Thursday, June 30, 2022

St. Chrysanthus und Daria in Bad Münstereifel (Bam)

 



Die Kirche St. Chrysanthus und Daria, auch Stiftskirche genannt, hatte wie die ganze Stadtmitte von Bad Münstereifel gelitten [1], denn hier führt die Erft durch. Man kann an der Eingangstür ungefähr sehen, wie hoch das Wasser stand. Das Foto oben von St. Chrysanthus und Daria ist ca. sechs Jahre alt; ich habe es ausgesucht, nicht weil die Kirche von außen heute wesentlich anders aussähe, sondern weil damals keine Autos davor geparkt hatten.


Das  Hauptproblem besteht in der Heizungsanlage, die wie bei den meisten Kirchen unten ist. Es handelt sich um eine Warmluftheizung. Diese Form der Heizung ist sinnvoll, da warme Luft nach oben steigt und so auch die gesamte Kirche mit warmer Luft durchlüftet wird. Wichtig ist dies für die Orgel, damit Teile aus Leder oder anderen organischen Materialien nicht verschimmeln. Ich hatte extra nachgeschaut [2]; frühe Formen dieser Heizungsart finden sich bereits vor über 1000 Jahren. Der Wikipedia-Artikel listet u.a. folgende Vorteile: „Schnelle Aufheizzeit, Zumischen von Frischluft möglich, Umluft kann gefiltert werden“. Bei den Nachteilen findet sich „die relative Luftfeuchtigkeit kann stark sinken“ - darin sehe ich allerdings bei der Beheizung von Kirchen einen Vorteil. Aber es fehlt der Nachteil, daß bei Überschwemmung das Heizungssystem mit Wasser vollläuft, also absäuft. Und das ist bei St. Chrysanthus und Daria auch geschehen.

Die ehemalige Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria ist eine gut erhaltene romanische Basilika [3]. In der Regierungszeit von Lothar I. (795-855) [4] wurde von Prüm aus das Kloster in Bad Münstereifel gegründet, wohin Jahr 844 die Reliquien des römischen Märtyrerpaars Chrysanthus und Daria kamen. Die heutige Basilika stammt aus dem 11. Jahrhundert, mußte allerdings im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erheblich restauriert werden.  

Noch ein kurzer Exkurs zu den Märtyrern St. Chrysanthus und Daria: Chrysanthus bekehrte und heiratete die Vestalin Daria [5]. Der Legende nach wurde er gefoltert und sie in ein Bordell gezwungen (das allerdings ist unwahrscheinlich), schließlich sollen beide lebendig begraben worden sein. Sie starben am 25. Oktober, wobei man sich jedoch beim Jahr nicht sicher ist: 283 oder 284.

Die Fenster sind von Franz Pauli gestaltet worden. Leider war vor einigen Jahren meine Hauptkamera defekt, so daß ich keine passablen Bilder habe, aber dafür kann man sich die Bilder bei der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. ansehen [6]. Neben Ornamenten sind interessante wissenschaftliche Abbildungen zu sehen, im Kern sind das elektronenmikroskopische Darstellungen, z.B. Eisennitrid Fe4N in 120.000facher Vergrößerung. Franz Pauli wurde 1927 geboren und starb 1970 in Köln [7]. Der Wikipedia-Artikel berichtet über ein „umfangreiches, vielgestaltiges Werk“ mit Öl-Lackbildern, Druckgrafiken, Siebdrucken, dreidimensionalen Objekte und weiteren. Die Forschungsstelle hat über 100 Kirchen mit Glasmalereien von Franz Pauli aufgelistet. Der Wikipedia-Artikel hat wahrscheinlich noch mehr gelistet, auch im Ausland und in Profan-Bauten; hier müßte man viel Zeit zum Vergleichen investieren. Auf jeden Fall lohnt sich der Besuch der Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria.


Ich hatte diesmal nur einen kurzen Blick in die Kirche hinein werfen können, denn Georg Wessel wird in der Kirche unter dem Titel „Bam! ... danach“ Fotografien ausstellen [8]; er begann gerade mit den Arbieten dazu. Er hat Zerstörungen und Einsatz der Helferinnen und Helfer unmittelbar in den ersten Tagen nach der Katastrophe festgehalten. „Mein Sohn lebt in der Schoßpforte und ich hatte Todesangst um ihn“, sagte Wessel zu Thomas Schmitz, der noch mehr Einzelheiten im Kölner Stadt-Anzeiger zu berichten weiß [9]. Die Fotografien sind vom 04.07.2022, 16:00 Uhr, bis zum 17.07.2022 in der Stiftskirche zu besichtigen.

Für mich hat Bam noch eine ganz andere Bedeutung. Ich habe 2004 und 2018 den Iran besucht. 2004 mußte ich auf den Besuch verzichten, denn die Stadt Bam [10] war von einem Erdbeben zerstört worden. Schätzungsweise 40.000 Tote und 30.000 Verletzte. Insbesondere hatte die aus Lehmziegeln bestehenden Zitadelle Arg-é Bam [11], die nach dem Erdbeben zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, sehr gelitten, wurde aber schon zu großen Teilen wiederaufgebaut, wie ich 2018 sehen konnte. Man nimmt an, daß sie im 6.-4. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde.
 
