Kapitel 1 – Einleitung
Bestimmt ist das WinzHaus nicht das, was das Bild hier zeigt, aber erste Annäherungen an das Thema sind Laube, Hütte, Datsche, dann Tiny House, Little House, um einige der vielen Möglichkeiten zu benennen.
Da kann ich biblisch mit dem Laubhüttenfest (Sukkot) [1] beginnen, das noch heute im Judentum über sieben Tage gehalten wird [2]. Es ist ein fröhliches Fest, aber der Kern ist der Auszug aus Ägypten, den man zeitlich vor fast 3300 Jahren ansiedelt. Für den Bezug zum WinzHaus ist folgendes wichtig: die Sukka ist eine „mit Ästen, Zweigen oder Matten gedeckte Hütte, die unter freiem Himmel stehen muss“. Und so verwundert es nicht, daß Petrus vorschlug, drei Hütten zu bauen [3].
Wie komme ich zu einem Interesse zu kleinen Häusern? Die ersten Kontakte zum Thema liegen in der Kindheit. Wenn wir die Großeltern in Berlin in den Sommerferien besuchten, dann war es immer ein Erlebnis, in der Laube des Schrebergartens (Kolonie Abendruh in Berlin-Lichterfelde, die Großeltern wohnten in Berlin-Steglitz [4]), zu übernachten. Ich habe später meinen Vater gebeten, ein Skizze vom Garten und der Laube zu zeichnen; das wird später kommen. Dann kam ich über Robert M. Pirsigs Buch „Zen and the Art of Motorcycle Maintenance“ [5] dazu, „Walden“ von Henry David Thoreau zu lesen. Über dieses WinzHaus in Walden werde ich auch genauer berichten, denn es erklärt, warum so ein Häuschen bei einem romantischen Rückzug ist.
Ich habe mich immer wieder einmal mit WinzHäusern beschäftigt. Einmal sprach ich mit der Psychologin des Krankenhauses, in dem ich gearbeitet hatte, über den Wunsch, ein Haus zu erwerben. Sie hätte mir fast abgeraten und empfahl den Erwerb einer Datsche. Die Idee dahinter war die relative Unabhängigkeit von staatlicher Stelle, so dachte sie, daß im Katastrophenfall leicht ein Haus requiriert und anderen Zwecken zugeführt werden könnte, man aber das WinzHaus Datsche unbehelligt ließe. Eine ähnliche Idee hatte der „alte Hartmann“, der auf einem Grundstück der Indianersiedlung [6] in einem Schuppen ein altes Auto (aus den 1930iger Jahren) versteckte. Das hat er kurz nach dem zweiten Weltkrieg gemacht, denn seine Idee dahinter war, wenn es Krieg gäbe (also „wenn der Russe kommt“ - so aus der Welt gegriffen ist die Vorstellung auch nicht), dann würden die registrierten Fahrzeuge requiriert, aber mit seinem Fahrzeug könne er dann nach Frankreich fliehen.
Was aber bewegte mich jetzt, dieses Projekt WinzHaus zu starten? Ich las an einem Tag über Rikyus Teehäuschen, das mich früher schon interessiert hatte, aber jetzt noch mehr, da ich es in einem Buch des japanischen Architekten Kisho Kurokawa fand [7]. Und dann ging ich hier außerhalb von Diefenbach an einem Häuschen vorbei, das ich auch einmal in die Überlegungen, in die Eifel zu ziehen, mit einbezogen hatte. Mit einer geschätzten Grundfläche von 3x3m wäre es als Wohnung nicht aber als Rückzugort von der Stadt und Übernachtsungsmöglichkeit denkbar gewesen. Dieses WinzHaus hat den Spitznamen Hotzenplotz-Haus in Diefenbach; ich werde auch dieses näher vorstellen.
Als ich mich nun entschloß, etwas über das WinzHaus zu schreiben, da fragte ich meinen Bruder Frank, ob er sich noch an ein Projekt in Schweden erinnerte, und ja, er hatte die Unterlagen dazu und noch ein paar weitere Ideen. Ich hatte in der Zwischenzeit über die Arno Schmidt Mailing Liste angefragt, ob jemand noch die Stelle wüßte, an der das Heideschlößchen abgedruckt worden war; ich war nah dran, denn es mußte Moorschlößchen heißen. Und so kam mehr und mehr Material zusammen. Ich dachte auch an Alexandra David-Neel als Einsiedlerin. Schließlich hatte ich eine MindMap erstellt und da sieht man, daß es sich um mehr als einen Blogpost handelt. Heute habe ich begonnen und so nach und nach werde ich ein Kapitel nach dem anderen arbeiten. Vielleicht kommt noch mehr dazu (work in progress).
Links und Anmerkungen:
[1] 3Mose 23,24; 5Mose 16,13; Esr 3,4; Sa 14,16
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot
[3] Mt 17,4
[4] Die makabre Meise https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/die-makabre-meise.html
oder: Sammelsurium (231) 31.08.2023 https://rheumatologe.blogspot.com/2023/08/sammelsurium-231-31082023.html mit einem Bild des Hauses
[5] Robert M. Pirsig: Zen and the Art of Motorcycle Maintenance: An Inquiry into Values. William Morrow 1974. ISBN 978-0-688002-30-5. Vielleich auch interessant als Abschweifung:
Zen in der Kunst Bäume zu köpfen https://rheumatologe.blogspot.com/2020/07/zen-in-der-kunst-baume-zu-kopfen.html
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Indianersiedlung_Zollstock
[7] Kisho Kurokawa: Intercultural Architecture. The Philosophy of Symbiosis. Academy Editions, London 1991. ISBN: 185490-036-6.
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