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Thursday, September 19, 2024

„Eine Einladung zum Tee“ - ein Tee-Buch von Mariko Takagi



Wieder einmal ist ein Buch über Tee in meinem Besitz gelangt. Es handelt sich um „Eine Einladung zum Tee“ [Die schönsten Dinge im japanischen Alltag] von Mariko Takagi [1]. Auf dem Titelblatt findet sich ein Satz auf Japanisch: お茶でもいかが? [Ocha demo ikaga?] Und den übersetz ich mal kurz hier: „Wie wäre es mit etwas Tee?“ Das Buch ist insgesamt mit allerlei japanischen Begriffen ausgestattet, häufig auch in japanischen Zeichen – Kanji, Hirangana oder auch Katakana –, aber bisweilen auch nur mit der Umschrift; trotzdem: das macht das Buch sehr nützlich, jedenfalls wenn man etwas über japanischen Tee erfahren will und dann mit solchen Begriffen weiter operieren kann. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Buch ist ohne Fotos, aber mit sehr vielen Grafiken gestaltet. Die Exemplare sind numeriert, ich habe die Nr. 280 von 1000. Es ist 2010 erschienen, also schon vor einer Weile, aber ich habe es eben erst  bekommen. Gut, nun hab ich sehr viele Vorschußlorbeeren vergeben, aber einige Kleinigkeiten gibt es doch zu bekritteln.

Ab S.10 können wir über die Geschichte nachlesen und zwar wird die Teegeschichte zwischen China, dann zwischen Japan und China und schließlich zwischen Japan sowie China und die Welt aufgeteilt. Das ist eine sinnvolle  Einteilung, wenn man ein Buch über Tee in Japan schreibt. Im chinesischen Teil ist ein gewisser Kaiser Chen Nung in den Text geraten, der, wie ich schon einmal ausgeführt habe, Shen Nong (
神農) heißt und es gar nicht so klar ist, ob das nun wirklich Tee war. Es wird häufig vermutet, aber es ist eigentlich nur eine bittere Pflanze. Shen Nong, der im Jahr 2737 v. Chr. nach einer Legende den Tee entdeckt haben soll, wird deshalb gerne angeführt und prinzipiell darf man das auch, wenn man es im Sagenbereich läßt. Mehr als bitteres Gemüse ist allerdings nicht nachzuweisen. Wenn man sehr alte chinesische Texte liest, dann begreift man schnell, daß man dort ziemlich sicher Tee nicht finden wird. Diese Texte sind dann bis etwa 3300 Jahre alt (Shang-Dynastie / 商朝) und finden sich auf Orakel-Knochen. Da gab es noch kein Zeichen für Tee [2].
Das Zeichen
wurde erst in der Tang-Dynastie etabliert und landesweit akzeptiert, denn bis dahin wurden , , oder verwendet.  Es wird vermutet, daß mit dem Zeichen 荼 (tú) nicht nur Saudistel, Chicorée und im  weiteren auch Tee bezeichnet wurde. Im Kangxi Wörterbuch wird die Erklärung „bitteres Gemüse“ (苦菜) aufgeführt; mit 苦菜 wird heute Sonchus oleraceus (Gemüse-Gänsedistel) bezeichnet [3].

Auf S. 12 wird Marco Polo die Erstbeschreiung von Tee im Westen zugeordnet. Ich hatte einmal versucht, dies nach zu verfolgen, denn in seinem Reisebericht wird Tee nicht erwähnt [4]. Marco Polo ist mehr an Orten und Gebäuden  interessiert, selten schreibt er über Pflanzen wie etwa über Rhabarber und Ingwer im 75. Kapitel [5].
Für 1641 wird ein niederländischer Arzt (Dr. Nicolas Direks) angeführt, den ich quellenmäßig nicht ausfindig machen konnte. Für 1684 wird ein Tee-Anbau auf Java postuliert. Das kann nicht stimmen, denn erste Versuche werden zwar auf Beginn des 18. Jahrhunderts datiert, zum Anbau kam es aber erst ab 1826 [6].  Indonesien war allerdings schon weitaus früher Handelsplatz für Tee aus China und Japan (unter holländischer Kontrolle).

