Fallvorstellung: M. Bechterew und Therapie mit Biologikum

Ich berichte über einen Patienten mit M. Bechterew (ankylosierende Spondylitis, ICD M45.00), dem mit einem Biologikum geholfen werden konnte. Ich war selbst nach der Indikationsstellung für das Medikament skeptisch, da er bereits über 70 Jahre alt war und die Wirbelsäule und die Kreuzdarmbeingelenke schon in hohem Maße eingesteift waren.

Herr W.Z. geb. 1945
M. Bechterew (ankylosierende Spondylitis, ICD M45.00), HLA B27 positiv, seit ca. 1976 bzw. davor.
Erstvorstellung bei uns Mai 2008 mit starken Schmerzen, insbesondere beim Treppensteigen (Verkanten der Kreuzdarmbeingelenke), deutliche depressive Stimmungslage.
Aus dem damaligen Untersuchungsbefund: Halswirbelsäulen-Rotation 0° bds., Halswirbelsäulen-Seitneigung 0° bds. Schmerzen im Bereich von Halswirbelsäule und Lenden­wirbel­säule. Tragus-Wand-Abstand 28,0 cm, Hinterhaupt-Wand-Abstand 21,0 cm, Kinn-Sternum-Abstand 6,0 / 7,0 cm, Atembreite 0,5 cm, Ott 30,0/30,0 cm, mod. Schober 15,0 / 17,0 cm, Domian 2,0 cm links und 2,0 cm rechts, Fingerbodenabstand 51,0 cm und Intermalleolarabstand 67,0 cm.
Der BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index) betrug: 5,6.
Der BASFI (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index) betrug: 9,3.
Der BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index) betrug: 5,0.
Therapie seither mit 300 mg Infliximab alle 8 Wochen.

Zuletzt betrugen:
der BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index): 0,7
der BASFI (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index): 3,8
der BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index): 6,0
der ASDAS (Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score): 1,39.
Aus dem neuesten Untersuchungsbefund: Hals­wirbelsäulen-Rotation 0-5° bds., Halswirbelsäulen-Seitneigung 0-5° bds. Tragus-Wand-Abstand 26,5 cm, Hinterhaupt-Wand-Abstand 19,0 cm, Kinn-Sternum-Abstand 6,0 / 7,0 cm, Atembreite 1,5 cm, Ott 30,0 / 30,0 cm, mod. Schober 15,0 / 19,5 cm, Domian 2,0 cm links und 2,0 cm rechts, Finger­boden­abstand 42,0 cm und Intermalleolarabstand 71,0 cm.

Das für uns Rheumatologen Faszinierende an diesem Verlauf ist das Ansprechen auch nach langer Laufzeit der Erkrankung. Auch bei einem hohen Grad an Ankylosierung kann sich der Einsatz von Biologika noch lohnen. Es wäre fatal, es diesen Patienten mit fadenscheinigen Begründungen zu verwehren. Bei dem vorgestellten Patienten hat sich eine deutliche Besserung der Lebensqualität eingestellt. Die niedergeschlagene/depressive Stimmungslage ist ohne weitere Therapiemaßnahmen nach der zweiten Infusion mit Infliximab verschwunden.