Wednesday, July 24, 2024

Sammelsurium (258) 24.07.2024


RückSchau
624

Mohammed heiratete Aischa [1]. Schön und gebildet soll die dritte Frau des Propheten gewesen sein. Und war noch ein Kind, als ihr Vater Abu Bakr sie Mohammad zur Frau gab.

Nähstube Schnittker
Ich schrieb vor einiger Zeit ein Haiku:
the two spinsters
in their fancy store
grey top-knots and all

Ich dachte dabei an die beiden Fräulein Schnittker, denen der Laden mit Kurzwaren in Köln-Buchforst gehörte, an dem ich häufig in der Kindheit vorbeikam. Damals war die Bezeichnung Fräulein für ältere, unverheiratete Frauen gerade dabei, aus der Mode zu kommen. Noch im Dezember 1954 lehnte der Bundestag einen Antrag über die Aufhebung der Vorschriften zu den amtlichen Bezeichnungen einer unverheirateten Frau (Fräulein) ab [2]. Sie trugen beide einen grauen Dutt als Frisur.
Ein andere Frau, die auf der Bezeichnung Fräulein bestand, war eine VolksSchullehrerin der katholischen VolksSchule in Köln-Buchforst, die ich aber nur vom Sehen kannte. Sie aß nur VollKornBrot (ungemahlenes Korn), weil sie darin Gottes Wille sah, sonst hätte er ja Mahl und nicht Körner wachsen lassen. Wahrscheinlich hat dieses Fräulein nie das Alte Testament gelesen [3].

Ein Weinchen

"Darfs noch ein Weinchen sein?" Nein, selbstverständlich nicht. Ein Wein war schon mehr als genug. Aber es durfte ein Kaffee sein.

GenußDrogen

Ich erinnerte mich gerade an eine Fahrt im Zug in den 1980iger Jahren von Köln nach Nürnberg zu einem SonografieKursus. Ich saß in einem RaucherAbteil – das gab es damals noch, kaum zu glauben. Da war jemand, der zunächst Zigarillos und igrendWann auch eine Zigarre rauchte, dann wieder Zigaretten und schließlich Pfeife. Und dazu trank er Kaffee, dann Wein, irgendWann ein Bier und schließlich einen Kakao. Der Mann probierte sich durch alle damals legalen Drogen [4] durch. Schnapps hatte er allerdings nicht getrunken. Trotzdem faszinierte mich dieses SchauSpiel noch lange (ca. 40 Jahre) nach der Fahrt.

BreitenGrad
Wenn ich den BreitenGrad von Köln nehme und ihn mit anderen Orten auf diesen BreitenKreis vergleiche, dann kann sehen, daß uns irgendWann die ErdErwärmung ziemlich Kälte bescheren kann, nämlich wenn der GolfStrom abbricht. Alexandrowsk auf Sachalin oder St. John auf Neufundland liegen in der DurchschnittsTemperatur etwa 5° C unter der von Köln.

42 – eine Marginalie

Harry Haller steht im runden Korridor und blickt auf die Schilder an den Türen. Nur eine Aufschrift enthält auch eine Zahl: „Kamasutram / Unterricht in der indischen Liebeskunst / Kurs für Anfänger: 42 verschiedene Methoden / der Leibesübung“ [5].

Einschlüsse in Glas

Da waren diese Einschlüsse im Glas, durch das ich fotografieren wollte. Dieses ButzenScheibenlas, das nur gemacht wurde, um Licht einzulassen und nicht Blicke. Für die schattigen, schummrigen Weinstuben eben, in denen gezecht und gelacht wird, in denen man die Gesellschaft und den Wein genießt und niemand einen Grund hat, die Welt da draußen zu sehen oder sich von der Welt draußen sehen zu lassen. Ich aber wollte eine Welt drinnen sehen und fotografieren. Sehen ging noch, aber das Fotografieren gelang nicht. Es stört nicht wirklich.

