Thursday, August 22, 2024

Die katholische Pfarrkirche St. Donatus in Harperscheid

 


Harperscheid ist ein Ortsteil von Schleiden in der Eifel. Ich besuche Harperscheid ab und zu, wenn ich in Hellenthal einkaufe. Die katholische Pfarrkirche St. Donatus habe ich bereits mehrfach besucht, aber bislang noch nicht über sie geschrieben. Viel findet man nicht über die Kirche und auch der Wikipedia-Artikel [1] weist Lücken auf; ein größerer Textteil listet die Namen der Pfarrer auf, aber man weiß nicht sicher, bis wann Bruno Ix und ab wann Philipp Cuck Pfarrer gewesen ist – Herr Cuck war bis 2023 Pfarrer. Auch die Homepage der GdG Hellenthal-Schleiden [2] gibt keine weitere Informationen. Aber so schnell gebe ich nicht auf, denn in einem Pfarrbrief von 2021 schreibt Pfarrer Philipp Cuck [3]: „Herr Siegfried Wergen aus Wolfgarten hat in Eigenregie und großer Fleißarbeit ein Buch über die Kirchen und Kapellen der GdG Hellenthal / Schleiden herausgegeben.“ Dieses Buch konnte ich einsehen und zusätzliche Informationen finden [4].

Harperscheid hat bereits seit dem 14. Jahrhundert eine Kapelle und zwar seit 1317. Diese Kapelle war dem Heiligen Petrus in Ketten (Petrus in vinculis) geweiht. Die Kapelle überdauerte mehr als 200 Jahre und wurde dann durch einen einen Neubau ersetzt. 1809 mußte man auch diese Kapelle bis auf den Turm, der erhalten werden konnte, abreißen, aber man hat eine neue Kirche gebaut. Im ersten Jahr des 2. Weltkrieges wurde die Pfarrkirche erweitert. Nur wenige Jahre später lag die Kirche im Frontbereich, so dass 1944/1945 sehr starke Schäden am Kirchengebäude entstanden sind. Ende 1950 konnte jedoch die Kirche neu geweiht werden. Patron der Kirche ist der hl. Donatus, den wir uns später noch genauer ansehen werden. Donatus bedeutet der Geschenkte und Dona kennen wir vielleicht von Asterix & Obelix oder aus dem Latein-Unterricht: „timeo danaos et dona ferentes“ [5]. Aber kommen wir nun erst einmal ins Innere der Kirche.  


Es handelt sich um eine schlichte Kirche, vielleicht ein wenig mehr ausgestattet, als selbst Luther dies gewollt hätte, aber weniger als viele andere katholische Kirchen. Das war eins der Probleme, bei denen Luther, Zwingli und Calvin uneins waren. Das bekommt dem Gotteshaus aber, denn man wird nicht von barocker Vielfalt abgelenkt. Im Altarraum befinden sich Statuen vom hl. Donatus (links) und vom hl. Sebastianus (rechts).

Für die Fenster habe ich die Homepage der „Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V.“ [6] zu Rate gezogen. Die Rechteck-Muster mit barockem Zierbogen stammen von ca. 1900, aber der Künstler konnte nicht eruiert werden. Die geometrischen Ornamente mit Symbolen stammen von ca. 1940-1949, aber auch bei denen ist der Künstler unbekannt.



Der hl. Donatus ist ein Katakombenheiliger. Bei Katakomben denkt man an Christenverfolgung, alte Filme mit flackerndem, spärlichen Licht und was einem sonst noch einfällt [7]. Als Katakombenheilige bezeichnet man unbekannte Personen aus der Zeit des frühen Christentums, die später als Reliquien aus den Katakomben Roms entfernt wurden [8]. Bis ins 7. Jahrhundert waren die Gräber der Märtyrer tabu. Ab dem 16. Jahrhundert aber wurden vermehrt Reliquien benötigt, so daß man mehr und mehr Gebeine aus Rom in die Kirchen Europas transferierte. Wie passen nun Katakombenheiliger als unbekannte Person und der hl. Dontus als benannte Person zusammen? Nach dem Heiligenlexikon [9] fand man 1646 in den Katakomben an Sant'Agnese fuori le mura in Rom die Gebeine eines Unkannten, aber auf dem Grab stand „vom heiligen Märtyrer Donatus“. Die Reliquien sollte zur Jesuitenkirche nach Bad Münstereifel, so daß daher der Name St. Donatus von Münstereifel herrührt [10]. Bei einer Messe in Euskirchen auf dem Weg nach Bad Münstereifel setzte ein Gewitter ein und ein Blitz entzündete den Altar wie auch den Priester, der dann wundersamer Weise genesen war. Dieses Wunder begründete die Donatusverehrung. Er gilt besonders in der Eifel und im Erzbistum Köln als Schutzheiliger gegen Unwetter, Blitzschlag, Hagel und Feuersbrunst.