Bam - erneut, originalgetreu, neu



Links und Anmerkungen:
[1] Hier mehr zu Bad Münstereifel, fast ein Jahr nach der Flut: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/bad-munstereifel-fast-ein-jahr-nach-der.html. Übrigens öffnen die Geschäfte des City-Outlets wieder ab heute (30.06.2022), siehe dazu auch den WochenSpiegel (Schleiden): https://wi-paper.de/show/4b06a98dd83e/epaper S. 1
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Warmluftheizung
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/St._Chrysanthus_und_Daria_(Bad_M%C3%BCnstereifel)
[4] Das Grab liegt in der Abtei Prüm. Ich bin übrigens nicht nach Lothar I. benannt, sondern nach meinen beiden Onkeln, die selbst nach Manfred und Lothar von Richthofen ihre Namen bekommen hatten.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Chrysanthus_und_Daria
[6] http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b5413/b5413.shtml
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Pauli
[8] https://www.bad-muenstereifel.de/fileadmin/user_upload/aktuelles/Folder_Fest_Jahrestag_Flutkatastrophe.pdf
[9] https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/bad-muenstereifel/gedenk--und-dankesfeier-bad-muenstereifel-stellt-plaene-fuer-jahrestag-der-flut-vor-39718052?cb=1656436481640&  
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/Bam_(Iran)


.

Tuesday, June 28, 2022

Bad Münstereifel – fast ein Jahr nach der Flut


 

Ich bin nach langer Zeit wieder einmal durch Bad Münstereifel gekommen. Es ist Sommer und hier in NRW sind Sommerferien. Ich aber hatte keine Problem, einen Parkplatz zu finden, ja ich hatte nicht einmal suchen müssen. Bad Münstereifel hatte sehr unter den Folgen der Flut gelitten und fast ein Jahr danach sieht es immer noch schwer angeschlagen aus. Aber viel ist bereits getan worden und überall kann man laufende Arbeiten sehen. Ob sich die Outlet-Stadt aber von Flut und Pandemie noch einmal erholen kann, ist doch nicht sicher. Immerhin sind wieder verschiedene Läden geöffnet und Tourismus, nicht Katastrophentourismus ist wieder möglich.



Unter demTitel „GeDANKen und GeDENKEN“ wird es in etwa zwei Wochen vier Festtage geben. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete über die Vorstellung des Programms durch Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian „Gedenken (am 14. Juli), Kirmes (15. Juli), Feiern! (16. Juli) und Danken (17. Juli)“ [1]. Ich meine, daß man Aufbruchstimmung und Hoffnung von Bad Münstereifel sehen kann und daß es in Zukunft wieder schwieriger werden wird mit den Parkplätzen.


Wieso hat es die Stadt so schwer getroffen? Bad Münstereifel liegt an der Erft, und zwar etwa 250 tiefer als die Quellhöhe, wobei die sogenannte Erftquelle bereits etwa 100 m unterhalb dieser Höhe liegt [2]. Auch der Wikipedia-Artikel zur Erft erwähnt insbesondere die Schäden, die insbesondere in Bad Münstereifel und in Erftstadt entstanden sind [3]. Ich meine, daß man die brutale Gewalt der Erft in Bad Münstereifel durch den schnellen Zufluß (Höhenunterschied) und langsameren Abfluß erklären kann. Die Innenstadt hat viel von ihrem mittelalterlichen Flair bewahrt, aber darin liegt auch das Problem: es gibt für große Wassermassen keine Möglichkeit des Ausweichens.


2016

2022


Jedenfalls werde ich zusehen, daß ich zwischen dem 14. und 17. Juli 2022 in Bad Münstereifel [4]  auftauche (nein, aktuell führt die Erft nur wenig Wasser) bzw. erscheine, besonders um mir die Fotoausstellung von Georg Wessel anzusehen, aber das ist noch eine weitere Geschichte.

2016

2022



Links und Anmerkungen:
[1] https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/bad-muenstereifel/gedenk--und-dankesfeier-bad-muenstereifel-stellt-plaene-fuer-jahrestag-der-flut-vor-39718052?cb=1656436481640&  
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2020/09/die-erftquelle-bei-holzmulheim.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Erft

PS. Das Korrekturprogramm wollte Bad Münstereifel in Bad Monstereifel ändern - da war ich eindeutig dagegen!
 

.

Sunday, June 26, 2022

Altargesteck am 26.06.2022 – 2. Sonntag nach Trinitatis

 



Der Wochenspruch lautet: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ [1] Der Text der Lesung aus dem Evangelium steht bei Lukas und dazu hatte ich bereits etwas geschrieben [2]. Aber der Predigttext hat mit Jona zu tun [3].

Jona soll den Bürgern von Ninive eine schlechte Nachricht überbringen, das Ende prophezeien, flieht aber, so weit ihn ein Schiff bringen kann. Und wird dann im Sturm über Bord geworfen, um Gott zu besänftigen. Dann wird er von einem Walfisch … ich weiß -: das gibt es nicht. Der Wal ist kein Fisch sondern ein Säugetier. Und in der Bibel steht großer Fisch. D. Martin Luther übersetzte: „Vnd Jona war im leibe des Fisches / drey tag vnd drey nacht.“ [4] Herman Melville zitiert die Geschichte um Jona in seinem Roman Moby Dick und zwar im Kapitel The Sermon. Diese Predigt hält Father Mapple in der Kapelle in New Bedford [5], deren Kanzel mit der Festung Ehrenbreitstein verglichen wird. Er beschreibt den Wal, der Jona verschlungen hat, aber dann heißt es: „Then Jonah prayed unto the Lord out of the fish's belly“. Ich meine, daß man damals zwischen großem Fisch und dem Säugetier Wal in einer Stadt, die vom Walfang lebte, nicht differenziert hat.

In der Stelle, die den Predigttext [6] ausmacht, kommt Jona in die Megalopolis Ninive und sagt: „Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und zogen alle, Groß und Klein, den Sack zur Buße an.“ Und als Gott sah, daß Ninive bereute, verschonte er die Stadt. Ich muss zugeben, daß mich das vierte Kapitel des Buches Jona weit mehr fasziniert hat, denn es beginnt: „Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig [...]“. Da war er dann wieder sehr bockig, der Herr Prophet. Das Buch Jona ist kurz und es lohnt sich, es ganz zu lesen.
 
