Donnerstag (Christi Himmelfahrt) wurde ich gefragt: „Kannst du nicht das Grußwort des Presbyterium an die Konfirmierten am Sonntag übernehmen?“ Ich sagte nicht unüberlegter Weise zu, sagte jedoch „Aber sicher“, denn ich hatte dies noch nie zuvor gemacht.
Nun fragte ich, ob jemand aus dem Presbyterium eine Datei hätte, denn man muss das Rad nicht neu erfinden. Zwei Personen wollten mir einen Text senden und die zwei haben auch Texte gesendet. Was sich dann entwickelte, hatte etwas von „The Turn of the Screw“, denn der Druck wuchs.
Der Freitag war locker (wie die Schraube bei mir), ich hatte den Text erhalten, ausformuliert und umgearbeitet. Warum hatte ich ihn jetzt nicht als fertig angesehen und per Email aufs Handy geschickt? Dafür muss man wissen, daß ich vier Email-Adressen habe: eine Ekir-Adresse, die ich kaum benutze, da die Anmeldung dermaßen umständlich ist, die für meinen PC und getrennt davor noch eine, die ich nur auf dem Handy benutze. Die vierte habe ich auf Web.de – für Experimente.
Samstag hatte ich einen weiteren Text erhalten und eingearbeitet. Da wollte ich in den 1. Stock gehen, wo mein Drucker steht. Wollte. Zunächst beschäftigte mich das Polarlicht der letzten Nacht. Ich hatte Licht gesehen, aber es auf eine Wolke über Kall zurückgeführt. Für die nächste Nacht war wieder Polarlicht angesagt, das man bis weit in den Süden sehen können sollte. Als mögliche Vorbereitung hatte ich einen Link an meine Handy-Email-Adresse verschickt.
Nun hätte ich wirklich zum Ausdrucken nach oben gehen sollen, aber einige Ideen und Tätigkeiten traten dazwischen
∙ die frisch gepflanzten Tomaten mußten noch gegossen
∙ die frisch gesetzten Zwiebeln habe ich auch noch gegossen
∙ den Hopfen entwirrt
∙ mich in den Garten gesetzt
∙ schließlich noch Gras ausgerissen, wo es nicht hingehörte.
Dann bin ich in den 1. Stock gerannt, denn die Zeit lief mir davor, frische Unterhose und T-Shirt nach dem Duschen … unbedingt!
Als ich aus der Eifel nach Köln fuhr, da fiel mir ein, daß ich keinen Ausdruck gemacht hatte. Kurzer Schreck (die Schraube wurde angezogen) und ich dachte: „Egal, du hast ja die Email!“ Abends beim Gottesdienst habe ich abgesprochen, daß mir die Datei ausgedruckt wird.
In meinem Kölner Apartment stellte ich fest, daß ich mir die Datei nicht geschickt hatte. Wieder ein Schreck und die Schraube bekam eine weitere Umdrehung. Allerdings hatte die freundliche Presbyterin beide Adressen bedient, so daß ich die Datei nochmals umarbeiten konnte; einige Teile mußte ich dann aus der Erinnerung beisteuern. Dann der nächste Schreck: das Handy verweigert, daß die Datei in sein Verzeichnis kopiert wird. Wieder eine halbe Umdrehung des Schraube. als TXT-Datei ließ es sich kopieren und dann auch verschicken.
Nach diesen Anstrengungen habe ich das Buch „Lebendig begraben“ [2] zu Ende gelesen. Ein Rezensent meinte, daß es auf jeden Nachttisch gehöre; hätte ich einen -: selbstverständlich. Allerdings wäre es kein Buch für meine Mutter gewesen.
Vielleicht könnte ich doch noch das Polarlicht sehen. Ich fuhr zum Höhenfelder See, stakste im Dunkeln über Stock und Stein, querfeldein, dann zu einer Ebene. Die hatte ich vor Jahren schon bei Tageslicht auf anderem Weg erreicht. Selbst die Mondsichel war zu hell. Immerhin war das aschfahle Licht des Mondes zu bewundern. Überdies konnte ich noch die ISS und eine Sternschnuppe sehen. Zurück ging ich auf einem Tierpfad um abzukürzen, der aber im Dornengestrüpp endete, 5-10 m vor dem Weg den ich suchte. Es war kein Durchkommen (die Schraube wurde weiter gedreht), ich mußte zurück und ging dann durch ein Wäldchen zum Eingang.
Mittlerweile war es Sonntag und ich hatte ganz schön viele Schrammen trotz Jeans abbekommen. Ich erlaubte mir noch ein Bier.
Am Sonntag fand ich mich frisch geduscht in der Christuskirche ein [3]. Der Ausdruck der TXT-Datei war klein aber lesbar. Ich änderte noch einige Dinge per Hand und der Vortrag verlief reibungslos. Ich will es einmal so sagen -: das Ergebnis heiligt alle Müh- und Drangsale.
Das ist in etwa die Gegend beim Höhenfelder See, allerdings vor Jahren aufgenommen und natürlich bei Tageslicht. |
Links und Anmerkungen:
[1] „The Turn of the Screw“ (Das Drehen der Schraube) [1a] ist eine Novelle von Henry James [1b], die erstmals 1898 erschienen ist. Es handelt sich um eine düstere Geschichte, die am besten dem Genre Schauerroman zuzuordnen ist. Keine Angst, hier kommt keine Schauergeschichte, oder doch? Um das klar zu stellen, bei mir ist keine Schraube locker, denn die Schraube wurde immer fester zugedreht.
[1a] Mehr dazu: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Turn_of_the_Screw
[1b] Henry James lebte von 1843 bis 1916. Sein Vater war z.B. mit Henry David Thoreau [1c], Ralph Waldo Emerson und Nathaniel Hawthorne [1d] befreundet.
[1c] Hier hatte ich mehr über ihn berichtet: Das WinzHaus – Zen und Walden https://rheumatologe.blogspot.com/2024/02/das-winzhaus-zen-und-walden.html
[1d] Nathaniel Hawthorne lebte von 1804 bis 1864 und ist bestimmt über den Roman „Der scharlachrote Buchstabe“ bekannt. https://de.wikipedia.org/wiki/Nathaniel_Hawthorne
[2] Jan Bondeson: Lebendig begraben. Geschichte einer Urangst. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002. ISBN: 3455093647.
[3] Und das steht hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/05/altargesteck-fur-den-1112052024-exaudi.html
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