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Sunday, March 3, 2024

Altargesteck am 02./03.03.2024 Okuli

 



Wer diesen Blog regelmäßig liest, der weiß es schon, aber ich wiederhole es trotzdem: Der dritte Sonntag der Passionszeit wird auch Okuli [1] genannt. Die Bezeichnung geht auf die lateinische Fassung eines Psalm-Verses zurück: „Oculi mei semper ad Dominum“(wörtlich: meines Augen immer zum Herrn; oder: Meine Augen schauen stets auf den Herrn) [2]. Im Wochenspruch hören wir: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ [3]

Bevor ich mich nun mit den Gottesdiensten beziehungsweise mit den biblischen Texten beschäftigen will, möchte ich doch erzählen, was mir nach dem Gottesdienst in Köln widerfahren ist, denn ich war nicht in der Philharmonie wie geplant – ein Verantwortlicher hatte nicht Karten für den 2. sondern erst für den 6. März besorgt - und so fuhr ich zurück in die Eifel. Kurz hinter dem Abzweig nach Hochwald … das mußte jetzt kommen. Ich weiß nicht, wie häufig ich an der Abzweigung nach vorbeigekommen bin, aber erst jetzt fiel es mir auf. Hochwald ist die Bezeichnung für ein Industriegelände. Wer kommt bloß auf die Idee, ein Industriegelände Hochwald zu nennen? Vielleicht Stifter-Fan [4] Jedenfalls dort zwischen Hochwald der Abfahrt nach Hochwald und Kommern fuhr  vor mir ein Kastenwagen, der hinten sehr groß das Zeichen für Auge des Horus aufgemalt hatte. Das paßt irgendwie zu Okuli. Das Auge des Horus  wurde im Mittelalter als Zeichen für Medikamente benutzt und später ist daraus das Zeichen für Rezept entstanden. [5] Das allerdings heute kaum noch benutzt wird, aber immerhin ist dieses abgewandelte R für Recipe noch lange in Gebrauch geblieben. Dazu gibt es auch, wie ich natürlich in Wikipedia ermittelte, eine Habilitationsschrift [6]. Frau Buchheim hatte  nachgewiesen, wie sich dieses Zeichen gewandelt hatte. Ich fand jetzt erst einmal nur ℛ und ℜ, und so kommen wir nicht weiter. Ich habe nach langer Such odch noch ein Beispiel gefunden und dazu geht es unten weiter [7] Irgendwie hat es was und wenn dann das Rezept noch auf lateinisch, wie häufig in der Hautheilkunde weiterhin, ausgeführt wird -:  ist das allein nicht schon Wirkung genug? Und ich weiß noch, wie wir uns über die Bohrsalbe als Unguentum acidi borici amüsiert haben. Bin ich jetzt ein wenig vom Weg abgekommen? Dann will ich jetzt wieder zurückkommen-: Oculi.



Im Lukasevangelium für den aktuellen Sonntag ist vom Ernst der Nachfolge die Rede [8]. Die Textauszug beginnt mit: „Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst.“ Er kulminiert in: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!“ Und endet mit: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Im Ernst? Ja, kompromisslos. Jein, wahrscheinlich sind die Konfliktsituationen gemeint, wenn wir uns für die eine oder andere Seite entscheiden müssen. Denn heißt es nicht: „Meine Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ [9] Andererseits finden wir immer wieder, daß Gott die Menschen bis zum Äußersten fordert, wie z.B. Elia am Horeb [11]. Im vierten Vers steh: „Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. 5 Und er legte sich hin und schlief unter dem Ginster.“ Eine befreundete Ärztin hatte kurz vor ihrem Tod sehr zu leiden und sprach: „So, nun ist es genug.“ Sie drehte sich auf die Seite und starb. Elia aber wird als Beispiel für uns aufgerichtet, er aß und trank „und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.“

Der Predigttext steht im ersten Brief von Petrus und behandelt „Geheiligtes Leben“ [10]: „... denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt war, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.“ Anders als das katholische Verständnis von Heiligen, die ja erst in den Status erhoben werden und das durch Taten, ist das evangelische Verständnis von Heiligen, daß wir alle durch Taufe und Bekenntnis zu Gott und Jesus Christus in die "Gemeinschaft der Heiligen" aufgenommen werden. Damit verstehen wir das Glaubensbekenntnis auch anders. Man könnte es mit den drei Zufluchten im Buddhismus vergleichen, dort nimmt der Novize oder die Novizin  Zuflucht zu Buddha, der Lehre und der Gemeinschaft.

Beide Altargesteck zeigen sich bunt, aber nicht zu bunt und beide bieten sehr viel Violett – liturgische Farbe der Passionszeit. Also Holweide zieht meines Erachtens den kürzeren Streichholz.



Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:

[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1302
[2] Ps 25,15 – siehe auch https://rheumatologe.blogspot.com/2023/03/altargesteck-am-1112032023-okuli.html   
[3] Lk 9,62
[4] Adalbert Stifter (1805-1868). Der Hochwald entstand 1841.
https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_Stifter 1977/1978 verfilmt unter der Titel „Die Flucht“ von Hajo Baumgärtner.
[5] Horusauge https://de.wikipedia.org/wiki/Horusauge und Frank Müller-Römer: Das Auge im Alten Ägypten – Mythos. https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/4401/1/Mueller_Roemer_Das%20Auge%20im%20Alten%20%C3%84gypten%205.5.2019.pdf
[6] Liselotte Buchheim: Geschichte der Rezepteinleitung. Horusauge - Jupiterzeichen - Recipe. Unveröffentlichte Habilitationsschrift Bonn 1965, hier einsehbar: https://www.jstor.org/stable/20775624  
[7] Porfessionelle Rezepte, allerdings auf Englisch fand ich hier:
https://i.etsystatic.com/40053932/r/il/0d4463/5144577577/il_794xN.5144577577_it7h.jpg. Man sieht am R so ein Schwänzchen wie ein x. Ein altes Original fand ich dann hier: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/_Resources/Persistent/d/4/c/2/d4c2b55c482c807c34f0d968fb81d0751b5125e6/D422020_adl_ba_Friedrich_1_22369686-700x604-660x569.jpg. In der ersten Zeile ist im Original das Zeichen, das ich suchte, zu sehen (fast ausgerissen). In der sechsten Zeilen kann man Ocul[i] lesen. Ich möchte die Hypothese aufstellen, daß dieses Schwänzchen eine Schreibabkürzung für ein kleines P ist, also für Rp, und  dann daraus das Rx geworden ist.
[8] https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas9 Lk 9,57–62
[9] Mt 11,30
[10] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Petrus1 1. Petr 1,(13–17)18–21
[11] https://www.bibleserver.com/LUT/1.K%C3%B6nige19 1.Kön 19,1-8

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