Das Altargesteck soll nicht zu kurz kommen. Das ist gelogen. Es muss zu kurz kommen, denn Jona und den Fisch kann ich nicht erkennen, auch keinen Bezug zu den „Wohlhabenden und Armen, Nahestehenden und Fernen, Glaubenden und Zweifelnden“ und bei Sehnsucht [3] denkt man eher an die Taiga. Schön gestaltet ist unser Altargesteck dennoch!

Eins gibt es aber noch zu berichten. Das Cassiopeia Theater hat in der Kirche ausgestellt: „Kunst will mit dir sprechen. Kinder begegnen Kunst und Künstlern“ - es werden Tusche-Zeichnungen von Claudia Hann ausgestellt, Eröffnung ist am 28.06.2022 um 10:30 Uhr in der Versöhnungskirche [7].




Inspiriert vom täglichen Blumenstrauß
auf einem Fahrrad von Ai Weiwei (艾未未).


Links und Anmerkungen:
[1] Mt 11,28
[2] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/06/altargesteck-2-sonntag-nach-trinitatis_11.html  
[3] https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php#1049
[4] Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.  http://www.zeno.org/Literatur/M/Luther,+Martin/Luther-Bibel+1545/Das+Alte+Testament/Der+Prophet+Jona/Jona+1 Beziehungsweise: „Aber der Herr ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.“ https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JON.2/Jona-2
[5] Herman Melville: Moby-Dick (Bantam Classics). New York 1981. ISBN: 0-553-21007-6. S. 46-54 (The Sermon). Anmerkung: Leider war ich nicht in New Bedford. Die Zeit reichte nur für Cape Cod / Hyannis und Plymouth. New Bedford besitzt ein Walfang-Museum.
[6] https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/LU17/JON.3/Jona-3 Jona 3,1–10
[7] http://www.klecksteufel.de/

.


Der Amor-Tempel von Malmaison oder doch die Eifel?

 



Als ich kürzlich einen alten Band von Velhagen & Klasings Monatsheften durchsah, fiel mir ein Bild des Amor-Tempels von Malmaison [1] auf. Und da dachte ich daran, daß ich eine ähnliche Stimmung gerade vor einigen Tagen hier in der Eifel erlebt hatte.

Zu Schloß Malmaison kann man sich im Wikipedia-Artikel informieren [2], aber ich fand den Artikel von Karl Heinrich lesenswerter. Josephine und Napoleon zogen sich auf Schloß Malmaison, das nicht weit von Paris entfernt liegt, zurück. Josephine, eigentlich Marie Josèphe Rose de Tascher de la Pagerie, war die Witwe von Alexandre de Beauharnais, der im Rahmen der Revolution guillotiniert wurde. Das muss jetzt genügen! Auch über die Tochter von Marie Josèphe Rose und Alexandre de Beauharnais, Hortense, deren Bild gegenüber des Bildes vom Amortempel zu sehen ist, hülle ich mich in Schweigen.

Die Stufen mit dem Tempel waren für mich Nebensache, denn mein Blick richtete sich auf die Pflanzen am Ufer und das Gewässer. Sanft spiegeln sich die Pflanzen im Wasser. Es ist sehr beruhigend, am Wasser zu sitzen. Ob Napoleon auch dort am Wasser geweilt hat oder ob er nur seine Gedanken bei der Politik hatte? Vielleicht hätte er sich mehr Zeit am Wasser gönnen sollen. Ich rate jedenfalls dazu.






Links und Anmerkungen:
[1] Velhagen & Klasings Monatshefte. 1913/1914, Bd. 28, Heft 5, Januar 1914, S. 141, Ausschnitt. Der Artikel ist von Karl Heinrich.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Malmaison

.

Friday, June 24, 2022

250 Jahre König-Orgel in der Schlosskirche Schleiden

 



Eigentlich war das Jubiläum schon vor zwei Jahren, aber wegen der Pandemie konnte kein Konzert zur Feier stattfinden. Die damals geplanten Sommer-Orgelkonzerte mit Andreas Warler finden deshalb erst jetzt statt. Heute (24.06.2022) fand das erste von drei Konzerten statt.

Über die Schlosskirche Schleiden (katholische Pfarrkirche „St. Philippus und Jakobus“) hatte ich bereits berichtet [1]. Eine Kapelle wurde bereits im Jahr 1230 geweiht [2]. Der spätgotische Hallenbau entstand in der Zeit von 1516 bis 1525. Ich möchte an dieser Stelle abschweifen und auf die herrlichen Fenster hinweisen, die vor 1535 entstanden sind [3]. Leider ist der Künstler unbekannt.

Die Orgel wurde 1770 von Christian Ludwig König erbaut. Christian Ludwig König wurde am 05.05.1717 in Münstereifel, also in der Nähe von Schleiden, geboren und verstarb am 15.04.1789 in Köln. Sein Wirken war allerdings nicht auf die Eifel oder Köln beschränkt [4]. Die Orgel im Kloster Steinfeld (1727) stammt von Ludwig Königs Vater Balthasar König [5]. Einzelheiten zu der König-Orgel hatte Andreas Warler auf dem Programm aufgeführt. 1987/88 wurde die Orgel restauriert und weitgehend so wiederhergestellt, wie sie im 18. Jahrhundert erbaut worden war.

Andreas Warler war früher Organist an der Basilika Steinfeld. Er wechselte in die Nachbar-GdG [Gemeinschaft der Gemeinden] Hellenthal-Schleiden. Dieser Wechsel wurde notwendig, da der Kirchengemeindeverband Kall-Nettersheim ihm keinen vollen Beschäftigungsumfang mehr einräumen konnte. Ich hatte auch z.B. über das Neujahrskonzert 2019 berichtet [6].

