Sunday, March 9, 2025

Altargesteck für den 10.03.2025 Invocavit

 


Der erste Passionssonntag heißt Invocavit [1]. Trage ich Eulen nach Athen, wenn ich sage, dass Invocavit Lateinisch ist? Bestimmt! Invocavit kommt von einem Psalmvers: „invocavit me, et ego exaudiam eum“ [2]. Der Wochenspruch aus dem 1. Brief des Johannes lautet: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ [3]

Die Lesung stammte aus dem 4. Kapitel des Matthäusevangeliums [4]. Nach der Taufe durch Johannes „wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.“ Der Teufel hat also seit Hiob nichts dazugelernt; die modernen Teufel zeichnen sich ebenso in diesem Punkt aus. Ich liebe besonders die Stelle: „Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“ Insbesondere liebe ich hier das Lateinische: „haec omnia tibi dabo si cadens adoraveris me“. Tibidabo heißt einer der Hausberge von Barcelona (Höhe 512 m) und oben liegt die Basílica del Sagrado Corazón (Die Basilika des heiligen Herzens). Die Aussicht von dort ist so großartig, daß mir sofort die Namensgebung einleuchtete – der Teufel hätte auch an dieser Stelle Jesus versuchen können.

Der Predigttext ist eine kurze Stelle aus dem Hebräerbrief, der eigentlich eine Predigt ist. Wir haben mit Jesus Christus, dem Sohn Gottes, einen Hohenpriester, der die Himmel durchschritten hat, aber auch mit unserer Schwachheit leiden konnte. Damit aber können wir Gnade und Barmherzigkeit empfangen [5]. Der Hebräerbrief ist wie der Römerbrief kompliziert. Der Autor vergleicht Jesus mit dem Hohenpriester, denn nur er war im Judentum berechtigt, einmal im Jahr zum Versöhnungstag das Allerheiligste zu betreten. Ich stelle es mir so vor, daß der Hebräerbrief an die Christen mit jüdischen Hintergrund gerichtet war, denn sonst hätte er es sich einfacher machen können. Schon zu Beginn des Markusevangeliums heißt es: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ [6] Wahrscheinlich handelt es sich um eine vorangestellte Zusammenfassung der Sendung Jesu Christi. Auch wenn es das älteste Evangelium ist, wurde es sicherlich nicht mehr als 10-20 Jahre vor dem Hebräerbrief geschrieben. Oder im 10. Kapitel des Johannesevangeliums heißt es: „ ...und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, ...“. [7]


Abend war noch ein Taizé-Gebet in der Kapelle des Hermann-Josef-Hauses, die ich schon längst besucht haben wollte. Sie ist angenehm sparsam, aber kunstvoll gestaltet. Sie bietet eine hervorragende Akustik. Leider konnte die Orgel nicht zum Einsatz kommen, da die Organistin in nur 900 m Luftlinie Entfernung im Rahmen der Vorbereitung der am Folgetag stattfindenden Bischofskonferenz tätig war. Dank moderner Technik ließ es sich aber auch so stimmig durchführen.

Die liturgische Farbe ist Violett. In Kall war wieder ein schönes Arrangement zu sehen, das viel mit Farben und Formen spielte und auch sehr viel Violett enthielt. Die Kapelle des Hermann-Josef-Hauses war erwartungsgemäß ohne Gesteck.


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/invocavit/ [9]    
[2] „Wenn er mich anruft, so will ich ihn erhören.“  Psalm 91,15  
[3] 1. Joh 3,8b
[4] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.4 Mt 4,1–11
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/HEB.4 Hebr 4,14–16
[6] Mk 1,15  
[7] https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes10 Joh 10.28 bzw. Der gute Hirte Joh 10, 1-30
[8] "Bischöfe kommen nach Steinfeld
Vom 10. bis 13. März des kommenden Jahres wird die Deutsche Bischofskonferenz der Katholischen Kirche zur Frühjahrsvollversammlung im Kloster Steinfeld tagen."
https://www.kloster-steinfeld.de/blog/2024-bischofskonferenz-im-kloster-steinfeld/
[9] Das Rechtschreibprogramm wollte Invocavit in Novocain ändern.


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