Ab S. 24 werden die Teesorten in einer sehr schönen Übersicht gezeigt und im weiteren Verlauf einzeln dargestellt. Es werden die Gegenstände beschrieben, die man in Japan benutzt – hier hätte ich allerdings gerne die japanischen Begriffe nicht nur in Umschrift gesehen.

Für die einzelnen Teesorten wird angegeben, wieviel Tee und Wasser, in welcher Temperatur, man benötigt, wie lange der Tee ziehen soll und wie oft man ihn verwenden kann (Aufgüsse) [7].

Wasserhärte und pH-Wert kann man nicht pauschal für Japan und Deutschland angeben, die sind lokal unterschiedlich. Da muß man ausprobieren, wie es sich auf den Tee auswirkt. Ich habe mich schon früher mit dem Problem des Wassers beschäftigt [8]. Wenn man sich einmal die stillen Wässer in der Datenbank ansieht, dann findet man schon geeignetes Wasser, aber auch viele, die zu hart sind [9], so daß die Empfehlung von Frau Takagi, stilles Wasser zu nehmen zu pauschal ist.

Auf S. 74/75 werden gesundheitliche Vorzüge und Wirkungen aufgeführt. Also ich halte Tee ebenfalls für gesund, aber die Angaben hier sind Wunschdenken. Man müßte literweise grünen Tee trinken, um eine nenenswerte Menge an Vitamin C einzunehmen [10].
Prinzipiell nehmen wir nicht genügend Antioxidantien zu uns und Tee kann uns dabei helfen, mehr zu uns zu nehmen, aber gesicherte Erkenntnis zum gesundheitlichen Nutzen fehlen immer noch, wobei an dieser Stelle jedoch kräftig geforscht wird [11].  
Teein und Koffein sind keine verschiedenen Wirkstoffe, sondern beides ist 1,3,7-Trimethylxanthin, also Coffein; Teein ist eine veraltete Bezeichnung, die man gebrauchte, als man es nicht besser wußte.

Insgesamt aber ist das Buch deutlich besser als 90% der Bücher über Tee, die ich gelesen habe, herzlichen Glückwunsch!



Links und Anmerkungen:
[1] Mariko Takagi: Eine Einladung zum Tee. [Die schönen Dinge im japanischen Alltag]. ‎ form + zweck, Berlin 2010. ISBN: ‎ 978-3935053273.
[2] Das kann man hier nachlesen: Seit wann wird Tee in China getrunken? https://rheumatologe.blogspot.com/2022/07/seit-wann-wird-tee-in-china-getrunken.html
[3] Genauer unter: Tee und einige Aspekte aus Sinologie und Linguistik
https://rheumatologe.blogspot.com/2022/04/tee-und-einige-aspekte-aus-sinologie.html
[4] https://rheumatologe.blogspot.com/2022/04/allgemein-zugangliche-informationen-zum.html  
[5] https://www.gutenberg.org/files/12410/12410-h/12410-h.htm#CHAPTER_LXXV1 “In the mountains belonging to this city, rhubarb and ginger grow in great abundance; ...”
[6] https://www.teeverband.de/alles-%C3%BCber-tee/tee/tee-anbaul%C3%A4nder/indonesien/gebiete/ „Der Teeanbau begann 1826 auf Java. Die ersten Teepflanzen, die hier angepflanzt wurden, kamen aus Japan und China.“
[7] Ich erinnerre mich an einen Krimi mit Robert Atzorn (Serie Nord Nord Mord), in dem zu Tee auch immer Menge und Wassertemperatur sowie Zeitangabe erfolgten.
[8] Tee und das richtige Wasser https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/tee-und-das-richtige-wasser.html  sowie: Tee in Ostfriesland https://rheumatologe.blogspot.com/2022/02/tee-in-ostfriesland.html
[9] http://wasserdatenbank.de/
[10 Grüner Tee und Vitamin C
https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/gruner-tee-und-vitamin-c.html
[11] Tee und Antioxidantien https://rheumatologe.blogspot.com/2021/11/tee-und-antioxidantien.html


 
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