Kapitel 12 – Rundhütten in Mali, nordamerikanische Tipis, Gers und Jurten in Zentralasien [2]
Bei den traditionellen Lösungen, wie ich sie hier vorstelle – es gibt natürlich weit mehr –, ist der Kreis als Grundfläche das bindende Element. Eine Lösung, nämlich das Iglu, habe ich bereits vorgestellt [3]. Nun habe ich vor mich den Rundhütten in Mali, nordamerikanischen Tipis, Gers und Jurten in Zentralasien zu nähern. Verschiedene dieser Rundbauten habe ich besucht, bewohnt, aufgebaut oder auch nur gesehen.
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So bewohnt, drinnen ist mein Koffer
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Details der Konstruktion
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Rundhütten in Mali
Rundhütten waren eher aus der ferne zu sehen, die Dörfer und Kleinstätte bestehen aus Häusern, teilweise aus Ziegeln und in den sehr trockenen Gebieten auch aus Lehm. Im Dogon-Gebiet sah ich einige Rundbauten außerhalb der Dörfer, vielleicht aber handelte es sich um die Hütten von Viehnomaden. Andererseits war der Konflikt zwischen den nomadisierenden Fulani und den seßhaften Dogon so stark, daß ich direkt auch wieder in Zweifel ziehen muss; für die Bauten an sich hat es keinen Einfluß.
Ich war mit Freunden durch den Busch von Timbuktu über Gossi gekommen. Gossi am See war ziemlich heruntergekommen, aber dann sahen wir einen Monolithen und eine Gruppe wie die Olgas mit einer Landschaft wie in „Picknick am Hanging Rock“. Wir waren in Hombori im Campement Tondanko, wo wir aus romantischen Gründen zwei traditionellen Hütten den Hotelzimmern, die wie Gefängniszellen aussahen, vorgezogen haben [4]. Die Hütten waren sauben und auch angenehm, was die Temperatur anging. Interessanterweise waren Insekten kein Problem. Die runde Holzkonstruktion trug Wände aus Strohmatten und ein Strohdach. Diese Hütten gibt es auch in einer stabileren Ausführung mit Lehmwänden.
Es gibt also ein traditionelles Vorbild und man hat es im Touristik-Sektor etwas adaptiert. Ich meine, daß sich diese Lösung der Sahelzone nicht für Mitteleuropa eigbet, nicht einmal im Sommer. Es ist einfach zu nass.
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Tipis in der Eifel
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Die nordamerikanischen Tipis
Für Tipis habe ich keine eigene Erfahrung obwohl ich vielmals die USA bereist habe; es waren mehr Reisen in Großstädte, Florida oder Hawaii, so daß ich Tipis nicht besuchen konnte. „Tipi ist die Bezeichnung für ein Zelt einiger Indianervölker Nordamerikas.“ [5] Dieses Wort geht auf ein Wort der Lakota-Sprache zurück und bedeutete früher „sie wohnen dort“, im heutigen Gebrauch bedeutet es Haus, Heim. Wir meinen es von Karl May her zu kennen, aber der schreibt Wigwam, das stammt aus der Sprache der Kiowa (anderes Prärievolk) und bedeutet Behausung. Klara May hatte während der Amerikareise 1907 Karl May vor einem Tipi aufgenommen und das kann man sich auch ansehen [6]. Wahrscheinlich kennen wir die Tipis/Wigwams besser aus den Winnetou-Filmen mit Pierre Brice und Lex Barker, die größtenteils in Kroatien gedreht worden sind.
Die Prärievölker mußten den Bisons hinterher ziehen und waren auf schnell auf- und abbaubare sowie gut transportierbare Behausungen angewiesen. Dünne Nadelbaumstämme wurden im Kreis [7] aufgestellt und früher Felle stäter Zeltplanen darum gelegt bzw. befestigt. Die Felle wurden früher mit Steinen am Boden festgehalten, so daß man noch heute Lagerplätze ausmachen kann. Später wurden die Planen wie beim heutigen Zelt eingepflockt. In der Mitte war ein Feuer und ober blieb eine Öffnung frei und wurde teilweise bedeckt (bei Niederschlag). Von unten war Belüftung notwendig und die kam durch die ca. 10 cm hohe Öffnung durch das Anpflocken und Rauchöffnungen zustande. Es ergab sich ein Kamineffekt, so daß es unten im Tipi keinen Rauch gab. Im Allgemeinen war der Eingang nach Osten (Sonnenaufgang) ausgerichtet. Es gab auch im Tipi Felle, die in ca. 1,5m Höhe befestigt wurden, um einen besseren Windschutz zu bieten.
Ich habe hier in der Eifel Tipis entdeckt und nehme an, daß sie für Jugendliche gedacht sind. Ich habe uch von Waldkindergärten gehört, die Tipis benutzen, wenn es zu stark regnet.
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Das Ger im Ger
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Typisches Ger der Nomaden im Tal unterhalb der Berge
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Das Ger des Kamelzüchters
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Blick aus dem Ger
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Gers und Jurten in Zentralasien
Gers und Jurten habe ich in verschiedenen Ländern Zentralasiens auf Reisen kennengelernt. An besten aber kenne ich sie aus der Mongolei. Dort habe ich verschiedene Nomaden besuchen können in unterschiedliche Landschaften, wie der Bergregion und der Sandwüstenregion (Kamelzüchter). Ich habe sowohl die Gers – so heißen die Jurten in der Mongolei – der Mongolen als auch der Kasachen kennengelernt. Ich habe vielfach in Gercamps übernachtet, denn außerhalb von Ulaanbaatar gibt es kaum Hotels. Und ich habe mehrfach beim Aufstellen von Gers geholfen.
