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Saturday, November 27, 2021

Tee und Antioxidantien

 



Tee enthält z.B. Katechine und ich habe mich sehr lange schon für Antioxidantien [1] interessiert, aber will mich nun näher mit dem Thema in Bezug auf Tee beschäftigen.

Gehen wir wissenschaftlich vor, denn es gibt sehr viele Studien; das Interesse ist groß. Können diese Studien meine Fragen beantworten? Welche Fragen habe ich denn?
Hier sind einige dieser Fragen:
    Was für Antioxidantien lassen sich im Tee nachweisen?
    Ist Tee gleich Tee oder unterscheiden sich z.B. schwarzer und grüner Tee?
    Führt das Trinken von Tee zu mehr Gesundheit? Wenn ja, in welcher Menge?
    Führt das Trinken von Tee zu einem längeren Leben?
    Sind die Stoffe im Tee gut gegen bestimmte Erkrankungen?

Was für Antioxidantien lassen sich im Tee nachweisen?
In der Studie von Ilaria Peluso und Mauro Serafini [2] werden folgende erwähnt:
Flavonoids wie Epicatechin, Epicatechin gallat, Epigallocatechin Epigallocatechingallat, die mehr im grünen Tee vorkommen, denn sie werden unter Fermentation (z.B. bei schwarzen Tee) teilweise in Theaflavins oder Thearubigine verwandelt. So schön der Nachweis ist, der den Autoren gelungen ist, weisen sie doch schon auf folgenden Umstand hin: „Despite the large body of evidence for the antioxidant effect of flavanols in vitro, the results from human trials are inconsistent and are related to ingested dose, measured biomarkers and the extent of oxidative stress in the subjects.“ [Trotz  umfangreicher Nachweise der antioxidativen Wirkung von Flavanolen in vitro sind die Ergebnisse aus Studien am Menschen widersprüchlich und sind abhängig von der aufgenommenen Dosis, gemessene Biomarkern und dem Ausmaß des oxidativen Stresses bei den Probanden.]  
Die Meta-Analyse von S. Pastoriza und Kollegen fasst zusammen [3]: „Teas also contain other phenolic compounds such as gallic, caffeic, chlorogenic or cinnamic acids, quercetin and proanthocyanidols, caffeine, theophylline, l-theanine and minerals such as fluorine, manganese or chromium.“

Ist Tee gleich Tee oder unterscheiden sich z.B. schwarzer und grüner Tee?
Ja, sie unterscheiden sich, wie schon in der Studie von Ilaria Peluso und Mauro Serafini [2] vermerkt. Grüner (weißer) und schwarzer Tee sowie Oolong-Tees stammen von derselben Pflanze, die Unterschiede kommen durch die unterschiedlichen Herstellungsmethoden zustande. Der grüne Tee wird nicht fermentiert, Oolong-Tees werden sehr kurz und schwarze Teesorten länger fermentiert. Durch die Fermentation verändern sich die die sekundären Pflanzenstoffe wie die bereits erwähnten Flavonoide. Koffein ist im grünen Tee stärker an Katechine gebunden, durch die Fermentation löst sich diese Bindung im schwarzen Tee, der mehr Koffein in Messungen enthält. Beim grünen Tee wird das Koffein langsamer freigesetzt, so daß der Effekt sanfter ist, aber länger anhält.

Führt das Trinken von Tee zu mehr Gesundheit? Wenn ja, in welcher Menge?
Ich meine schon, aber ich kann es nicht mit Studien nachweisen. Wird es Studien mit Probanden geben? Sehr wahrscheinlich nicht. Man kann sich Studien ausdenken: die eine Gruppe trinkt drei Tassen grünen Tee am Tag, die zweite Gruppe Wasser und die dritte Wodka. Das aber genehmigt keine Ethikkommission. Außerdem müsste die Studie lange genug dauern, um eine Aussage machen zu können. Es bleiben epidemiologische Studien, also Befragungen und Korrelation mit sonstigen Gesundheitsdaten, aber auch solche Studien sind problematisch. S. Pastoriza und Kollegen beklagen [3]: „Die Hauptkontroversen liegen in Design und Interpretation epidemiologischer und humaner Interventionsstudien sowie dem Mangel an Information über die Verfügbarkeit von Katechinen, Metabolismus und  Biotransformation.“ D.h. wir können in Studien Effekte nachweisen, aber die Hauptfrage läßt sich nicht beantworten.