Heute spielte Andreas Warler ausschließlich Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er begann mit Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 538), auch die dorische genannt, und endete mit Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 565). Die beiden Stücke heißen ähnlich, sind aber grundverschieden. Und sie klingen in der Basilika Steinfeld anders als in der Schlosskirche Schleiden. Es war jedenfalls ein sehr schönes Konzert. Außerdem spielte Warler noch einige Concerti und Choräle ( BWV 663,  BWV 595,  BWV 767,  BWV 592,  BWV 654).

Die ausstehenden zwei Konzerte finden wiederum an Freitagsabenden um 19.30 Uhr statt, nämlich am 22. Juli und 19. August 2022. Der Eintritt ist frei(willig) [7].



Links und Anmerkungen:
[1] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/09/schlosskirche-schleiden.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlosskirche_Schleiden
[3] https://www.glasmalerei-ev.net/pages/b2939/b2939.shtml
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Ludwig_K%C3%B6nig
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_K%C3%B6nig
[6] https://rheumatologe.blogspot.com/2019/01/orgelkonzert-in-der-basilika-kloster.html
[7] https://gdg-hellenthal-schleiden.bistumac.de/aktuelles/nachrichten/a-blog/Sommer-Orgelkonzerte/


.



The Grand Tour – Madsched-e-Imam, Isfahan

 

 

Harry Seidler [1] hat vom Iran die Madsched-e-Imam, also die Imam-Moschee, in Isfahan ausgewählt. Das ist eine gute Wahl, denn die Moschee und der Platz sind UNESCO-Weltkulturerbe, aber es gibt so viele andere Architekturdenkmäler, die zu kurz kommen, aber um die ich mich vielleicht kümmern kann.



Hier jedoch soll es sich nur um die Imam-Moschee drehen. Eigentlich hieß sie jahrhunderte lang die  Schah-Moschee (Masǧed-e Šāh) [2], wurde aber nach der Islamischen Revolution zu Ehren des Ajatollahs Khomeni in Imam-Moschee (Masǧed-e Emām) umbenannt. Der Bau Moschee wurde Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhundert begonnen. Einige Quellen berichten von einer Grundsteinlegung im Jahr 1611/1612 durch Schah Abbas I. von Persien. Beendet wurde der Bau entweder 1630 oder sogar erst 1638. Der Name des Architekten lautet Ostad Abu'l-Qasim. Der stand vor einem besonderen Problem, einerseits der Ausrichtung der riesigen Platzes und andererseits der Notwendigkeit, die Moschee gen Mekka ausrichten zu müssen, so daß sie in einem Winkel von 45° zum Platz gebaut werden mußte.



„Für das Gebäude wurden schätzungsweise 18 Millionen Ziegelsteine, für Verkleidung und Futtermauern rund 472.500 Kacheln verbaut.“ Ein großer Teil der Kacheln wurde in einem besonderen, neuen Verfahren hergestellt, das bis zu sieben Farben gleichzeitig ermöglichte.




Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Naqsch-e_Dschahan#K%C3%B6nigsmoschee


.

FreitagsGedichte / #KurzLyrik 24.06.2022

 



暮從碧山下,山月隨人歸;
卻顧所來徑,蒼蒼橫翠微。
下終南山過斛斯山人宿置酒
李白
In der Dämmerung komme ich den jadegrünen Berg hinunter,
Der Mond folgt mir heimwärts von über dem Gipfel.
Ich schaue zurück auf den Pfad, den ich gegangen,
Und die dunkelgrünen Bänder traten deutlicher hervor.
Den Zhongnan Berg hinunter zur Klause des Einsiedler Husi auf einen Wein
Li Bo


Entrückung
In der Entrückung ist
Kein Land
Kein Wasser
Kein Nichts
Nur tiefer Glaube
In dessen Echo
Dein Schatten ruht

Der Schatten
    da fällt
Das
MondLicht
Durch
Kahle
Buchen
Und
Liegt
Frierend
Auf dem
Schnee
Mein
Schatten
Ist
Warm
Noch
Und gehet
    Mit
Mir

UmDrehungen
    es legt
Sich
An
Das UhrWerk
Der
VerGeltung
Mit
Dem
RäderWerk
Der
VerFehlungen
Und
Beide
Drehen
Sich
Bis
Das
StundenGlas
    UmGedreht
Werden muß

Offenbarungen
    in jeder
Apokalypse
Fallen
Die
Sterne
  Selbst
In
Der
Von
Steven Hawking
Und
Wir
Hoffen noch
    Trotz
Aller Offenbarung

Winds of Change
    was der
Wind
Am
Tage
Bringt
BeMerken
Wir
Nicht
Und
Was
Der NachtWind
    Bringt
VerSchlafen wir

Der Brunnen
    in diesem
Brunnen
Wallet
Die Flut
Doch
Von
Den
Schatten
Trinkt
    Keiner
Dies Nass

Spiegel
    diese Welt
Ist
Ein
UnEndliches
Hotel
Doch
In
All
Den
Zimmern
Müssen
Die Spiegel
    Noch
VerHängt werden



Li Bai (李白), ich bevorzuge die Aussprache Li Bo, ist neben Du Fu (杜甫) der Star der Tang-Dichtung. Als ich gerade nachsah, wurde mir klar, daß ich ihn bzw. seine Gedichte bislang hier vernachlässigt habe, obwohl sie mir immer etwas besser als die von Du Fu gefallen haben. 34 seiner Gedichte finden sich in der Kompilation der 300 Gedichte der Tang-Zeit (唐詩三百首). Er lebte von 701 bis 762. Sein Geburtsort liegt im heutigen Kirgisistan bzw. Kirgistan (ich weiß nicht woher im Deutschen das überflüssige si kommt) und zwar bei Tokmok, dem alten Suyab, also sehr weit im Westen. Die Gegend habe ich zweimal besuchen können. Der Wikipedia-Artikel zeigt das Bild einer Iljuschin; ich meine, ich hätte auch ein Bild davon. https://de.wikipedia.org/wiki/Tokmok Und ja, es ist der Fall – auf der ersten Reise habe ich den Bomber aus dem Bus heraus fotografiert und hier ist dieses Bild dann auch.

