Pfingsten wird gerne als das Fest der christlichen Kirche bezeichnet, und da ist vieles Wahres dran, aber noch besser kann man es als das Fest des Heiligen Geistes auffassen. „Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.“ [1] Die Jünger überkam damals die Kraft des Heiligen Geistes, der sich wie Flammen auf sie senkte. Im Wochenspruch hören wir: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ [2] Da wird bereits alttestamentarisch auf das Pfingstwunder, das Ausgießen des Heiligen Geistes, hingewiesen. Und dann sprachen die Jünger in Zungen und nein, darin sehe ich nicht das Zungenreden, sondern das Reden in Sprachen. Der Heilige Geist hebt sozusagen die babylonische Sprachverwirrung auf, damit die frohe Botschaft, nichts anderes bedeutet Evangelium, verbreitet werden kann.
Die liturgische Farbe Rot ist für Pfingsten sowie für besondere Feste, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes oder der Kirche an sich zu tun haben, gedacht [3]. In der Versöhnungskirche war zunächst ein sehr altes Parament verwendet worden, das zwar handgewebt ist, aber andererseits den Charme eines schmutzigen Handtuchs vermittelt. Aber es war noch ein anderes Parament in der Sakristei vorhanden.
Von der Farbe Rot möchte ich auf die Große Kulturrevolution in China und den Kommunismus sprechen kommen. Dong Fang Hong (东方红) bedeutet „Der Osten ist rot“ und das spielte Radio Peking damals zu Zeiten der Kulturrevolution (1976-1976), spielte der erste chinesische Satellit im All (er tat übrigens sonst nichts weiter) und sangen die Volksmassen [4], denn es war de facto die Nationalhymne. Vielleicht meint man jetzt, daß dies wieder einmal so ein überflüssige Abschweifung in die sinologische Welt wäre, aber das sei ferne. Die freiwillige Gütergemeinschaft, wie sie in der Apostelgeschichte von Lukas idealisiert dargestellt wird [5], ist nicht. wie oft vermutet wird eine Form des Kommunismus. Es um einen gerechten Austausch zwischen reichen und armen Mitgliedern der Gemeinde. Freiwilligkeit und nicht Zwang ist Grundlage dieser Gemeinschaft. Weder werden Vermögen angehäuft, zusammengelegt, die Apostel bezahlt oder wird der Verzicht auf jeden Besitz gefordert, sondern lediglich die Bereitschaft, wenn Not herrscht, zu teilen.
An diesem Wochenende kamen viele Bibelstellen vor. Gehen wir einmal anders vor, als ich das gewöhnliche mach, nämlich bibelchronologisch.
Es startet im 1. Buch Mose mit dem Turmbau zu Babel. Als die Menschen einen Turm bauten fuhr der Herr hernieder und sprach: „Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen ...“. Und der Herr verwirrte ihre Sprache, daß „keiner des andern Sprache verstehe“ [6].
Dann geht es weiter beim Propheten Hesekiel (Ezechiel), nämlich in dem Textteil der von Israel, dem Totenfeld, durch Gottes Odem lebendig wieder wird, handelt [7]. Im letzten Vers heißt es: „Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der Herr.“
Im Evangelium geht es „Die Verheißung des Heiligen Geistes“, denn Jesus Christus will uns nicht als Waisen zurücklassen, sondern er gibt einen Tröster, den Geist der Wahrheit. Diese Textstelle endet mit: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ [8]
Danach folgt die Stelle in der Apostelgeschichte, die als „Das Pfingstwunder“ bezeichnet wird. Die Apostel reden in den verschiedenen Sprachen: „Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.“ [9] Man verdächtigte die Jünger, „voll süßen Weins“ zu sein. Das aber stellte Petrus in seiner Predigt richtig.
Die nächste Stelle ist dem 1. Brief des Paulus an die Korinther entnommen. Es ist wieder so eine Stelle, die man am besten mehrmals liest. Es geht um menschliche und göttliche Weisheit. Jeder lese selbst [10].
Nein, wir sind noch nicht am Ende, hier kommt noch eine Textstelle und zwar: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ [11] In Kall hatten wir noch ein 9½jähriges Mädchen, das sich selbst zur Taufe entschlossen hatte und sich diesen Taufspruch aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus ausgesucht hatte. Eine Taufe fällt an sich schon aus dem gewöhnlichen Rahmen der Gottesdienste, aber die Taufe, die jemand bewußt erfährt, ist immer etwas Besonderes.
Das Altargesteck in der Versöhnungskirche war nicht nur frisch sondern auch in der liturgischen Farbe. Schade, daß es nun etwas abseits stand, denn wir hatten am Taufbecken einen kleineren Altar aufgestellt, da wir mit wenig Teilnehmern rechneten; ich hatte immer noch zu viele Einzelkelche für das Abendmahl befüllt. Dafür war in Kall am nächsten Tag viel mehr los. Da stand dann auch ein sehr prächtig konzipiertes Altargesteck. Nicht nur dem Auge gefällig, sondern auch dem Geist des Tages und vielleicht – ich sollte mutiger sein und bestimmt sagen – auch dem Heiligen Geist.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/pfingstsonntag/ und https://www.bibleserver.com/LUT/Apostelgeschichte2 Apg 2,2
[2] Sach 4,6b
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Liturgische_Farben
[4] Und das kann man sich anhören und wenn man will auch mitschmettern: https://www.youtube.com/watch?v=b0CW_yI2qH8
[5] https://www.bibleserver.com/LUT/Apostelgeschichte4 Apg 4,32-37
[6] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose11 1. Mose 11,1-9
[7] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/EZK.37 Hes 37,1–14
[8] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JHN.14 Joh 14,15–19(20–23a)23b–27
[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/ACT.2 Apg 2,1-21
[10] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/1CO.2 1. Kor 2,12–16
[11] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/2TI.1 2 Tim 1,7
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