Führt das Trinken von Tee zu einem längeren Leben?
Wahrscheinlich ja, aber ich habe keine Studie gefunden, die dies auch nachweisen könnte. Und es ist unwahrscheinlich, daß sich eine langfristig angelegte epidemiologische Studie finanzieren ließe, denn man muss sehr Probanden haben, die bereit sind, regelmäßig über lange Zeiträume Auskunft zu geben. Und dabei muss das untersuchte Merkmal (in unserem Fall Teetrinken) auch Anforderungen an z.B. Regelmäßigkeit erfüllen.

Sind die Stoffe im Tee gut gegen bestimmte Erkrankungen?
Das könnte man annehmen. Dafür gibt es auch Studien. Carmen Cabrera und Kollegen schrieben 2006 [4]: „Jüngste Studien am Menschen deuten darauf hin, dass grüner Tee zu einer Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten führen sowie zur Förderung der Mundgesundheit und anderer physiologischer Funktionen wie blutdrucksenkende Wirkung, Körpergewichtskontrolle, antibakterielle und antivirale Aktivität, Sonnen-UV-Schutz, Erhöhung der Knochenmineraldichte, antifibrotischen Eigenschaften und neuroprotektiver Kraft beitragen kann.“ Aber ach: „Obwohl alle Erkenntnisse aus der Forschung zu grünem Tee sehr vielversprechend sind, sind jedoch zukünftige Studien notwendig, um seinen Beitrag zur menschlichen Gesundheit vollständig verstehen zu können, ...“.
Es sind eine Reihe von Studien durchgeführt worden, aber entweder an Zellkulturen [5] oder and Nagetieren [6]. Und dann gibt es Meta-Analysen, die nichts aussagen, da die Studien, bei denen eine zusammenfassenden Analyse lohnen würde, nicht existieren.

Alle Teesorten enthalten Antioxidantien. Claudia Musial und Kollegen [7] halten grünen Tee als die beste Quelle, obwohl wahrscheinlich weißer Tee nicht in die Betrachtung eingeflossen ist. Trotz aller Hinweise aus in‐vitro‐Experimenten, dass Antioxidantien im Tee durch pharmakologische Mechanismen wirken können, wie z. B. die Hemmung verschiedener Enzyme und Interaktion mit Transportproteinen, ist doch Vorsicht in der Beurteilung beim Menschen angebracht [3], denn die Absorption von Flavanolen ist beim Menschen eher gering ist, außerdem werden sie schnell metabolisiert. Wieviel Wirkung einer Tasse Tee zugesprochen werden kann, ist aktuell reine Spekulation.

Sind Sie jetzt frustriert? Bitte nicht! Tee schmeckt weiterhin. Sich hinsetzen, ausrughen und eine Tasse Tee geniessen, bleibt weiterhin gesund. Und vielleicht gibt es doch irgendwann einmal nennenwerte Erkenntnisse aus der Forschung an Antioxidantien im Tee.