.


Thursday, June 23, 2022

Gemünd – jetzt und ein paar Jahre vor der Flut

Vor der Flut: altes Mauerwerk und alte Bäume

Nach der Instandsetzung: neue Mauern, Aussichtsplattform und junge Bäume


Ich habe Gemünd nicht oft besucht, aber heute bin dort nach längerer Zeit wieder einmal gewesen, denn ich mußte zur Postbank und die hat die Flut in Kall auf dem Gewissen. Nun ja, in Gemünd gibt es auch keine richtige Postbank, in der man Bankgeschäfte tätigen könnte, aber man konnte mir weiterhelfen. Fast ein Jahr ist herum und viel ist getan worden, aber viel ist eben noch nicht so, wie man es gewohnt war. Die Post liegt übrigens in der Urftseestraße, von der im WDR berichtet wurde: „Die Flut im Sommer hat die Urftseestraße in Gemünd besonders hart getroffen.“ [1]

In Gemünd fließen Urft und Olef zusammen [2], so daß man sich gut vorstellen kann, daß es dort Flutschäden kann. Ich hatte im vorigen Jahr über die Flutschäden in Diefenbach [3] berichtet. Der Kuttenbach fließt in die Urft. Diefenbach liegt nicht ganz 200 m höher als Gemünd, so daß man sich über das Gefälle gut die Kraft vorstellen kann, mit der das Wasser dort unten ankam. Gemünd liegt ca. 10 km Luftlinie von Diefenbach entfernt. Es hat 3800 Einwohner.

Überall im Ort sieht man Handwerker. Viele Schaufenster sind noch mit Spanpressplatten oder ähnlichen Übergangslösungen versehen. Ich sah aber auch einen Glaser mit großen Scheiben. Ich habe vor etwa acht Jahen Aufnahmen beim Zusammenfluß und auch von der Kirche der evangelischen Trinitatisgemeinde. Ich habe übrigens nicht jedes mal dort fotografiert. Die evangelische Kirche wie auch die katholische St. Nikolauskirche haben gelitten und in beiden wird restauriert. St. Nikolaus erinnerte mich im jetzigen Zustand, also ohne Bestuhlung an mittelalterliche Kirchen, wie sie in Filmen dargestellt wurden. Bei St. Nikolaus sieht man, wie hoch das Wasser stand. Wahrscheinlich muss das Mauerwerk auch noch weiter trocknen.

Auch wenn Schäden an der Uferbefestigung behoben und neue Bäume gepflanzt wurden, die Gefahr für das nächste Hochwasser ist damit nicht gebannt. Der Wochenspiegel berichtete vor einigen Monaten, daß eine Talsperre zwischen Hellenthal und Hollerath den Platißbach aufstauen [4] und regulieren soll. Denn der Teil von Hellenthal direkt hinter der aufgestauten Olef kam deutlich besser weg, als die tieferliegenden Teile, die von den Zuflüssen von Platißbach und Prether Bach überschwemmt wurden. Ich hatte im letzten Jahr Pegeldaten vom Platißbach gesehen, der vor dem großen Regen ca. 0,40 m betrug, dann innerhalb von einigen Stunden auf 0,80 m anstieg, um dann innerhalb von drei Stunden auf 2,80 m anzusteigen [5]. Ich hoffe jedenfalls, daß gehandelt und nicht nur diskutiert wird.

Evangelische Kirche vor der Flut

Evangelische Kirche nach der Flut


Aktueller Blick ins Innere der evangelischen Kirche


St. Nikolaus von außen - da ist der Schaden nicht mehr offensichtlich



Innen sieht man dann aber den Schaden

 

Links und Anmerkungen:
[1] https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/ein-halbes-Jahr-nach-der-flut-lage-in-stolberg-eschweiler-schleiden-eifel-100.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Gem%C3%BCnd_(Schleiden)
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2021/07/diefenbach-und-kuttenbach-wanderung.html
[4] https://www.wochenspiegellive.de/schleiden/artikel/eine-talsperre-im-platissbachtal
[5] Leider finde ich die Daten des Pegels Platißbach nicht und habe sie aus dem Gedächtnis zitiert; ich hatte sie vor ca. 11 Monaten gesehen.


.



Sammelsurium (211) 22.06.2022

 



Tübingen, Jänner
Ich hört heute eine Reportage über die Sängerin Marina Satti (Μαρίνα Σάττι) [1] und ihr erstes Album heißt: γέννα – man sprach es Jänna aus. Es bedeutet Geburt. Ich dachte sofort an das Gedicht Tübingen, Jänner von Paul Celan [2]. Ist das zu weit hergeholt? In Zeile 14 heißt es: „käme ein Mensch zur Welt“ und in Zeile 16 ist von einem Patriarchen die Rede. In Ordnung: die jüdischen Patriarchen liegen näher.

