Friday, September 17, 2021

Tee und das richtige Wasser

 



Als ich über die Teerezepte in deutschen Teebüchern schrieb [1], fielen mir die vielen Hinweise auf das richtige Wasser auf: kein hartes und gechlortes Wasser, nur frisches, reines Leitungswasser nehmen, Wasser nur kurz aufkochen, Wasser sprudelnd über den Tee gießen, Sprudelwasser nehmen (muss das dann auch sprudeln?). Ich erinnerte mich dann an den Roman Der Traum der roten Kammer, in dem z.B. Tee mit „letztjährigem aufgefangenem Regenwasser“ oder „mit Wasser von verschneiten Pflaumenblüten „ im „Tempel der dunklen Gräberweihrauchkringel“, das „unangetastet fünf Jahre tief im Erdboden aufbewahrt“ wurde, aufgebrüht wurde [2]. Ich bin skeptisch, daß man überhaupt viele unterschiede schmecken oder riechen kann, aber ich will dieser Frage nachgehen.

„Dat Wasser vun Kölle is joot“ sangen die Bläck Fööss; das kann ich bestätigen. Aber wie die Römer, hatte ich mir doch häufig Quellwasser aus der Eifel mit nach Köln geholt. Ich hatte meine Spezialquelle, zu der ich bei jeden Besuch mehrfach hin ging und Wasser zurückschleppte. Das war mehr eine Angelegenheit von Sport und Exklusivität. Die Römer bauten eine technologisch imponierende Wasserleitung aus der Eifel nach Köln. Der Quellgrund ist der Grüne Pütz [3], von dem ich 5,5 km entfernt wohne.

Lu Yu (陸羽) schrieb vor etwa 1250 Jahren im Cha Jing (茶經) zum Wasser: 其水,用山水上,江水中,井水下。“Zum Wasser: am besten benutzt man Wasser aus den Bergen, von mittlerer Qualität ist Fußwasser und Brunnenwasser ist von niediger Qaulität.“ Am besten ist aber nicht das Wasser, das fontänenartig oder in Kaskaden spritzt, sondern, das klar die Bachkiesel überfließt. Vielleicht zusammenfassend so: ruhig fließendes Wasser, quellnah geschöpft galt damals als das beste Wasser für Tee.

Nun fand ich diese Weisheit: „Bereits der große Teemeister der Qing-Dynastie Zhang Dafu wusste, dass 'die Qualität einer guten Tasse Tee zu 20 % vom Tee selbst und zu 80 % vom verwendeten Wasser' abhängt - ...“ [4]. Den Teemeister Zhang Dafu der Qing-Dynastie fand ich nur im deutschsprachigen Bereich. Es gibt ein Tee-Lexikon mit 1450 Einträgen, bei denen sich auch Tonmarkierung bei den Pinyin-Einträgen und die korrespondierenden chinesischen Zeichen finden; ich will damit ausdrücken, daß es mit Sachverstand erstellt wurde [5]. Aber gerade bei Zhang Dafu fehlt dies. Es gibt aber einen Zhang Dafu (張大復), der von ca. 1554–1630, also in der Ming-Dynastie, lebte und die Aufzeichnungen aus dem Pflaumen-Blüten-Pavillion (梅花草堂筆談) hinterlassen hat [6]. Er „kommt zu dem Schluss, daß Tee Wasser braucht, um seine Qualität auszudrücken. Gutes Wasser kann einen mittelgroßen Tee auf die nächste Stufe heben, während der gute Tee nur mittelmäßig sein kann, wenn er mit unterdurchschnittlichem Wasser aufgebrüht wird.“ [7]

Was Sauberkeit und Frische angeht, ist dies in der Regel im Leitungswasser gegeben. Unterschiede kann es im Chlorgehalt und im Härtegrad geben. Der Härtegrad wird wahrscheinlich auch von Herstellern von Wasserfiltern bemüht. Aber immerhin gibt es Hinweise, daß an der Härte des Wasser etwas dran sein kann. Weich soll das Wasser schon sein [8], zu weiches Wasser darf es auch nicht sein , also kein destilliertes Wasser oder Regenwasser.

Das Wasser hier in Diefenbach scheint ideal für grünen Tee zu sein, denn es kommt zum größten Teil aus der Oleftalsperre mit einer Gesamthärte von 4,77° dH [9].

Ich bin für ein pragmatisches Vorgehen. Schmeckt einem das Wasser aus der Leitung, warum es dann nicht damit probieren. Welcher Tee liegt mir? Wie hoch sollte die Temperatur beim Teeaufbrühen sein? Vielleicht probiere ich dann doch einmal einen anderen Tee oder ein anderes Wasser. Wichtig ist, daß der Tee schmeckt – und das können viele, verschiedene Sorten sein.


Ich habe zwei Gläser mit Wasser fotografiert, die Gläser miteinander getauscht, nochmals fotografiert und dann die beiden Bilder zusammen geschnitten.
Man kann das Regenwasser gut erkennen.



Links und Anmerkungen:

[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/teerezepte-in-teebuchern.html
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/09/teewasser-im-roman-der-traum-der-roten.html
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/07/zum-grunen-putz-uber-verschlungene-pfade.html
[4] https://teetopf.de/de/info/das-richtige-wasser-fuer-den-perfekten-tee.html bzw. https://www.teekenner.de/magazin/magazin-richtige-teezubereitung-die-wasserhaerte-ist-entscheidend/ (2013)
[5] https://www.chadao.de/?page_id=972
[6] http://archive.globalteahut.org/docs/issues/2019-11.pdf
[7] https://www.zhentea.ca/water-tea-brewing/
[8] https://www.ecowater.de/blog/ideale-wasserqualitaet-fuer-teeliebhaber.php  
[9] https://www.wv-oleftal.de/wp-content/uploads/2021/09/210907-wvo-analyse-oleftal.pdf

PS. Ich bin der Frage nach dem Chlorgehalt noch einmal nachgegangen. Es wird eher bei Bedarf verwendet, um den Keimgehalt zu kontrollieren. Mehr zu Chlor: https://praxistipps.focus.de/chlor-im-trinkwasser-das-sollten-sie-wissen_105242 (12.01.2022)

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