Links, Anmerkungen und so Sachen:
[1] Freie Radikale und Antioxidantien - https://rheumatologe.blogspot.com/2013/09/freie-radikale-und-antioxidantien.html
Die wunderbare Welt der Antioxidantien - https://rheumatologe.blogspot.com/2013/02/die-wunderbare-welt-der-antioxidantien.html
Superfood Macha - https://rheumatologe.blogspot.com/2017/03/superfood-macha.html
Grüner Tee und Vitamin C - https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/gruner-tee-und-vitamin-c.html
[2] Peluso I, Serafini M. Antioxidants from black and green tea: from dietary modulation of oxidative stress to pharmacological mechanisms. Br J Pharmacol. 2017 Jun;174(11):1195-1208. doi: 10.1111/bph.13649. Epub 2016 Nov 12. PMID: 27747873; PMCID: PMC5429329. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5429329/
[3] Pastoriza S, Mesías M, Cabrera C, Rufián-Henares JA. Healthy properties of green and white teas: an update. Food Funct. 2017 Aug 1;8(8):2650-2662. doi: 10.1039/c7fo00611j. Epub 2017 Jun 22. PMID: 28640307. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28640307/
[4] Cabrera C, Artacho R, Giménez R. Beneficial effects of green tea--a review. J Am Coll Nutr. 2006 Apr;25(2):79-99. doi: 10.1080/07315724.2006.10719518. PMID: 16582024. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16582024/
[5] Hier entsprechenden Studien Auawahl):
[5a] Cleverdon RE, McAlpine MD, Ward WE. Black Tea Exhibits a Dose-Dependent Response in Saos-2 Cell Mineralization. J Med Food. 2020 Sep;23(9):1014-1018. doi: 10.1089/jmf.2020.0010. Epub 2020 Mar 24. PMID: 32208048; PMCID: PMC7478194. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32208048/
[5b] McAlpine MD, Gittings W, MacNeil AJ, Ward WE. Black and Green Tea as Well as Specialty Teas Increase Osteoblast Mineralization with Varying Effectiveness. J Med Food. 2021 Aug;24(8):866-872. doi: 10.1089/jmf.2020.0139. Epub 2020 Nov 30. PMID: 33252307; PMCID: PMC8403192. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33252307/
[5c] Liu S, Ai Z, Meng Y, Chen Y, Ni D. Comparative studies on the physicochemical profile and potential hypoglycemic activity of different tea extracts: Effect on sucrase-isomaltase activity and glucose transport in Caco-2 cells. Food Res Int. 2021 Oct;148:110604. doi: 10.1016/j.foodres.2021.110604. Epub 2021 Jul 14. PMID: 34507748. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34507748/
[6] Hier entsprechenden Studien Auawahl):
[6a] Hu S, Chen Y, Zhao S, Sun K, Luo L, Zeng L. Ripened Pu-Erh Tea Improved the Enterohepatic Circulation in a Circadian Rhythm Disorder Mice Model. J Agric Food Chem. 2021 Nov 17;69(45):13533-13545. doi: 10.1021/acs.jafc.1c05338. Epub 2021 Nov 2. PMID: 34726418. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34726418/
[6b] Wu G, Liu AB, Xu Y, Wang Y, Zhao L, Hara Y, Lam YY, Yang CS. The Effects of Green Tea on Diabetes and Gut Microbiome in db/db Mice: Studies with Tea Extracts vs. Tea Powder. Nutrients. 2021 Sep 10;13(9):3155. doi: 10.3390/nu13093155. PMID: 34579032; PMCID: PMC8467950. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34579032/
[6c] Liu Z, Chen Q, Zhang C, Ni L. Comparative study of the anti-obesity and gut microbiota modulation effects of green tea phenolics and their oxidation products in high-fat-induced obese mice. Food Chem. 2022 Jan 15;367:130735. doi: 10.1016/j.foodchem.2021.130735. Epub 2021 Jul 30. PMID: 34365247. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34365247/
[7] Musial C, Kuban-Jankowska A, Gorska-Ponikowska M. Beneficial Properties of Green Tea Catechins. Int J Mol Sci. 2020 Mar 4;21(5):1744. doi: 10.3390/ijms21051744. PMID: 32143309; PMCID: PMC7084675. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32143309/


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