ACDC
Gut, man schreibt AC/DC und es steht als Abkürzung im Englischen für Wechselstrom/Gleichstrom, aber spricht es gegen mich, daß ich direkt daran dachte, als Thomas Pynchon [3] die Abkürzung benutzte? Es steht dort für Almeda County Death Cult (S. 105). Und dann werden noch „schwerbrüstige Zenzis in Dirndlkleidern“ erwähnt und das wiederum erinnerte mich an eine Bekannte, deren SpitzNamen ich erraten hatte – ich schreibe mich um Kopf und Kragen.

Das Paradies
Das Paradies in der Bibel ist ein ziemlich tendenziöser Bericht [4]. Und dabei meiner ich noch nicht einmal den Mensch und die Schlange, aber das ist auch unter dem Titel Sündenfall [5] zu sehen. Wo bitte ist von herunterfallenden Ästen, Unkraut, Maulwürfen oder gar Wühlmäusen die Rede? Ameisen?

Dos Rosas

Dos Rosas ist Castellano und bedeutet zwei Rosen. Es ist auch der Titel einer CD der Sängerin Adriana Lucia [6]. Ich frage mich, warum dann vier Rosen auf dem Cover abgebildet wurden [7].

Telefon
Früher waren wir am Draht [8], geerdet, bis das Ohr vom Hörer rot wurde oder die Beine lahm wurden oder der Hocker zu unbequem wurde oder zu viele Menschen durch die Diele aufs Klo wollten. Heute können sich die meisten gar nicht an so etwas erinnern. Oder TelefonZellen mit Schildern „Fasse Dich kurz!“.

Lächeln
Wenn wir an ein rätselhaftes, geheimnisvolles Lächeln denken, dann kommt uns wahrscheinlich das Bild der Mona Lisa von Leonardo da Vinci in den Sinn. Manch einer mag aber auch das Lächeln der Kore von der Akropolis (Peploskore) [9] denken. Ich meine, daß ihr Lächeln genauso geheimnisvoll ist.

Saturn 3

Ich habe mich gestern durch den Film Saturn 3 mit Farrah Fawcett, Kirk Douglas und Harvey Keitel gezappt. Ich fand ihn schon vor 40 Jahren schlecht, jetzt fand ich ihn abgrundtief schlecht. [10] Top Schauspieler können auch kein schlechtes Drehbuch wettmachen. Und es war schon damals mehr an Trickfilm möglich. Zur Erinnerung: Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück stammt ebenfalls aus dem Jahr 1980.

„Gemeinsam für unsere Sportvereine“
Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Sportvereine“ wirbt eine Handelskette und zeigt ein Bild von jungen Sportlern unterschiedlicher Sportarten zusammen mit einer alten Dame in einem Chanel-Kostüm und mit Perlen behängt. Wahrscheinlich muss man lernen, seine Sponsoren auszuhalten.

Diese Fliege

Diese Fliege, die so wild um meinen Kopf kreiste und mich mit ihrem Brummton beim Lesen störte. Dann setzte sie sich auf meine Hand. Sie hatte ein braunes und dunkelockeres Muster von Flügel und Körper sowie eine schwarze Umrandung, aber auch die Beine waren in diesem Schwarz, das intensiver als sonst bei Fliegen wirkte. Es sah so aus, als hätte sie sich  das kleine Schwarze angezogen. Und dann hatte sie noch diese wundersamen schwarz gepunkteten, grünen Augen, so ein ZiffernBlattGrün, phosphoreszierend. Faszinierend!

Öldüm öldüm dirildim

Das war einmal die SchlagZeile in einer türkischen Zeitung, die wir ca. 1986 im Krankenhaus fanden und sie ausSchnitten und an die Tür zu einem BesprechungsRaum klebten. Sue hat sich einige Zeit gehalten. Auf Deutsch heißt es etwa: Ich war in der Hölle und bin zurück.
Die Erinnerung daran brachte mich auf zu Idee zu: Geldim, kaldım, güldüm, öldüm. Auf Deutsch: Ich kam, ich blieb, ich lachte, ich starb. IrgendWie schon das Leben. Und in ziemlicher Nähe zu: veni, vidi, vici.

Mein Schatten
Mein Schatten, der in der Wand wohnt und sich herausSchält, soBald ich die Wohnung verLasse. Er lebt dann in meiner Wohnung, liest meine Bücher, trinkt meinen Tee. Aber er geht nicht ans Telefon -: guter Mann! Mein Schatten eben!



Links und Anmerkungen:
[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Marina_Satti
[2] Paul Celan: Die Gedichte. Kommentierte Gesamtausgabe. Barbara   Wiedemann(Hrg.). Suhrkamp Taschenbuch Nr. 3665. Frankfurt am Main 2005. S. 133.
[3] Thomas Pynchon: Die Versteigerung von No. 49. Rowohlt, Reinbek 1986. ISBN: 3-499-15717-9. Interessanterweise Redaktion Elfriede Jelinek.
[4] https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose2 1 Mos 2,5-25
[5] Da kann ich nicht anders und assoziiere Vattenfall!
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Adriana_Luc%C3%ADa
[7] https://i.discogs.com/r3DnC82TSM8X3eD91Pwv1aGiKMxv3OF5UE8idMJzE6U/rs:fit/g:sm/q:40/h:300/w:300/czM6Ly9kaXNjb2dz/LWRhdGFiYXNlLWlt/YWdlcy9SLTI2ODUy/NzktMTI5NjUwNDE3/Mi5qcGVn.jpeg
[8] Allerdings nicht wie in Welt am Draht. Dies war ein Fernsehfilm von Rainer Werner Fassbinder mit Klaus Löwitsch in der Hauptrolle. https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_am_Draht  
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Peploskore Dieser Artikel erwähnt übrigens das Lächeln überhaupt nicht und interessiert sich z.B. mehr für das schon damals aus der Mode gekommene Gewand.
[10] https://twitter.com/Rheumatologe/status/1537706469595938818


.

