Der heutige Sonntag ist der 21. Sonntag nach dem Trinitatis-Fest [1]. Dieser Sonntag beschäftigt sich mit der Idee Böses mit Gutem zu überwinden. Der Wochenspruch lautet: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ [2] In der Bergpredigt heißt u.a.: „Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“. Feindesliebe? Wir werden darauf zurückkommen.
In der Lesung aus dem Alten Testament geht es um den Brief Jeremias an die Verschleppten in Babel. Er verkündet Gottes Auftrag an die Weggeführten: „Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte … Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.“ [3] Hat das einen Bezug zum Thema des 21. Sonntags nach Trinitatis? Selbstverständlich! Es geht nicht darum, in Babel einen Aufstand anzuzetteln, sondern sich dem Feind friedlich zu nähern und die Zeit verstreichen zu lassen, die Gottes Plan vorgesehen hat.
Der Text aus dem Evagelium (auch aktueller Predigttext) steht im 5. Kapitel des Matthäusevangeliums [4]. Es ist der Text, von dem der Vers „Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, ...“ sicherlich bekannt ist. Es geht ums Vergleten und die Textstelle zitiert zunächst aus dem Alten Testament: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ [5] Das war das Gesetz, das die Spirale nach immer mehr gegenseitiger Vergeltung beenden sollte. Jesus Christus aber lehrt die völlige Abkehr von der Vergeltung. Die Textstelle geht weiter unter dem Titel „Von der Feindesliebe“ und wieder erfolgt ein Verweis auf das Alte Testament: „Du sollst deinen Nächsten lieben.“ [6] Dies aber schloß den Feind nicht ein. „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“ Und: „Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben?“ Es geht nicht um ein feiges Hinnehmen von Aggression sondern um ein mutiges Eintreten für den Frieden [7]. Es geht darum, dem Feind die offene Hand zu reichen. Die offene Hand symbolisiert in dem Spiel Schere-Stein-Papier das Paper, die Faust den Stein. Die Schere wird stumpf am Stein und sie zerschneidet das Papier. Das Papier aber umhüllt den Stein und gewinnt so, ohne den Stein zu zerstören. Der Text des Evangeliums ist eine Maximalforderung, auf die gilt hin zu arbeiten. Wir können das nicht schaffen, aber das entschuldigt nicht, so nah wie möglich dahin zu kommen.
Diemal war die Liedtafeln in meinen Fokus geraten, denn in der Versöhnungskirche waren die Liednummern in einer nicht-mathematischen Anordnung gesteckt; ich habe allerdings keine besondere Symbolik dahinter vermutet. In Kall muss man wissen, daß Lieder aus zwei Gesangbüchern gesungen wurden.
Das Altargesteck in Kall hatte viel Rot und Orange als Farben des Herbstes und sah sehr hübsch aus. Doch Halt! Vielleicht sollten wir dies als Hommage an den Evangelisten Lukas auffassen, denn vor zwei Tagen (18.10.) wurde seiner gedacht [8]. Die liturgische Farbe ist dann Rot. Warum allerdings der Spruch „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ aus dem Markusevangelium [9] gewählt wurde und nicht ein Zitat aus dem Lukasevangelium, weiß ich auch nicht.
Ich will nicht zu sehr über das Gesteck in der Versöhnungskirche herziehen, aber es wirkte blaß und verloren, und vertrocknet war es auch nicht. Aber das war dem Ausfall der Heizung geschuldet. Auch der Flügel kam klanglich mit der aktuellen Temperatur sehr gut zurecht.
Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).
Links und Anmerkungen:
[1] https://kirchenjahr-evangelisch.de/21-sonntag-nach-trinitatis/
[2] Röm 12,21
[3] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/JER.29 Jer 29,1.4–7(8–9)10–14
[4] 2. Mose 21,24
[5] https://www.die-bibel.de/bibel/LU17/MAT.5 Mt 5,38–48
[6] 3. Mose 19,18
[7] Ob die Mahnwache am Mühlenbrunnen bereits als mutiges Eintreten für den Frieden zu werten ist, kann nicht entscheidend sein, es ist vielmehr ein Schritt in die richtige Richtung, weg von der Kriegsrhetorik. https://evangelisch-in-koeln-dellbrueck-holweide.de/friendensmahnwache/
[8] https://kirchenjahr-evangelisch.de/tag-des-evangelisten-lukas/
[9] Mk 16,15b
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