Sri Aurobindo
Ich gelangte letztens an ein Buch von Sri Aurobindo [6] und las da: „Der Mensch hat ein System der Zivilisation geschaffen, das zu mächtig geworden ist für seine begrenzte geistige Fähigkeit und sein Verstehen, zu mächtig für seine noch viel begrenztere spirituelle und moralische Fähigkeit, um es wirklich gebrauchen und lenken zu können., diesen nur zu gefährlichen Diener seiner nur auf Ausbeutung ausgerichteten Ichhaftigkeit und ihrer Bgierden.“ Angesicht des KlimaWandels finde ich diesen Satz ziemlich treffend und hellsichtig. Den Rest des Buches fand ich eher enttäuschend.  

Als namenloses Lied
Ich hatte gerade gegonnen, Gedichte von Johannes R. Becher [7] zu lesen, als ich im Titel gebenden Gedicht „Als namenloses Lied“ auf diese Zeilen stieß: „Er hat sich weit, weit von sich begeben“ und „Das war sein Leben, wunderbares Leben“. Da habe ich das Buch zur Seite gelegt. Es kostete in der DDR 2,00 M und wird aktuell mit 69,50 € gehandelt. Aber soll ich es deshalb lesen?

Gespräche mit Marcel Duchamp

Ich las das Buch von Pierre Cabanne: Gespräche mit Marcel Duchamp [8]. Auf Seite 76 geht es um das Readymade „In Advance of the Broken Arm“ [Dem gebrochenen Arm voraus]. Marcel Duchamp sagte darauf: „Das war eine Schneeschaufel, und diesen Satz hatte ich tatsächlich darauf geschrieben. Er sollte aber gar keinen spezifischen Sinn haben, doch leider bekommt ja alles immer eine Bedeutung.“ Wie schwer es doch ist, etwas zu schreiben, dem nicht eine Bedeutung beigemessen wird. Und auf S. 106: „Museen interessieren mich nicht, weil ich an der Verbindlichkeit der Urteilsentscheidungen zweifle, dank deren all diese Bilder im Louvre sind, wo doch ebensogut andere Gemälde, die aber nie in Frage kamen, dort hätten untergebracht werden können.“ Das muß ich mir merken, falls mich jemand in ein Museum zerren will, an dem ich kein Interesse habe.  

Scherben
Das aufGetauchte U-Boot taucht aus dem Nebel auf [9].
Sommer cum laude


Links und Anmerkungen:

[1] Werner Stein: Kulturfahrplan. Die wichtigsten Daten der Kulturgeschichte. Von Anbeginn bis heute. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin und Darmstadt 1946/1957. S. 360.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%A4ulein
[3] Z.B. ist im 3. Buch Mose (Levitikus) im 24. Kapitel Vers 5a von „feinstem Mehl“ die Rede („Und du sollst feinstes Mehl nehmen und davon zwölf Brote backen – ...“).
[4] Zu den GenussDrogen zählen Alkohol, Kaffee, Tabak, Tee (den hatte er ausgelassen), Kakao, und die damals schwerer erhältlichen Guarana, Maté, Cola.
[5] Hermann Hesse: Der Steppenwolf. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1961, S. 226-227. Eine Marginalie zu: https://rheumatologe.blogspot.com/2024/01/zweiundvierzig-42-1.html
[6] Sri Aurobindo: Der integrale Yoga. Rowohlt, Hamburg 1957/1975. ISBN: 3-499-45024-0. Zitat von S. 19.
[7] Johannes R.Becher: Als namenloses Lied. Gedichte von Johannes R. Becher. Verlag Philipp Reclam Junior, Leipzig 1981.
[8] Pierre Cabanne: Gespräche mit Marcel Duchamp. Galerie Der Spiegel, Köln 1972. Zitiert: von S. 76 und S. 106.
[9] Es handelte sich um ein russisches U-Boot. Siehe: An Encounter in the Baltic Sea  https://rheumatologe.blogspot.com/2024/07/an-encounter-in-baltic-sea.html

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