Tuesday, June 21, 2022

Homöopathie und mehr in der Stadt Gottes

 



Eine meiner Schwägerinnen brachte mir kürzlich zwei Bändes der „Stadt Gottes“ [1], die sie sonst entsorgt hätte. Ich bin gerne für solche alten Scharteken zu haben und auch nicht ganz uneigennützig, denn man kann Abbildungen einscannen, ohne direkt das Copyright von jemandem zu verletzen. Die Zeitschrift wurde von den Steyler Missionaren gegründet [2]. Darin hoffte ich dann auch noch interessante Nachrichten aus fernen Ländern vorzufinden. Und auch da wurde ich nicht enttäuscht. Die Homöopathie kommt übrigens später irgendwie, irgendwo, irgendwann [3].

Kommen wir zunächst zur Steyler Mission. Da wurde hervorragende ethnographische / ethnologische Arbeit geleistet, auch wenn die Distributionstheorie nicht stimmt. Ich erinnere mich noch, wie ich die drei Bände über die Feuerlandindianer von P. Martin Gusinde (der vierte Band erschien erst posthum) verschlungen habe … über 3000 Seiten [4]. Natürlich waren auch andere Missionare aktiv, nicht zuletzt P. Alberto Maria De Agostini [5] von den Salesianern, deren Museum ich in Punta Arenas 1990 besuchen konnte. Ich habe sein Buch „Zehn Jahre im Feuerland“ [6].

[Regie-Anmerkung: Die Homöopathie nicht vergessen.]


Dann blätterte ich weiter, las hier ein wenig und da etwas mehr. Schließlich landete ich bei „Von der Christenverfolgung in Südschantung“ [7]. Das interessierte mich nun besonders, da ein Freund darüber gearbeitet hatte. Und zwei Seiten weiter stieß ich auf das Bild, das ich hierfür eingescannt habe. Darauf sind u.a. Constantin von Hanneken [8], Gustav Detring (1842-1913) [9], der 1985 sein Schwiegervater wurde, und der Ex-Vizekönig Li Hongzhang [10], damals in Deutschland Lihungtschang geschrieben.

Auf S. 131 finde ich folgenden (chinesischen?) Satz: „Da Deekui, kiu ngȏmen ju chau uöl“. Da Deekui entspricht 大德国,und vielleicht soll es 就我们有好味 heißen, aber richtig wäre es nicht. Hinter uöl könnte sich wei'er (味儿) verbergen. Missionar Johannes Buis übersetzt: „Groß-Tugend-Reich [also das große Deutschland] ist mit uns in einem guten Geruche, d. h. In Freundschaft“.

Ach ja, Homöopathie. Auf den Seiten 263-264 wird Samuel Hahnemann vorgestellt. Und ich zitiere einmal: „Die homöopathischen Ärzte rühmen ihren Kuren große Erfolge nach und behaupten, die Kranken in ihren Spitälern durchschnittlich früher entlassen zu können als die gewöhnlichen Aerzte oder Allopathen. Wir glauben, daß nur genaue und umfassende Untersuchungen und statistische Erhebungen von unparteiischer Seite ein abschließendes Urteil ermöglichen würden.“ Diese Forderung wurde von 125 Jahren [11] gestellt (wahrscheinlich sogar noch früher), aber der Glaube an die Homöopathie ist zäh. Ich allerdings gebe die Hoffnung nicht auf, daß die Infiltration der Medizin durch die Homöopathie beendet wird.





Links und Anmerkungen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stadt_Gottes_(Zeitschrift) Band 1897
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Steyler_Missionare
[3] Auch wenn ich gerade irgendwie von Nena enttäuscht bin.
[4] P. Martin Gusinde: Die Feuerland-Indianer. Ergebnisse meiner vier Forschungsreisen in den Jahren 1918 bis 1924. 3 Bände. Mödling, 1931–1939.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Alberto_Maria_De_Agostini
[6] Alberto Maria De Agostini: Zehn Jahre im Feuerland: Entdeckungen und Erlebnisse. Leipzig 1924/1953 (2. Aufl.).
[7] Die Stadt Gottes, Jahrgang 1897, S. 71 ff. Schantung, heute schreibt man die Provinz Shandong (山東/山东). „Aus einem Briefe des hochw. Herrn Johannes Buis, Missionars in Südschantung.
[8] Constantin von Hanneken: Briefe aus China 1879–1886. Als deutscher Offizier
im Reich der Mitte. Hrsg. v. Rainer Falkenberg. Böhlau, Köln,Weimar,Wien 1998. ISBN 3-412-04698-1.
[9] https://www.sothebys.com/en/articles/detring-and-von-hanneken-the-highest-ranking-westerners-in-china Ups, die haben ja ein ähnliches Bild!
[10] Li Hongzhang (李鴻章/李鸿章) https://de.wikipedia.org/wiki/Li_Hongzhang  
[11] Und ich bin gerade recht stolz auf mich, daß ich doch relativ rasch, gemessen an der Gepflogenheit der Homöopathie keinen Nachweis zu erbringen, auf die Homöopathie gekommen bin.

PS. Beim Thema Homöopathie keine Kommentare. Ich werde doch nicht Schwurblern eine Plattform bieten.
 

.

The Grand Tour – Piazza Navona, Rom



Die Piazza Navona [1] zeigt uns das barocke Rom und heute natürlich ebenso Souvenirhändler, Cafés und die dazugehörenden Touristen [2]. Im Buch von Harry Seidler steht die Piazza Navona als ein Bild unter neun auf einer Doppelseite. Im Text dazu erfahren wir, daß Francesco Borromini die konkave Fassade der Kirche Sant’Agnese in Agone entworfen hat.  

