Der heutige Sonntag vor der Passionszeit wird auch Sexagesimä [1] genannt. Es handelt sich um die Vorfastenzeit, in der früher auch gefastet wurde; wenn aber selbst in der Fastenzeit nicht gefastet wird … das ist aber ein ganz anderes Thema. Sexagesimae – darin steckt die 60 und es geht um die 60 Tage vor Ende der Osterwoche. Man darf jetzt natürlich nicht nachrechnen, denn der 60. Tag nach Sexagesimä führt einen auf den 04.04.2024, einen Donnerstag, und und nicht auf den Ostersonntag, der auf den 31.03.2024 fällt; also sind es nur „ungefähr“ 60 Tage. Und damit es noch komplizierter wird, trägt der Sonntag auch den Namen Exsurge (von: „Exsurge, quare obdormis, Domine“ / „Wach auf! Warum schläfst du, Herr?“) [2]
Der Wochenspruch lautet: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“ [3] Oder auch: „Wer Ohren hat zu hören, der höre! Im Fokus des Sonntags steht das Hören auf Gottes Wort.“ Und dieses Wort ist „lebendig und kräftig und schärfer“ – ja, so wie die Losung zum Kirchentag 2007 [4].
Die Lesung aus dem Evangelium erfolgte aus dem Lukasevangelium und zwar das Gleichnis vom Sämann [5]. In der Auslegung heißt es dann: „Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“ [6] Und dort steht auch: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Und jetzt wird es einigermaßen kompliziert, denn auch im Predigttext stoßen wir auf die Saat. Hier ist der Text vollständig, da kurz: „Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ [7]
Nachdem der Sämann hier den Samen auf dem Acker verstreut hat, wartet er (schläft), denn der Same braucht Zeit und nach dem Plan läuft auch alles automatisch ab. Nur bei der Ernte wieder, muss der Mensch sich wieder sputen, denn alles hat seine Zeit [8]. Zeit haben, die Langsamkeit wiederfinden. Der Mensch als Sammler und Jäger mußte sich langsam bewegen, um die Speise an seinem Weg nicht zu übersehen. Er mußte langsam aber beständig dem Wild hinterher, denn auf der Flucht war es schneller als der Mensch. Und erst nach einiger Zeit, da mußte er sich sputen und das Wild erjagen.
Jetzt entferne ich mich etwas von der offiziellen Theologie. Die Kreationisten meinen, die Erde sei nur ein paar tausend Jahre alt; früher einmal berechnete jemand, daß die Welt wurde am 23. Oktober 4004 v. Chr. um 09:00 Uhr erschaffen worden ist [9]. Das deckt sich mit einem Buch – Genesis Konflikt [10] –, das ich kürzlich las, hier bereits beschrieben habe und in dem Walter J. Veith versucht nachzuweisen, daß die Dinosaurier sozusagen erst kürzlich ausgestorben sind [10]. Betrachten wir nun einmal die Schöpfung als Same, von Gott gelegt, der sich nach seinem Plan, jedoch frei entwickelt, dann passen Wissenschaftud Theologie ohne Verrenkung zusammen.
Die liturgische Farbe ist Grün. Das Altargesteck zeigt dies auch – das macht eben fast jedes Gesteck, man muss fast schon anstrengen, damit kein Grün enthalten ist – und ist prächtig ausgeführt worden. Und wer will, der darf auch Weiß und Violett in diesem Gesteck entdecken. Violett paßt mir noch am besten in die Vorpassionszeit.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1297
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fastensonntag
[3] Hebr 3,15
[4] https://www.ekd.de/news_2006_01_23_2_dekt_2007_losung.htm bzw. natürlich Hebr 4,12
[5] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/LUK.8/Lukas-8 Lk 8,4–8
[6] Lk 8,9–15
[7] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/MRK.4/Markus-4 Mk 4,26-29
[8] Vertont von Pete Seeger (1959) https://en.wikipedia.org/wiki/Turn!_Turn!_Turn! Aber die beste Version ist doch die der Byrds. https://www.youtube.com/watch?v=9PvxAOGYjY0 Anhören und Gänsehaut bekommen!
[9] Die Welt wurde am 23. Oktober 4004 v. Chr. um 09:00 Uhr erschaffen
https://rheumatologe.blogspot.com/2023/10/die-welt-wurde-am-23-oktober-4004-v-chr.html
[10] Veith, Walter J.: Genesis Konflikt - Kreation oder Evolution. Amazing Discoveries, Eckental 2008. ISBN: 9783980910934. Es handelt sich um die Hardcover-Ausgabe, die ich besitze; Hardcover für Hardliner.
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