Tuesday, April 1, 2025

Pfarrkirche St. Andreas in Glehn (Eifel)

 


Ich las kürzlich über die Berufung der Zwölf: „Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; ...“ [1]. Ich hielt einen Moment inne, denn immer ist von Petrus die Rede und kaum von seinem älteren Bruder Andreas. Da ich Heilige eher im Rahmen von Kirchbesichtigungen wahrnehme und ich erst kürzlich über Petrus im Rahmen der Pfarrkirche St. Peter in Zingsheim überschwänglich berichtet hatte [2], überlegte ich, ob mir nicht schon einmal eine Kirche mit Namenspatron Andreas untergekommen war. Nein, jedenfalls nicht, daß ich darüber berichtet hätte. Ich kam schnell auf Glehn, aber machte mir nicht viel Hoffnung. Ich besuchte Glehn bei strahlendem Sonnenschein und geschlossener Kirche.

Glehn gehört zur Stadt Mechernich und hat etwa 450 Einwohner [3]. Die erste sichere Erwähnung erfolgte etwa im Jahr 1185. Da wird über die Heilung eines Mädchens aus Glehn von schwerer Krankheit berichtet. Seit 965 gehörte Glehn dem Andreas Stift in Köln. Ja, das hätte ich früher recherchieren sollen, denn St. Andreas gibt es noch in Köln und da bin ich erst gestern in Richtung Neumarkt vorbei gelaufen, als ich von St. Gereon [4] aus kam. Da hätte ich auch einen Abstecher hin machen können, aber dann hätte ich sicherlich nicht mehr St. Andreas in Glehn geschrieben. Trotzdem möchte ich über die Pfarrkirche St. Andreas in Glehn berichten, denn ich empfinde sie als sehenswert schon von außen. Und was sich drinnen verbirgt, das habe ich recherchiert und darüber werde ich jetzt auch berichten.  

Mindestens seit 1291 gab es eine Kirche in Glehn [5], die St. Andreas geweiht war, da das Patronatsrecht beim Andreas Stift in Köln lag; Wikipedia vermutet seit mindestens 1284 bis zur Franzosenzeit. Es kann aber auch sehr viel früher gewesen sein. Da 1291 ein Pastor namens Nikolaus erwähnt worden war, ist dieses Datum als sehr sicher anzunehmen. An einer anderen Stelle wird vom Turm aus dem 12. Jahrhundert gesprochen, aber da könnte auch das 13. Jahrhundert gemeint sein. Das vorbestehende romanische Kirchenschiff wurde im 15. Jahrhundert abgerissen und durch eine zweischiffige, gotische Halle mit Chor ersetzt. Die dreischiffige Kirche entstand 1866 durch Anbau im Süden. Der 2. Weltkrieg beschädigte das Gotteshaus nur wenig; Fenster und interessanterweise auch die Glocken überstanden den Krieg. Ein Erdbeben 1951 allerdings verursachte Schäden, die erst 10 Jahre später behoben werden konnten. Die Seitenaltäre sind barock, der Hochaltar ist neuromanisch.

Die Orgel wurde 1850 von den Gebrüdern Müller aus Reifferscheid erbaut und stand zunächst in einer anderen Kirche (welche?). 1869/70 kam sie nach St. Andreas. Weimbs Orgelbau aus Hellenthal restaurierte die Orgel 1996 [6]. Zwei Manuale und Pedal mit 10 + 4 Registern.

Die Fenster kann man sich auf der Homepage der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V.  ansehen [7]. Da verpaßt man wirklich etwas, denn es gibt sowohl im Chor wie auch Seitenschiff interessante Fenster, die 125 Jahr als sind.

Die Glocken sieht man gewöhnlich nicht. Hören könnte man sie schon, wenn man zu richtigen Zeit dort wäre. Zwei Glocken aus Jahren 1424 und 1485 und die dritte wird auf 1613 datiert.


Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas waren die ersten Jünger Jesu Christi. Er sah sie ihre Netze auswerfen und machte sie zu Menschenfischern [8]. So ganz unerwartet kommt das nicht, denn Andreas war bereits Jünger von Johannes dem Täufer. Petrus und die Zebedäus-Söhne kommen werden aber häufiger ohne Andreas zusammen genannt. Andreas ist zwar einer der ersten vier Jünger, aber ansonsten berichten die Evangelien nichts weiter über ihn. Andreas soll in Kleinasien, dann aber auch bis zum heutigen Georgien hin, gepredigt haben [9]. Er wurde in Patras (Griechenland) gekreuzigt, nachdem er Maximilla, die Frau des Präfekten, geheilt, bekehrt und überdies zur ehelichen Enthaltsamkeit aufgefordert hatte. Das wiederum mißfiel dem Präfekten Aegeas so sehr, daß er ihn züchtigen und kreuzigen ließ. Es muss sehr zäh gewesen sein, denn er soll noch zwei Tage vom Kreuz gepredigt haben. Das Kreuz hatte einen schrägen Querbalken, so daß sich darauf das Andreaskreuz bezieht.

Schade! Schade! Schade!!! Diese Kirche gehört geöffnet.


Links und Anmerkungen:
[1] https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us10 Mt 10,2
[2] Pfarrkirche St. Peter in Zingsheim (Eifel)
https://rheumatologe.blogspot.com/2025/03/pfarrkirche-st-peter-in-zingsheim-eifel.html Nebenbei bemerkt: die Kirche hatte mir sehr gefallen.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Glehn_(Mechernich)  
[4] Über St. Gereon und das Fastentuch „Spuren des Feuers“ von Jakob Kirchmayr will ich in den nächsten Tagen berichten.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Andreas_(Glehn)
[6] http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=ob2&%250=2000785&LGE=DE&LIJST=lang, https://organindex.de/index.php?title=Mechernich/Glehn,_St._Andreas und [5].
[7] https://www.glasmalerei-ev-web.de/pages/de_ueber.shtml
[8] Mt 4,18-20 bzw. Mk 1,16-18 und bei Lukas finden wir die Geschichte mit mehr Detail am Anfang des 5. Kapitels.
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_(Apostel)
[10] Das Bild vom Apostel Andreas stammt aus Georg Ott: Marianum. Pustet Verlag, Regensburg 1859. S. 2590.

.

No comments:

Post a Comment