eingesetzt worden ist, als wirksamere Mittel noch nicht zur Verfügung standen. [3] „ Eine medizinische Wirksamkeit oder ein gesundheitlicher Nutzen ist bei innerer Anwendung für keine der beanspruchten Anwendungen nachgewiesen.“
Kolloidales Silber kann in Deutschland als Nahrungs-ergänzungsmittel nicht vermarktet werden. Im Rahmen der Homöopathie wäre das legal möglich, allerdings ist es dann dort so verdünnt, dass es wirklich keinen Schaden anrichten kann.
Die FDA (amerikanische Gesundheitsbehörde) stufte kolloidales Silber für die innerliche als auch äußerliche Anwendung und verwarnte der Folge Firmen wegen unzulässiger Werbung zu antibiotischen oder anderen medizinischen Anwendungen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät von Nanosilber in Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs ab [4].

Gesundheitliches
Das Zentrum der Gesundheit lobt kolloidales Silber: „Kolloidales Silber sollte in keiner Hausapotheke und auch in keiner Reiseapotheke fehlen. Äusserlich ist es grenzenlos einsetzbar, ob zur Desinfektion eines Pickels, zur Behandlung von Fusspilz, von Brandwunden, von Gürtelrose, von Herpes, zur Juckreizstillung bei Neurodermitis oder zur Behandlung von Streptokokken/Staphylokokken-Infektionen der Haut. Innerlich wendet man das Kolloidale Silber dann an, wenn die Beschwerden das Immunsystem offensichtlich überlasten und der Körper kurzfristige Unterstützung benötigt.“ [5] Man ist auch bemüht, das zu belegen. Es gibt Studien, aber die stammen teilweise aus nicht verlässlichen Quellen, das heißt sie sind nicht in international anerkannten Journalen erschienen.
Das Zentrum der Gesundheit  beschwichtigt zu kolloidalem Silber, es sei sicher, da es weder ein Silbersalz sei noch in hohen Dosen und regelmäßig eingenommen werde. „Aus diesem Grund gibt es heutzutage sehr viele Kolloidale-Silber-Anwender, darunter aber niemanden mit Argyrie.“ Da gibt es aber einen Bericht zu [6]: „"Silver man" argyria of the skin after ingestion of a colloidal silver solution.“ Es ist schließlich egal, wie das Silber in den Körper gelangt.
In einer Studie an Ratten konnte gezeigt werden [7]: „Die Verzögerung der Erythropoese durch kolloidales Silber in der Konzentration, die der maximalen Einzeldosis entspricht, hängt mit der Wirkung von Silbernanopartikeln zusammen …“.
Man kann auf PubMed 19 Studien finden, aber den Nachweis eines Nutzens sucht man vergebens.
Robert Denison Griffith und Kollegen schreiben in einem Research Letter zu folgendem Thema [8]: „Colloidal SilverDangerous and Readily Available“. „Die Verfügbarkeit der kolloidalen Silberlösung als Gesundheits- und Körperpflegeprodukt gibt zur Sorge Anlass. ... Die häufigste unerwünschte  Wirkung der langfristigen kolloidalen Silberaufnahme ist die Argyrie. ... Darüber hinaus sollte auf die FDA-Warnung, die vor 16 Jahren gemacht wurde, erneut hingewiesen werden, und es sollte berücksichtigt werden, dass kolloidales Silber in die Liste der nicht genehmigten Drogeninitiative der Agentur aufgenommen wird, da es ein potentielles Sicherheitsrisiko darstellt und keine Beweise dafür gibt, dass es wirksam ist.“
Befürworter von kolloidalem Silber schreiben [9]: „It appears that healthy adults may be able to take as much as 5 mg (100ml of a 50mg preparation) of colloidal silver per day without overwhelming the body's elimination mechanisms. This is not a recommendation.“ Übersetzung: “Es scheint, dass gesunde Erwachsene in der Lage sein sollten, so viel wie 5 mg (100 ml einer 50 mg Zubereitung) von kolloidalem Silber pro Tag zu nehmen, ohne die Eliminationsmechanismen des Körpers zu überlasten. Das ist keine Empfehlung.“ Also misstraut man der eigenen Empfehlung. Außerdem sind die Angaben ungenau. 50 mg in 1000 ml? Das Zentrum der Gesundheit schreibt von einem Grenzwert von 1 mg pro Tag.

Superfood oder nicht?
Kolloidales Silber ist kein Superfood. Es gehört nicht in jeden Apothekenschrank oder die Reiseapotheke. Es ist nicht sicher in der systemischen Anwendung. Es birgt u.a. die Gefahr der Argyrie; es sei denn Sie hätten nichts dagegen, wenn Sie die Leute „Hallo, Schlumpf!“ begrüßen würden.

Links:

Weitere Bewertungen von Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf diesem Blog.

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1 comment:

  1. Hier noch als Hinweis zu kolloidalem Silber eine amerikanische Seite: http://whatstheharm.net/colloidalsilver.html

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