St. Agnes war eine Märtyrerin des dritten Jahrhunderts, über die man sich weiter z.B. bei Wikipedia informieren kann [3]. Für Kölner hat die heilige Agnes eine besondere Bedeutung, denn es gibt die Pfarrkirche St. Agnes und das Viertel dort wird Agnesviertel [4] genannt. Agnes [5] war der Name der Ehefrau des Stifters der Kirche (neugotisch, zweitgrößte Kirche Kölns) und wurde deshalb der heiligen Agnes geweiht.

Die Baugeschichte ist interessant und auch bei Wikipedia ausgeführt. Vielleicht so viel: es kam zu einem Zerwürfnis mit dem Originalarchitekte Girolamo Rainaldi, so daß Francesco Borromini beauftragt wurde, der dann die Fassade wie beschrieben änderte, aber auch für Galerie, den großen Saal und die Ovaltreppe verantwortlich war.


Auf dem Platz stehen drei Brunnen: der Vierströmebrunnen (Fontana dei Quattro Fiumi) bei einem Obelisken, der zu der Erinnerung aneinen antiken Circus beiträgt, Neptunbrunnen im Norden und  die Fontana del Moro im Süden. Noch so viel zur Geschichte des Platzes: Julius Cäsar ließ 46 v. Chr. hier ein Stadion errichten.


Links und Anmerkungen:
[1] Auftakt und Buchbesprechung hier: https://rheumatologe.blogspot.com/2022/06/the-grand-tour-buchbesprechung-und.html
Harry Seidler: The Grand Tour - Reise um die Welt mit dem Blick des Architekten. Taschen GmbH, Köln 2004. ISBN: 3-8228-3871-6
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Piazza_Navona
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_von_Rom
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Agnesviertel
[5] Und Agnes war auch der Name einer meiner Großtanten, die dann den Onkel Seppel aus Altötting geheiratet hatte und mit ihm zusammen in Hamburg gelebt hat. Ich versage es mir jetzt, auf den Wallfahrtsort Altötting abzuschweifen.

.


Monday, June 20, 2022

LYRIK-Taschenkalender 2015 25. KW 20.06.2022

[0]

 
Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2015 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem Gedicht vorgestellt. Er ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen. Auch dieser Kalender lädt ein zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2014/2015 und 2020-2022.


25. KW
Hans Arp: Opus Null (1)


Opus Null (1) -: Null Ouvert.

Zeilen ohne O -:
„Ich bin der lange lebenslang“
„der insgesamte Augustin“

„Posaune ohne Mund und Loch“ -. eigentlich ein Koan.

Laune
    in so
Einer
Laune
Für
PoSaune
Kam
Die
Pause
Schon
Zu rechten
Zeit
Aber
Links
Eine
Sause
Hätte es
    Auch
GeTan

Fast so geladen an S-Elementen wie in „Sitara und der Weg dorthin“ [1] aufgeführt -: Stengel, Tit, Po, Loch, Geschirr, Eierstock.

Wir
    während das
Ich
In
Meinem
Mund
Schweigt
Höre
Ich
In
Meinem
Ohr
Auf ein-
    Mal
Das Du


25. KW
Kommentar: Carolin Callies


„Ich bist, du ist, er bin – das Sein.“ [2]

Zellulose ist das (u.a.) das Produkt der Photosynthese und nicht die Photosynthese.

FlickenTeppich
    unsere Er-
Innerungen
Sind
Ein
FlickenTeppich
In dem
Wir
Dann
Einen
Teppich von
    Bayeux
Sehen wollen

Er: Ozonstengel. Posaune, Herkulesgeschirr
Sie: Tit[ten], Loch, Eierstock, Rock
Im Prinzip wird etwas hinausPosaunt.

Jörg Albrecht -: wenn Du nicht weißt, wo Du klicken must, klicke hier. [3] Dann hat es ja Klick gemacht [4].

Null
    da werden
Alle
Möglichen
Konstanten
In der
Mathematik
Definiert
Aber
Die
Wichtigste
Findet sich
    Nicht -:
Die LimonenZahl

 




Links und Anmerkungen:

[0] Von Null auf Hundert.
[1] Arno Schmidt: Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Wesen, Werk und Wirkung Karl Mays. S. Fischer VerlG; Frankfurt am Main 1985.
[2] Ergebnis einer Stunde Philosophie-Unterricht auf dem Gymnasium. Dabei konnten wir uns nicht beklagen, denn unser Lehrer war Prüfer und Mentor für ganz NRW, weshalb wir immer hochmotivierte Referendare hatten.  
[3] Ich bin ein Banause. Ich weiß über Jörg Albrecht nur, daß er einmal in Abu Dhabi festgehalten wurde, weil er die falschen Objekte fotografiert hatte. Ich habe etwas Ähnliches auch einmal gemacht, nämlich die Botschaft der USA in Wien fotografiert. Da wird wird man dann aber nicht verhaftet, man bekommt von einer netten Polizistin mitgeteilt, daß man das nicht darf; also kann ich das Foto hier nicht zeigen – oder vielleicht darf ich es doch zeigen? Ich war damals auf den Spuren von Heimito von Doderer unterwegs und besuchte u.a. die Strudlhofstiege. Ich mache gewisse Dinge unkenntlich und dann geht es bestimmt.
[4] „Klickedi-Klickedi-Klack, Paps.“ Humphrey Bogart in dem Film noir von William Wyler „An einem Tag wie jeder andere“ (The Desperate Hours)
https://de.wikipedia.org/wiki/An_einem_Tag_wie_jeder_andere


.

https://rheumatologe.blogspot.com/2021/10/polynesische-impressionen-eine-reise-in.html