Friday, January 28, 2022

LYRIK-Taschenkalender 2015 20. KW 28.01.2022


Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020/2021.



20. KW
Carsten Zimmermann: berlin, friedrichstraße

Als ich einmal beruflich für zwei Tage in Berlin war, fuhr ich von Tegel in der U-Bahn. Irgendwann sah ich, daß meine Cousine einstieg, sie mußte zur Arbeit in die Friedrichstraße, wie ich auch. Es stellte sich heraus, daß sie eine U-bahn-Station weiter mußte. Ja, es gibt Zufälle [4]!

Ich bin früher, noch vor der Wiedervereinigung, manchmal von Steglitz zum Kurfürstendamm gelaufen oder häufiger noch in die Motzstraße, wo ich die Antiquariate oder linken Buchläden besuchte und einmal dachte, ich hätte Christian Klar gesehen [1]. Oder ich ging ehrfürchtig in die Eisenacher Straße, wo man Georg von Rauch [2] erschossen hatte.

Insulaner -: am Insulaner im Winter mit dem Schlitten, mit dem jüngeren Bruder und dem Großvater. Später wir beiden Brüder (der dritte Bruder war noch zu jung). Es gab immer mehr Schnee als in Köln. Wir trafen Jungs, die fragten, ob wir StreichPinnen hätten, wo es doch StrischPinnsch'r heißt; viel später im Leben sagte mir einmal ein Freund, daß nicht jeder das Wort Käues versteht würde [3].

Und dann ging ich („Als ich einmal beruflich für zwei Tage in Berlin war“) in den Buchladen, ach was sage ich, den BuchPalast in der Friedrichstraße (Dussmann).

Wind
    wenn wir
Dem
Wind
ErLauben
Die
WindRäder
Zu
BeWegen
Könnten
Wir
Doch
Auch
Sein Singen
    In
Sprache verWandeln


20. KW
Kommentar: Marion Poschmann

Donner – London – Bonn – Bornholm – lodert – Lord – Losung – Dorf – Tondorf – Ton – Wohnung – Wolke – Word – Mond – Monstrum – Gold – Bord – Bodø – Koma – Nord – Port – Quokka

EinkaufsCenter -: das war natürlich das Europa-Zenta. Lag ganz nah an den Wohnungen der GroßEltern (Feuerbach Straße 8 und Schöneberger Straße 11 [5]).

Lawine
    wer hat
Denn
Die
KaufLawine
LosGetreten
So daß
Es
Kein
KloPapier
Mehr zu
    Kaufen
Gab?

Umkehr
    wenn der
Schnee
Feiner
Wird
Und
Die
Luft
D ü n n e r
Kehre
Um
Und erZähle
    Uns
Vom Yeti




Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Klar
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Rauch_(Anarchist) Das Buch von Michael „Bommi“ Baumann habe ich noch; hier der Link zur PDF-Datei:  https://linksunten.mirrors.autistici.org/system/files/data/2016/07/4202334515.pdf „Da fingen so verschiedene kleine Aktionen an, hier is mal ein Molli reingeflogen, und da mal schon was passiert, also da sind doch schon mehrere Leute gewesen, die die Idee aufgegriffen hatten.“
[3] Mittlerweile kann man sogar Käues-Automaten kaufen: https://gruin.de/kaeues-automat/
[4] Und wie es der Zufall so will, hatte ich einige Aspekte dieses Treffens schon einmal (am 18.11.2009) erwähnt: https://rheumatologe.blogspot.com/2009/11/berlin.html
[5] Bild vom Flur des Eingangs Vorderhaus hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2021/04/lyrik-taschenkalender-2018_10.html  


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