Judika kommt von „iudica me, Deus“ [Richte mich, o Gott] aus Psalm 43,1 [1][2]. Von der Hingabe des Lebens ist im Wochenspruch die Rede: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ [3] Und hier sollte ich jetzt schon einhaken, aber das wird diesem Wochenende nicht gerecht.
In der Versöhnungskirche in Köln-Holweide feierten wir einen „Evensong“, einen abendlichen Gottesdienst, angelehnt an alte anglikanische Traditionen, der „abendliche stille * gesang * zur ruhe kommen“ versprochen hatte – und übrigens auch gehalten hat. Die Liturgie ist etwas anders und brachte, trotz Hinweisen auf dem Liedblatt / Ablauftext, manch eine/n gestandenen Kirchgänger/in durcheinander. Schon das Orgelvorspiel [4] begeisterte, wie dann auch der Wechselgesang mit dem Chor [5]. Die Lesung erfolgte aus dem Markusevangelium [6]. Dafür hatte es sich schon gelohnt, nach Köln zu fahren; na gut, ich habe immer noch andere Dinge zu erledigen …
In der Kirche in Hellenthal erfolgte ebenso ein besonderer Gottesdienst, denn verschiedene PrebyterInnen wurden aus dem Presbyterium verabschiedet und die neuen PresbyterInnen wurden eingeführt. Auch dies war ein bewegender Gottesdienst. Die Predigt erfolgte zu dem bereits erwähnten Text aus dem Markusevangelium, die dem es darum geht, daß wir uns nicht selbst erhöhen sollen, weg von der Loser & Winner Ideologie, groß dürfen wie aber sein – in der Liebe.
Der Wochenspruch wird aus dem Matthäusevangelium und der Predigttext/Evangelium aus dem Markusevangelium zitiert. Beide Stellen sind in der Lutherbibel von 2017 mit „Vom Herrschen und vom Dienen“ überschrieben und beide haben einen fast identischen Text. Es geht um die Bitte von Jakobus und Johannes neben Jesus Christus in seiner Herrlichkeit zu sitzen. Interessanterweise ist das kürzere Markusevangelium in diesem Text etwas länger als das Matthäusevangelium. Aber dieses Phänomen brachte mich dazu, die Texte zu vergleichen. Im Matthäusevangelium kommt noch eine weitere Person ins Spiel: „ Da trat zu ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten.“ Während es sich im Markusevangelium so liest, als ob die beiden den Meister in einem günstigen Augenblick beiseite nehmen und ihre Bitte vortragen, kommt nun die Mutter, wirft sich nieder und macht ein weitaus öffentlicheres Geschehen aus der Bitte. Ich dachte sogleich an die „jiddische Mamme“ und googelte nach einem Text. Da allerdings war ich baff! Die „Jüdische Allgemeine“, aus der ich ab und zu einen Artikel lese, da ich ihr auf Twitter folge, hat doch am heutigen Tage einen Artikel zur „jiddischen Mamme“ veröffentlicht! [7] Es ist ein lesenswerter Artikel. Gehen wir aber weg von der Mutter und kommen zur Frau. Die Bibel ist von Männern geprägt. Meistens berichten Männer über Männer. Irgendwie scheinen die Frauen doch dagewesen zu sein. Sie werden nur häufig in einen Nebensatz geschoben oder ganz gestrichen.
Das Altargesteck in Holweide zeigte sich gelb. In Hellenthal war ein buntes Gesteck auf dem Altar und ein Gesteck von violetten Tulpen auf dem Taufstein und zeigte somit die liturgische Farbe Violett. Und dann hatten wir noch ein rotes Parament – das ist die korrekte Farbe bei Verabschiedung und Einführung von PresbyterInnen. Die farbigen Vierecke mit den Kerzen hinter dem Kreuz und den violetten Tulpen sind von Taizé inspiriert; ich hatte schon einmal über ein ähnliches Arrangement in St. Vitus (im Ort St. Vith) in Ostbelgien gesehen, ohne dies zu wissen [8].
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1304
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/03/altargesteck-judika.html [3] https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us20 Mt 20,28
[4] Johannes Brahm „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen, aus: op. 122 – vorgetragen von Dr. Josef Dahlberg
[5] kantorei coro con spirito unter der Leitung von Mechthild Brand
[6] https://www.bibleserver.com/LUT/Markus10 Mk 10,35-45
[7] Manuel Gogos: Die jiddische Mamme - Eine kulturelle Karriere. https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/ikone-und-witzfigur/
[8] Farbvierecke in religiösen Zusammenhängen https://rheumatologe.blogspot.com/2023/04/farbvierecke-in-religiosen.html
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