Das mongolische Ger hat innere Pfosten, um den Kranz zu stützen, in den die Stangen gesteckt werden; dies ist einer der Unterschiede zu anderen Arten von Jurten [8]. Die runde Form wird durch ein Gitterwerk aus Holz strukturiert, an dem die Stangen für das Dach befestigt werden, nachdem sie in den Kranz gesteckt worden waren. Die Außenseite wird mit Filz bedeckt und dann mit Segeltuch bedeckt. Es gibt auch einen Türrahmen und eine Tür, die traditionell nach Süden zeigt. Im Norden befindet sich das Familienheiligtum, der Westen ist die für Männer/Ehemann, während der Osten für Frauen/Ehefrau gedacht sind. In der Mitte befindet sich ein Ofen aus Stahlblech, auch in der Touristenversion, da es selbst früh oder spät in der Saison kalt werden kann. Die meisten Leute benutzen heutzutage Holz, aber auch getrockneter Dung heizt hervorragend. Die Jurte ist sehr schnell glühend heiß, aber wenn das Feuer ausgebrannt ist, ist es genauso schnell wieder kalt.
Die Nomaden in der Mongolei ziehen anders umher, als wir das annehmen. Sie ziehen viel seltener umher, es gleicht mehr dem Almauf- und -abtrieb in den Alpen. Ich traf ein älteres Ehepaar, das gerade erst auf der Sommerweide angekommen war; sie waren 150 km unterwegs gewesen.
Die Gercamps für in- wie ausländische Touristen habe die Gers auf Betonsockel gestellt. Darüber ist meist ein Holz bzw. Linoleum-Boden. Diese Gers werden vor dem Winter abgebaut. Die Lust in der Mongolei ist sehr viel trockener als unsere Luft. Aber auch so muss man sich vor Feuchtigleit und Schimmel schützen. Ich habe gesehen, daß man auch bei den Tourismus-Gers die Plan unter anhebt, um zu belüften. Ich habe aber auch gesehen, wie Gers in Überschwemmungsgebieten standen, und es kaum Möglichkeiten gab zum Trocknen.
Kommen wir zur Eifel. Immer, wenn ich von Diefenbach nach Köln will und über Bahrhaus fahre sehe ich eiige Jurten bzw. Gers. Ich hatte nun das Glück mit den den Betreibern sprechen zu können. Diese Jurten haben ein Betonfundament und daraus ist ein Holzfußboden gesetzt, denn die Jurten werden ganjährig genutzt. Non Innen kann man das Scherenmuster erkennen und auch die Stützpfeiler für den Dachkranz. Innerhalb der Plane ist eine Isolierschicht. Die Beheizung erfolgt nicht mit offenem Feuer sondern durch Strahler von oben. Das ist geschickt gemacht, denn die Wärmestrahlung geht nach unten und erst dann vom Boden in Richtung Wände. So, wie die Jurten/Gers hier betrieben werden, ist Schimmelbildung kein Thema.
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Man sieht die Heizstrahler erst, wenn man genau hinschaut, dafür aber ist die Scherengitter- und Stangen-Konstruktion mit dem aufgestützten Kranz gut zu erkennen.
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Von allen vorgestellten Möglichkeiten ist im Garten am ehesten die Jurte bzw. das Ger erfolgversprechend. Je mehr Zeit man ganzjährig dort verbringt, desto weniger bekommt man Problem durch unsere Witterung.
Links und Anmerkungen:
[1] Hinweise auf das Projekt finden sich in der Einleitung: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/01/das-winzhaus-einleitung.html
[2] Man mag jetzt anmerken, daß es sich vom 11. zum 12. Kapitelnetwas hingezogen hat. Ich haderte, ob es nicht drei Kapitel sein sollten und dann recherchierte ich noch vor Ort in der Eifel. Afrika, Amerika, Asien – was hat da die Eifel zu suchen? Ich habe hier Umsetzung zweier traditioneller Lösungen hier in der Rifel gesehen.
[3] Iglu https://rheumatologe.blogspot.com/2024/03/das-winzhaus-winzhauser-im-film.html
[4] Englischer Text des aufgearbeiteten Reise-Tagebuch von 2007 – https://rheumatologe.blogspot.com/2023/11/travelogue-mali-2007-no-11-gossi-and.html
[5] Das meiste Wissen stammt aus den Wikipedia-Artikeln:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tipi und https://en.wikipedia.org/wiki/Tipi
[6] https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Tipi
[7] Fast ein Kreis, mathematisch gesehen ist es ein Vieleck. In dem die inneren und äußeren Polygone immer mehr dem Kreis durch Erhöhung ihrer Anzahl annäherte, konnte man Kreiszahl pi (π) bestimmen. Es gibt jedoch schnellere Methoden der Berechnung. Ende der Anschweifung.
[8] Das kann man sich auf Englisch durchlesen und anschauen: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/10/mongolia-staying-in-ger.html und für die kasachische Jurte: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/02/mongolia-yurt-of-kazakhs.html. Das kasachische Wort für Jurte ist Kiis üi (киіз үй), was Filzhaus bedeutet. Hier sind auch die Unterschiede zum Ger beschrieben.
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