Wer aber war dieser Donatus? Das würde jetzt den Text hier sprengen, aber einige Details möchte ich doch ansprechen. Um 166 war er mit 17 Jahren Heerführer gegen die Markomannen an der Donau. Sie waren umzingelt und nahe dem Verdursten, als ein Gewitter einsetzte (ja wieder ein Gewitter), Mensch und Tier labten sich am Regen. Das Lager der Markomannen aber wurde von Blitzen zerstört. Auf dieses Wunder hin gelobte Donatus Ehelosigkeit. Als er die Enkelin des Kaisers aufgrund seines Gelübdes nicht heiraten wollte, wurde er als Christ entlarvt und zum Märtyrer; wobei die Legende der geplanten Heirat mit Alexandra, der Enkelin des Kaisers, wahrscheinlich nicht historisch ist.

Wenn Sie einmal von Schleiden auf der B258 in Richtung Belgien unterwegs sein sollten, kommen Sie unweigerlich durch Harperscheid. Dann sollten Sie nicht an der Pfarrkirche St. Donatus vorbeifahren, sondern gehen sie hinein. Wenn ich das nächste Gewitter erlebe, dann denke ich an den hl. Donatus und die Markomannen [11].



Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Donatus_(Harperscheid)  
[2] GdG Hellenthal-Schleiden https://gdg-hellenthal-schleiden.bistumac.de/index.html
[3] https://gdg-hellenthal-schleiden.bistumac.de/export/sites/region-eifel/gdg-hellenthal-schleiden/.galleries/GdG-Hellenthal-Pfarrbrief-als-Download/Pfarrbr.-oI.-HE-BL-HO-21-4-v.-01.05.-20.06.21.pdf
[4] Siegfried Wergen: Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal - Schleiden. Schleiden 2021.
[5] Es bedeutet: „ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen“ und stammt aus Vergils Epos „Aeneis“. Mit Danaer waren die Griechen im Kampf um Troja gemeint und es ging um das trojanische Pferd.
[6] Die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. mit Sitz in Mönchengladbach ist ein Zentrum für die Dokumentation und Erforschung der Glasmalerei. https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/b2943/b2943.shtml
[7] Mir fällt noch ein Schulausflug nach Belgien oder Luxemburg ein, bei dem wir in nachgebauten Katakomben mit Kerzen herumliefen und die Französischlehrerin vor Angst zitterte, daß sich jemand verirren könnte. War also sehr realistisch gestaltet.
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Katakombenheiliger
[9] https://www.heiligenlexikon.de/BiographienD/Donatus_von_Muenstereifel.html#google_vignette
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Donatus_von_M%C3%BCnstereifel
[11] Die Bezeichnung Markomannen stammt übrigens aus Caesars „de bello gallico“ (handelt übrigens nicht von einem gallischen Hund) und bedeutet so etwas wie Grenzmann. Und ich weiß nicht, warum ich gerade an Glen Campbells „Wichita Lineman“ denken muss, denn das war ein Arbeiter auf einem Telegraphenmast. Die Geigen in dem Lied spielen so süß, daß man sich sicherheitshalber Insulin spritzen möchte.

Zugaben-Teil:

Ich fand einen Zettel mit der Überschrift „Zum hl. Donatus“. Die erste Strophe geht so:
»O Donatus, uns gegeben
Zum getreuen Schutzpatron!
Händ und Herzen wir erheben
Bittend auf zu Deinem Thron.
Dich, der Du den Sieg errungen,
Über Satan, Fleisch und Welt,
Dich, den keine Qual bezwungen
Ehren wir als Glaubensheld.
   :,: „O Donatus, Dich loben wir,
        o Donatus, Dich preisen wir,
        bitt für uns o, bitt für uns.“ :,:«

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