Friday, March 29, 2024

Altargesteck am 28.03.2024 Gründonnerstag

 


Der Wochenspruch lautete: „Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR.“ [1] Das Motto des Abendgottesdienstes sah allerdings so aus: „zu meinem gedächtnis“. Es wurde an langen Tischen mit einem in die Liturgie eingefügtem Essen gefeiert. Ein Ursprung dieser Form des Abendmahls ist das jüdische Passafest. [2] Das Abendmahl bekommt eine leichtere, lebendigere Form. Es entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft, wenn wir Brot und Wein mit dem Nachbarn teilen. 

Auch wenn viele Menschen an Gründonnerstag grünes Gemüse essen, der Begriff selbst hat nicht mit der Farbe Grün zu tun, sonders er basiert auf greinen (klagen).
Als am Anfang Mechthild Brand die Orgel spielte, dachte ich bei der Fuge: „Das ist die einzige Form vom Mathematik, die ich meine zu verstehen.“ Und dann spielte auch Ulrike Tiedemann Violoncello, beim langgezogenen Endton dachte ich: „Schade, daß es nun zu Ende ist.“ 

Die Lesung bestand aus drei Teilen und wurde vom gesungenen Gebet „Die Finsternis ist nicht finster“ [3] der Gemeinde unterbrochen. Die ersten beiden Teile stammen aus dem zweiten Buch Mose und die dritte Lesung aus dem Markusevangelium. Bei der Lesung aus dem Alten Testament kam mir ein Gedanke: der Pharao hatte ähnliche Ideen wie heute die Rechtspopulisten. Zunächst einmal zeigen, daß man die Fremden nicht als gleichwertig ansieht und sie unterdrückt, versklavt, ausnutzt. So heißt es in der Bibel unter dem Titel „Israels Bedrückung in Ägypten“: „Da kam ein neuer König auf in Ägypten, … und sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk der Israeliten ist mehr und stärker als wir.“ Und: „Wenn ihr den hebräischen Frauen bei der Geburt helft, dann seht auf das Geschlecht. Wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist’s aber eine Tochter, so lasst sie leben.“ [4] Everhard Holtmann: führt in Völkische Feindbilder [5] aus: „Um dem »ethnisch-kulturellen Wandel« der Bevölkerung entgegenzuwirken, müsse die Geburtenrate »unter deutschstämmigen Frauen« erhöht werden. »Mehr Kinder statt Masseneinwanderung.«“ Das ist aber auch Thema bei anderen Rechtspopulisten, ich erinnere mich spontan an ähnliche Äußerungen von Lee Kuan Yew der Republik Singapur. Und weiter der Pharao: „Macht euch auf und zieht weg aus meinem Volk, ihr und die Israeliten. Geht hin und dient dem HERRN, wie ihr gesagt habt.“ [6] Bei Holtmann lesen wir: „… in der Silvesternacht 2015/16 entfalteten IB-Anhänger ein Transparent an der Fassade des Kölner Hauptbahnhofes mit der Losung »Nie wieder Schande von Köln! #Remigration«.“    

Wir wollen den Anlaß des Abends nicht aus den Augen verlieren. Es geht um die Einsetzung des Abendmahles. Und das kann man gut im ersten Brief an die Korinther nachlesen [8]: „Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ 

Vor einigen Tagen schrieb ich noch: „Das Altargesteck zeigte sich gelb und dazu auch noch im Stadium des Verwelkens oder wie man im Rheinland sagt: am Verwelken am sein (Pendant zur englischen continuous form).“ Nun war es verwelkt (Perfekt, nicht Imperfekt), fast schon zur Mumie getrocknet! Die liturgische Farbe ist Weiß. Rekapitulieren wir an dieser Stelle die liturgischen Farben dieser Tage [9]:
Palmarum / Palmsonntag · Violett (Bußfarbe)
Tag der Ankündigung der Geburt Jesu (Mariä Verkündigung) · Weiß (Christusfarbe)
Gründonnerstag · Weiß (Christusfarbe)
Karfreitag ·  Schwarz / (Trauerfarbe) / Violett / Nichts
Karsamstag · Schwarz / (Trauerfarbe) / Violett / Nichts
Osternacht ·  Weiß (Christusfarbe)
Ostersonntag · Weiß (Christusfarbe)


Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).

Links und Anmerkungen:
[1] Ps 111,4
[2] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1306  
[3] Es geht auf Ps 139,12 zurück.
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/2.Mose1 2. Mose 1,8.9.16
[5] Everhard Holtmann: Völkische Feindbilder. Ursprünge und Erscheinungsformen des Rechtspopulismus in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2018. S. 85.
[6] https://www.bibleserver.com/LUT/2.Mose12 2.Mose12,31b
[7] Holtmann a.a.O. S. 94.
[8] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Korinther11 1.Kor 11,23b-26
[9] https://www.liturgische-konferenz.de/kalender/liturgische_farben.html   

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