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Tuesday, September 3, 2024

Das WinzHaus – Das MoorSchlößchen

 


Kapitel 15 –  Arno Schmidt und das MoorSchlößchen

Arno Schmidt [2] hatte auch Anteil an der Entwicklung meiner Ideen zum WinzHaus. Ich lese Bücher von Arno Schmidt seit Anfang der 1970er Jahre. Für das WinzHaus sind zwei Erzählungen von Bedeutung:
    * Brand's Haide [3]
    * Schwarze Spiegel [4].

In „Brand's Haide“ erzählt Arno Schmidt die Geschichte von drei Flüchtlingen und greift auf eigene Erfahrungen zurück. Die dem Protagonisten zugewiesene Wohnung wird so beschrieben: „Das Loch : hinten, um die Ecke; am Kirchplatz. 2,50 mal 3,00 Meter; aber erst mußte das Gerümpel raus; Spaten, Hacken, Werkzeug, und ich erbot mich, das selbst zu machen (ich brauchte ohnehin  Hammer und Zange, Nägel : eigentlich alles cosa rara wie?)“ (S. 119) Arno Schmidt entwarf den SchauPlatz zeichnerisch [5]. Das ist noch kein WinzHaus, aber es beschriebt das Leben in beengten Verhältnissen. Der Raum ist etwa halb so groß wie die Hütte von Henry David Thoreau [6].

In „Schwarze Spiegel fährt der Protagonist durch eine von MassenVernichtungsWaffen veränderte Welt, Menschen trifft er zunächst nicht, die TierWelt ist dezimiert, die PflanzenWelt hat es überstanden. Er fährt mit dem Fahrrad durch die Lüneburger Heide nach Hamburg, plündert dort Museen und Bibliotheken, findet in der Heide ein britisches VerpflegungsLager und errichtet sich dort ein HolzHaus mit Ofen. Auf den Seiten 217 ff. nehmen wir teil an Plan, Bau und RichtFest des Hauses. Es hat eine GrundFläche von 2,50 mal 10,00 m, womit wir schon bei 25 m² wären, die in drei Räume aufgeteilt werden. Über die weitere Geschichte könnten wir uns noch unterhalten, denn auch eine Frau hat überlebt, aber diese Abschweifung versage ich mir.

Ich meinte, mich an ein „HeideSchlößchen“ zu erinnern, von dem ich in einem Buch eine Abbildung gesehen hatte. Ich konnte es nicht finden und stellte in der ASml (Arno Schmidt Mailing Liste) [7] die Frage, ob sich jemand daran erinnerte. Ich bekam einige interessante Antworten, für die ich mich herzlich bedanke [8]. Es war nicht das HeideSchlößchen, sondern es drehte sich um das MoorSchlößchen.

Bevor das EhePaar Arno und Alice Schmidt 1958 in die Lüneburger Heide, genauer nach Bargfeld, Kreis Celle, umzog, hatte man andere Pläne. In dem BriefBand „Und nun auf, zum Postauto!“ [9] findet sich für 1955 eine ganzSeitige Abbildung des MoorSchlößchens (S. 60). In einem Brief an Dr. Wilhelm Michels spricht Arno Schmidt noch von einem BehelfsHeim mit Betonfundament und schreibt: „Und dergleichen Behelfsheime erfordern dann sicherlich 2-300 Mark ...“. Das Ehepaar Schmidt, vor allen Dingen Alice Schmidt, interessierte sich dann für den „Entwurf 22“ (das MoorSchlößchen) eines ArchitekturBüros, wobei dieses Haus zu 50% unterKellert ist, die Wohnfläche wird mit 53 m² angegeben, Wohnzimmer 15,9 m², Schlafzimmer 12 m², Küche 10,8 m², Diele 9 m², also nicht mehr ein BehelfsHeim, aber doch ein sehr bescheidenes Haus. Das Haus in Bargfeld [10] war dann etwa doppelt so groß.
   
7,50 – 25,00 – 53,00 – 100,00 m², so wie Arno Schmidt werde ich auch die Größe des WinzHauses in einer größeren SpannBreite sehen müssen. Aber wir haben noch weitere Beispiele. die ich ebenfalls ausarbeiten möchte, bevor ich die Idee vom WinzHaus abschließen kann.



Links und Anmerkungen:
[1] Hinweise auf das Projekt finden sich in der Einleitung: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/01/das-winzhaus-einleitung.html
[2] Arno Schmidt (1914-1979) war ein deutscher Schriftsteller. Er wuchs in Hamburg und Lauban (Schlesien) auf, lebte nach dem 2. Weltkrieg einige Zeit und ab 1958 dauerhaft in der Lüneburger Heide. Sein wichtigstes Werk ist „Zettel’s Traum“. https://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Schmidt
[3] Arno Schmidt: Brand’s Haide. In: Arno Schmidt: Werke. Bargfelder Ausgabe. Werkgruppe I, Band 1, Haffmans, Zürich 1987. S. 115–198b. ISBN: 3-251-80005-1. Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Brand%E2%80%99s_Haide
[4] Arno Schmidt: Schwarze Spiegel. In: Arno Schmidt: Werke. Bargfelder Ausgabe. Werkgruppe I, Band 1, Haffmans, Zürich 1987. S. 199–260. ISBN: 3-251-80005-1. Und: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Spiegel
[5] Hier zu sehen: https://www.faz.net/ppmedia/1.6663256/default
[6] Zen and Walden https://rheumatologe.blogspot.com/2024/02/das-winzhaus-zen-und-walden.html
[7] https://www.asml.de/liste/ Dank an Dr. Giesbert Damaschke für Idee und Pflege der Liste.
[8] Insbesondere möchte ich Gerhard Himmel, Charly Müther und Friedhelm Rathjen danken.
[9] Arno Schmidt: »Und nun auf, zum Postauto!!« Briefe von Arno Schmidt. Herausgegeben von Susanne Fischer und Bernd Rauschenbach. Eine Edition der Arno Schmidt Stiftung im Suhrkamp Verlag, BArgfeld 2013. ISBN: 978-3-518-80370-7.
[10] Hier ist ein Bild aus dem Jahr 1959 zu sehen: https://www.fr.de/assets/images/10/49/10049604-1267358606-640069-2f70.jpg. Mein eigenes Bildmaterial ist äußerst bescheiden, denn ich habe nur schnell über den Zaun in ein verwildertes GrundStück fotografiert. Ach, und Wikipedia hat auch noch ein sehenswertes Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d0/Arno_-_Schmidt_-_Bibliothek.jpg/1024px-Arno_-_Schmidt_-_Bibliothek.jpg

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